Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Poeterey.
ihre Comoedien voll von sonderlicher
Erfindung. Hier in hat bey ihnen den Preiß
gehabt Lope de Vega von welchem Rapi-
nus
sagt/ daß er 300 Comoedien geschrie-
ben. Aber er irret weit/ denn es hat
Nicolaus Antonius angemerckt/ daß er
tausend achthundert geschrieben. Es
sein XXV. Tomi davon gedrückt: aber es
ist eine grössere Anzahl geschrieben/ wel-
che Nicolaus Antonius mit grossem Fleiß
erzehlet hat. Es ist aber kein wunder
daß er so viel geschrieben. Dann weil
er keiner Reime sich gebraucht/ so hat er
viel ehe damit fertig werden können. Zu
dem ist sein Trieb von Jugend auff un-
gläublich gewesen. Er hat in seiner Kind-
heit andern Knaben Verse in die Feder
gesagt/ da er die Buchstaben noch nicht
recht bilden können. Er schreibt selbst
von sich/ daß er die gantze Zeit seines Le-
bens durch/ jeden Tag fünff Bogen Pa-
pier voll geschrieben: welches wann es
zusammen gerechnet wird/ viel mehr
außtrangt. Bey so vielfanltiger Ar-

beit

Poeterey.
ihre Comœdien voll von ſonderlicher
Erfindung. Hier in hat bey ihnē den Preiß
gehabt Lope de Vega von welchem Rapi-
nus
ſagt/ daß er 300 Comœdien geſchrie-
ben. Aber er irret weit/ denn es hat
Nicolaus Antonius angemerckt/ daß er
tauſend achthundert geſchrieben. Es
ſein XXV. Tomi davon gedruͤckt: aber es
iſt eine groͤſſere Anzahl geſchrieben/ wel-
che Nicolaus Antonius mit groſſem Fleiß
erzehlet hat. Es iſt aber kein wunder
daß er ſo viel geſchrieben. Dann weil
er keiner Reime ſich gebraucht/ ſo hat er
viel ehe damit fertig werden koͤnnen. Zu
dem iſt ſein Trieb von Jugend auff un-
glaͤublich geweſen. Er hat in ſeiner Kind-
heit andern Knaben Verſe in die Feder
geſagt/ da er die Buchſtaben noch nicht
recht bilden koͤnnen. Er ſchreibt ſelbſt
von ſich/ daß er die gantze Zeit ſeines Le-
bens durch/ jeden Tag fuͤnff Bogen Pa-
pier voll geſchrieben: welches wann es
zuſammen gerechnet wird/ viel mehr
außtrāgt. Bey ſo vielfāltiger Ar-

beit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0231" n="219"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Poeterey.</hi></fw><lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Com&#x0153;dien</hi> voll von &#x017F;onderlicher<lb/>
Erfindung. Hier in hat bey ihne&#x0304; den Preiß<lb/>
gehabt <hi rendition="#aq">Lope de Vega</hi> von welchem <hi rendition="#aq">Rapi-<lb/>
nus</hi> &#x017F;agt/ daß er 300 <hi rendition="#aq">Com&#x0153;dien</hi> ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben. Aber er irret weit/ denn es hat<lb/><hi rendition="#aq">Nicolaus Antonius</hi> angemerckt/ daß er<lb/>
tau&#x017F;end achthundert ge&#x017F;chrieben. Es<lb/>
&#x017F;ein <hi rendition="#aq">XXV. Tomi</hi> davon gedru&#x0364;ckt: aber es<lb/>
i&#x017F;t eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Anzahl ge&#x017F;chrieben/ wel-<lb/>
che <hi rendition="#aq">Nicolaus Antonius</hi> mit gro&#x017F;&#x017F;em Fleiß<lb/>
erzehlet hat. Es i&#x017F;t aber kein wunder<lb/>
daß er &#x017F;o viel ge&#x017F;chrieben. Dann weil<lb/>
er keiner Reime &#x017F;ich gebraucht/ &#x017F;o hat er<lb/>
viel ehe damit fertig werden ko&#x0364;nnen. Zu<lb/>
dem i&#x017F;t &#x017F;ein Trieb von Jugend auff un-<lb/>
gla&#x0364;ublich gewe&#x017F;en. Er hat in &#x017F;einer Kind-<lb/>
heit andern Knaben Ver&#x017F;e in die Feder<lb/>
ge&#x017F;agt/ da er die Buch&#x017F;taben noch nicht<lb/>
recht bilden ko&#x0364;nnen. Er &#x017F;chreibt &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
von &#x017F;ich/ daß er die gantze Zeit &#x017F;eines Le-<lb/>
bens durch/ jeden Tag fu&#x0364;nff Bogen Pa-<lb/>
pier voll ge&#x017F;chrieben: welches wann es<lb/>
zu&#x017F;ammen gerechnet wird/ viel mehr<lb/>
außtra&#x0304;gt. Bey &#x017F;o vielfa&#x0304;ltiger Ar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">beit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0231] Poeterey. ihre Comœdien voll von ſonderlicher Erfindung. Hier in hat bey ihnē den Preiß gehabt Lope de Vega von welchem Rapi- nus ſagt/ daß er 300 Comœdien geſchrie- ben. Aber er irret weit/ denn es hat Nicolaus Antonius angemerckt/ daß er tauſend achthundert geſchrieben. Es ſein XXV. Tomi davon gedruͤckt: aber es iſt eine groͤſſere Anzahl geſchrieben/ wel- che Nicolaus Antonius mit groſſem Fleiß erzehlet hat. Es iſt aber kein wunder daß er ſo viel geſchrieben. Dann weil er keiner Reime ſich gebraucht/ ſo hat er viel ehe damit fertig werden koͤnnen. Zu dem iſt ſein Trieb von Jugend auff un- glaͤublich geweſen. Er hat in ſeiner Kind- heit andern Knaben Verſe in die Feder geſagt/ da er die Buchſtaben noch nicht recht bilden koͤnnen. Er ſchreibt ſelbſt von ſich/ daß er die gantze Zeit ſeines Le- bens durch/ jeden Tag fuͤnff Bogen Pa- pier voll geſchrieben: welches wann es zuſammen gerechnet wird/ viel mehr außtrāgt. Bey ſo vielfāltiger Ar- beit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/231
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/231>, abgerufen am 25.11.2024.