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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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und Lateinischen mit dem Teutschen.
die endigung. Die Anglo-Saxones stossen das
(g) berauß und sprechen tear die Dannen
taar welches einen Wasserstropff bedeutet:
die Alamanni haben Zaher darauß ge-
macht/ davon noch das heutige Zähr/
so eines Uhrsprungs mit dakruon und
Lacryma ist/ welches niemand glanuben
solte/ wenn er nicht die Ableitung vor
Augen sehe Das Niederlanndische Traen/
das teutsche Thrän scheint auch hievon
durch versetzung zu sein: mit welchen denn
das Griechische Wort threnos überein
kompt. Das Lateinische Wort Mens hat
gleichfals seinen Uhrsprung nicht bey den
Lateinern oder Griechen. Isidorus füh-
ret es her von memini oder eminere/ wel-
ches letztere Perotto besser gefanllt/ als daß
es von memnemai hergeführet werde. Et-
liche von metiendo. Scaliger von dem
Griechischen menuo, indico, Vossius will es
von den alten Wort Meno, dessen praeteri-
tum memini
ist/ oder auch von dem Grie-
chischen Wort menos, impetus animi her-
leiten. Welcher am nechsten trifft. Aber

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und Lateiniſchen mit dem Teutſchen.
die endigung. Die Anglo-Saxones ſtoſſē das
(g) berauß und ſprechen tear die Dānen
taar welches einen Waſſerstropff bedeutet:
die Alamanni haben Zaher darauß ge-
macht/ davon noch das heutige Zaͤhr/
ſo eines Uhrſprungs mit δακρυον und
Lacryma iſt/ welches niemand glāuben
ſolte/ wenn er nicht die Ableitung vor
Augen ſehe Das Niederlāndiſche Traen/
das teutſche Thraͤn ſcheint auch hievon
durch verſetzung zu ſein: mit welchen denn
das Griechiſche Wort ϑρῆνος uͤberein
kompt. Das Lateiniſche Wort Mens hat
gleichfals ſeinen Uhrſprung nicht bey den
Lateinern oder Griechen. Iſidorus fuͤh-
ret es her von memini oder eminere/ wel-
ches letztere Perotto beſſer gefāllt/ als daß
es von μέμνημαι hergefuͤhret werde. Et-
liche von metiendo. Scaliger von dem
Griechiſchen μηνύω, indico, Voſſius will es
von den alten Wort Meno, deſſen præteri-
tum memini
iſt/ oder auch von dem Grie-
chiſchen Wort μένος, impetus animi her-
leiten. Welcher am nechſten trifft. Aber

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[147/0159] und Lateiniſchen mit dem Teutſchen. die endigung. Die Anglo-Saxones ſtoſſē das (g) berauß und ſprechen tear die Dānen taar welches einen Waſſerstropff bedeutet: die Alamanni haben Zaher darauß ge- macht/ davon noch das heutige Zaͤhr/ ſo eines Uhrſprungs mit δακρυον und Lacryma iſt/ welches niemand glāuben ſolte/ wenn er nicht die Ableitung vor Augen ſehe Das Niederlāndiſche Traen/ das teutſche Thraͤn ſcheint auch hievon durch verſetzung zu ſein: mit welchen denn das Griechiſche Wort ϑρῆνος uͤberein kompt. Das Lateiniſche Wort Mens hat gleichfals ſeinen Uhrſprung nicht bey den Lateinern oder Griechen. Iſidorus fuͤh- ret es her von memini oder eminere/ wel- ches letztere Perotto beſſer gefāllt/ als daß es von μέμνημαι hergefuͤhret werde. Et- liche von metiendo. Scaliger von dem Griechiſchen μηνύω, indico, Voſſius will es von den alten Wort Meno, deſſen præteri- tum memini iſt/ oder auch von dem Grie- chiſchen Wort μένος, impetus animi her- leiten. Welcher am nechſten trifft. Aber ſo k 2

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/159>, abgerufen am 26.11.2024.