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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das I. Cap. Von der Frantzosen
Schertzen/ Auffzugen und andern festi-
vis
den Preiß vor andern. In den Co-
moedien
haben die Frantzosen sich sehr
hervor gethan/ und hat es niemand hö-
her gebracht als Moliere, wiewol er die
Regeln der Kunst/ so der Aristoteles vor-
geschrieben/ und derer andre sich gebraucht/
weit unberschritten. Er ist aber dennoch
glücklich gewesen/ und hat seine verwe-
gene Sinnigkeit sich allen beliebt gemacht/
ob er gleich wieder der Comoedie gese-
tze/ die vornehmsten Leute des Hofes
und des Landes auff den Schauplatz ge-
bracht/ und mit ihnen seinen Schertz ge-
trieben. Sein Misantrope ist wol eins
der besten Spiele/ die er je gemacht. In
Tragoedien hat man den Corneille und an-
dere gehabt/ welche ihr Werck woll ge-
than: aber es ist nicht die Krafft der
Wörter und der Außbildungen/ welche
bey den Griechen ist. Corneille ist durch
die Cid erstlich empor kommen/ welche
mit ungläublichem Vergnügen des Hofes
und des Volcks so offt ist auff den Schau-

platz

Das I. Cap. Von der Frantzoſen
Schertzen/ Auffzugen und andern feſti-
vis
den Preiß vor andern. In den Co-
mœdien
haben die Frantzoſen ſich ſehr
hervor gethan/ und hat es niemand hoͤ-
her gebracht als Moliere, wiewol er die
Regeln der Kunſt/ ſo der Ariſtoteles vor-
geſchrieben/ uñ derer andre ſich gebraucht/
weit ūberſchritten. Er iſt aber dennoch
gluͤcklich geweſen/ und hat ſeine verwe-
gene Sinnigkeit ſich allen beliebt gemacht/
ob er gleich wieder der Comoedie geſe-
tze/ die vornehmſten Leute des Hofes
und des Landes auff den Schauplatz ge-
bracht/ und mit ihnen ſeinen Schertz ge-
trieben. Sein Miſantrope iſt wol eins
der beſten Spiele/ die er je gemacht. In
Tragœdien hat man den Corneille und an-
dere gehabt/ welche ihr Werck woll ge-
than: aber es iſt nicht die Krafft der
Woͤrter und der Außbildungen/ welche
bey den Griechen iſt. Corneille iſt durch
die Cid erſtlich empor kommen/ welche
mit unglaͤublichem Vergnuͤgen des Hofes
und des Volcks ſo offt iſt auff den Schau-

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[172/0184] Das I. Cap. Von der Frantzoſen Schertzen/ Auffzugen und andern feſti- vis den Preiß vor andern. In den Co- mœdien haben die Frantzoſen ſich ſehr hervor gethan/ und hat es niemand hoͤ- her gebracht als Moliere, wiewol er die Regeln der Kunſt/ ſo der Ariſtoteles vor- geſchrieben/ uñ derer andre ſich gebraucht/ weit ūberſchritten. Er iſt aber dennoch gluͤcklich geweſen/ und hat ſeine verwe- gene Sinnigkeit ſich allen beliebt gemacht/ ob er gleich wieder der Comoedie geſe- tze/ die vornehmſten Leute des Hofes und des Landes auff den Schauplatz ge- bracht/ und mit ihnen ſeinen Schertz ge- trieben. Sein Miſantrope iſt wol eins der beſten Spiele/ die er je gemacht. In Tragœdien hat man den Corneille und an- dere gehabt/ welche ihr Werck woll ge- than: aber es iſt nicht die Krafft der Woͤrter und der Außbildungen/ welche bey den Griechen iſt. Corneille iſt durch die Cid erſtlich empor kommen/ welche mit unglaͤublichem Vergnuͤgen des Hofes und des Volcks ſo offt iſt auff den Schau- platz

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/184>, abgerufen am 28.11.2024.