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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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REPUBLIK UND MONARCHIE.
tus Sertorius hatte damit begonnen die barbarischen Occidentalen
zur latinischen Civilisation anzuleiten; er gab der vornehmen
spanischen Jugend römische Tracht und hielt sie an lateinisch zu
sprechen und auf der von ihm gegründeten Bildungsanstalt in Osca
sich die höhere italische Bildung anzueignen. Bei Caesars Regie-
rungsantritt war bereits eine massenhafte, freilich der Stetigkeit
wie der Concentration grossentheils ermangelnde italische Bevöl-
kerung in allen Provinzen und Clientelstaaten vorhanden; um von
den förmlich italischen Städten in Spanien und dem südlichen
Gallien zu schweigen, erinnern wir nur an die zahlreichen Bür-
gertruppen, die Sertorius und Pompeius in Spanien, Caesar in
Gallien, Juba in Numidien, die Verfassungspartei in Africa, Ma-
kedonien, Griechenland, Kleinasien und Kreta aushoben, an die
freilich übelgestimmte lateinische Leier, auf der die Stadtpoeten
von Corduba schon im sertorianischen Kriege der römischen Feld-
herren Lob und Preis sangen, an die eben ihrer sprachlichen Ele-
ganz wegen geschätzten Uebersetzungen griechischer Poesien, die
der älteste namhafte ausseritalische Poet, Publius Terentius Varro
von der Aude kurz nach Caesars Tod veröffentlichte. -- Andrer-
seits war die Durchdringung des latinischen und des hellenischen
Wesens, man möchte sagen so alt wie Rom. Schon bei der Eini-
gung Italiens hatte die obsiegende latinische Nation alle anderen
besiegten Nationalitäten sich assimilirt, nur die einzige griechische,
so wie sie war, sich eingefügt, ohne sie äusserlich mit sich zu ver-
schmelzen. Wohin der römische Legionar kam, dahin folgte der
griechische Schulmeister, in seiner Art nicht minder ein Eroberer,
ihm nach; schon früh finden wir namhafte griechische Sprach-
lehrer ansässig am Guadalquivir und in der Anstalt von Osca ward
so gut griechisch gelehrt wie lateinisch. Die höhere römische Bil-
dung selbst war ja durchaus nichts anderes als die Verkündigung
des grossen Evangeliums hellenischer Art und Kunst im italischen
Idiom; gegen die bescheidene Anmassung der civilisirenden Er-
oberer dasselbe zunächst in ihrer Sprache den Barbaren des
Westens zu verkündigen konnte der Hellene wenigstens nicht laut
protestiren. Schon längst erblickte der Grieche überall, und am
entschiedensten eben da, wo das Nationalgefühl am reinsten und
am stärksten war, an den von barbarischer Denationalisirung be-
drohten Grenzen, wie zum Beispiel in Massalia, am Nordgestade
des schwarzen Meeres und am Euphrat und Tigris, den Schild
und das Schwert des Hellenismus in Rom; und in der That nah-
men Pompeius Städtegründungen im fernen Osten nach jahr-
hundertelanger Unterbrechung Alexanders segensreiches Werk

