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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey ersten Zeit.
Es setzet der Herr Rudbeck aus des Taub-
manni
Vorrede in Culicem Virgilianum,
was er daselbst von etlichen Gedichten/
die zu Friderici Barbarossae Zeiten geschrie-
ben/ herbey bringet/ ad levandam Germa-
norum
(wie er saget) summam in his rebus
inopiam,
die er doch als neue verwirfft/
und welche mit den Schwedischen nicht
zu vergleichen. Setzet so fort darauff:
Verum enim vero nostra ipsorum sponte
largiemur eis poema multo antiquius secu-
lorum nempe octo ex Ottfridi Evangeliis.

Als wenn den Teutschen dieses so unbe-
kandt/ und niemand solches vorhin ge-
sehen/ nun aber erstlich von einem Auß-
länder desthalben Bericht empfangen
müsten. Auß diesem angeführten er-
scheinet/ daß dennoch so gar nicht das
Gedächtniß der alten Teutschen Gesän-
ge verloschen/ wie Herr Rudbeck sol-
ches behaupten will/ als wann ihm al-
le und jede heimlichkeiten der Teutschen
Archiven klar vor Augen legen Denn er
spricht: Germanis Carmina, Tacito me

mo-
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Poeterey erſten Zeit.
Es ſetzet der Herr Rudbeck aus des Taub-
manni
Vorrede in Culicem Virgilianum,
was er daſelbſt von etlichen Gedichten/
die zu Friderici Barbaroſſæ Zeiten geſchrie-
ben/ herbey bringet/ ad levandam Germa-
norum
(wie er ſaget) ſummam in his rebus
inopiam,
die er doch als neue verwirfft/
und welche mit den Schwediſchen nicht
zu vergleichen. Setzet ſo fort darauff:
Verum enim vero noſtra ipſorum ſponte
largiemur eis poëma multo antiquius ſecu-
lorum nempe octo ex Ottfridi Evangeliis.

Als wenn den Teutſchen dieſes ſo unbe-
kandt/ und niemand ſolches vorhin ge-
ſehen/ nun aber erſtlich von einem Auß-
laͤnder deſthalben Bericht empfangen
muͤſten. Auß dieſem angefuͤhrten er-
ſcheinet/ daß dennoch ſo gar nicht das
Gedaͤchtniß der alten Teutſchen Geſaͤn-
ge verloſchen/ wie Herr Rudbeck ſol-
ches behaupten will/ als wann ihm al-
le und jede heimlichkeiten der Teutſchen
Archiven klar vor Augen legen Denn er
ſpricht: Germanis Carmina, Tacito me

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[291/0303] Poeterey erſten Zeit. Es ſetzet der Herr Rudbeck aus des Taub- manni Vorrede in Culicem Virgilianum, was er daſelbſt von etlichen Gedichten/ die zu Friderici Barbaroſſæ Zeiten geſchrie- ben/ herbey bringet/ ad levandam Germa- norum (wie er ſaget) ſummam in his rebus inopiam, die er doch als neue verwirfft/ und welche mit den Schwediſchen nicht zu vergleichen. Setzet ſo fort darauff: Verum enim vero noſtra ipſorum ſponte largiemur eis poëma multo antiquius ſecu- lorum nempe octo ex Ottfridi Evangeliis. Als wenn den Teutſchen dieſes ſo unbe- kandt/ und niemand ſolches vorhin ge- ſehen/ nun aber erſtlich von einem Auß- laͤnder deſthalben Bericht empfangen muͤſten. Auß dieſem angefuͤhrten er- ſcheinet/ daß dennoch ſo gar nicht das Gedaͤchtniß der alten Teutſchen Geſaͤn- ge verloſchen/ wie Herr Rudbeck ſol- ches behaupten will/ als wann ihm al- le und jede heimlichkeiten der Teutſchen Archiven klar vor Augen legen Denn er ſpricht: Germanis Carmina, Tacito me mo- t 2

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/303>, abgerufen am 22.11.2024.