REPUBLIK UND MONARCHIE.
tus Sertorius hatte damit begonnen die barbarischen Occidentalen
zur latinischen Civilisation anzuleiten; er gab der vornehmen
spanischen Jugend römische Tracht und hielt sie an lateinisch zu
sprechen und auf der von ihm gegründeten Bildungsanstalt in Osca
sich die höhere italische Bildung anzueignen. Bei Caesars Regie-
rungsantritt war bereits eine massenhafte, freilich der Stetigkeit
wie der Concentration groſsentheils ermangelnde italische Bevöl-
kerung in allen Provinzen und Clientelstaaten vorhanden; um von
den förmlich italischen Städten in Spanien und dem südlichen
Gallien zu schweigen, erinnern wir nur an die zahlreichen Bür-
gertruppen, die Sertorius und Pompeius in Spanien, Caesar in
Gallien, Juba in Numidien, die Verfassungspartei in Africa, Ma-
kedonien, Griechenland, Kleinasien und Kreta aushoben, an die
freilich übelgestimmte lateinische Leier, auf der die Stadtpoeten
von Corduba schon im sertorianischen Kriege der römischen Feld-
herren Lob und Preis sangen, an die eben ihrer sprachlichen Ele-
ganz wegen geschätzten Uebersetzungen griechischer Poesien, die
der älteste namhafte auſseritalische Poet, Publius Terentius Varro
von der Aude kurz nach Caesars Tod veröffentlichte. — Andrer-
seits war die Durchdringung des latinischen und des hellenischen
Wesens, man möchte sagen so alt wie Rom. Schon bei der Eini-
gung Italiens hatte die obsiegende latinische Nation alle anderen
besiegten Nationalitäten sich assimilirt, nur die einzige griechische,
so wie sie war, sich eingefügt, ohne sie äuſserlich mit sich zu ver-
schmelzen. Wohin der römische Legionar kam, dahin folgte der
griechische Schulmeister, in seiner Art nicht minder ein Eroberer,
ihm nach; schon früh finden wir namhafte griechische Sprach-
lehrer ansässig am Guadalquivir und in der Anstalt von Osca ward
so gut griechisch gelehrt wie lateinisch. Die höhere römische Bil-
dung selbst war ja durchaus nichts anderes als die Verkündigung
des groſsen Evangeliums hellenischer Art und Kunst im italischen
Idiom; gegen die bescheidene Anmaſsung der civilisirenden Er-
oberer dasselbe zunächst in ihrer Sprache den Barbaren des
Westens zu verkündigen konnte der Hellene wenigstens nicht laut
protestiren. Schon längst erblickte der Grieche überall, und am
entschiedensten eben da, wo das Nationalgefühl am reinsten und
am stärksten war, an den von barbarischer Denationalisirung be-
drohten Grenzen, wie zum Beispiel in Massalia, am Nordgestade
des schwarzen Meeres und am Euphrat und Tigris, den Schild
und das Schwert des Hellenismus in Rom; und in der That nah-
men Pompeius Städtegründungen im fernen Osten nach jahr-
hundertelanger Unterbrechung Alexanders segensreiches Werk

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[505/0515] REPUBLIK UND MONARCHIE. tus Sertorius hatte damit begonnen die barbarischen Occidentalen zur latinischen Civilisation anzuleiten; er gab der vornehmen spanischen Jugend römische Tracht und hielt sie an lateinisch zu sprechen und auf der von ihm gegründeten Bildungsanstalt in Osca sich die höhere italische Bildung anzueignen. Bei Caesars Regie- rungsantritt war bereits eine massenhafte, freilich der Stetigkeit wie der Concentration groſsentheils ermangelnde italische Bevöl- kerung in allen Provinzen und Clientelstaaten vorhanden; um von den förmlich italischen Städten in Spanien und dem südlichen Gallien zu schweigen, erinnern wir nur an die zahlreichen Bür- gertruppen, die Sertorius und Pompeius in Spanien, Caesar in Gallien, Juba in Numidien, die Verfassungspartei in Africa, Ma- kedonien, Griechenland, Kleinasien und Kreta aushoben, an die freilich übelgestimmte lateinische Leier, auf der die Stadtpoeten von Corduba schon im sertorianischen Kriege der römischen Feld- herren Lob und Preis sangen, an die eben ihrer sprachlichen Ele- ganz wegen geschätzten Uebersetzungen griechischer Poesien, die der älteste namhafte auſseritalische Poet, Publius Terentius Varro von der Aude kurz nach Caesars Tod veröffentlichte. — Andrer- seits war die Durchdringung des latinischen und des hellenischen Wesens, man möchte sagen so alt wie Rom. Schon bei der Eini- gung Italiens hatte die obsiegende latinische Nation alle anderen besiegten Nationalitäten sich assimilirt, nur die einzige griechische, so wie sie war, sich eingefügt, ohne sie äuſserlich mit sich zu ver- schmelzen. Wohin der römische Legionar kam, dahin folgte der griechische Schulmeister, in seiner Art nicht minder ein Eroberer, ihm nach; schon früh finden wir namhafte griechische Sprach- lehrer ansässig am Guadalquivir und in der Anstalt von Osca ward so gut griechisch gelehrt wie lateinisch. Die höhere römische Bil- dung selbst war ja durchaus nichts anderes als die Verkündigung des groſsen Evangeliums hellenischer Art und Kunst im italischen Idiom; gegen die bescheidene Anmaſsung der civilisirenden Er- oberer dasselbe zunächst in ihrer Sprache den Barbaren des Westens zu verkündigen konnte der Hellene wenigstens nicht laut protestiren. Schon längst erblickte der Grieche überall, und am entschiedensten eben da, wo das Nationalgefühl am reinsten und am stärksten war, an den von barbarischer Denationalisirung be- drohten Grenzen, wie zum Beispiel in Massalia, am Nordgestade des schwarzen Meeres und am Euphrat und Tigris, den Schild und das Schwert des Hellenismus in Rom; und in der That nah- men Pompeius Städtegründungen im fernen Osten nach jahr- hundertelanger Unterbrechung Alexanders segensreiches Werk

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/515>, abgerufen am 29.11.2024.