Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.PHARSALOS. wältigen war, richteten sich die Anstrengungen der Belagerer dar-auf seine Flotte zu vernichten und ihn von der See abzuschnei- den, auf der die Zufuhr ihm zukam. Die Leuchtthurminsel und der Damm, durch den sie mit dem Festland zusammenhing, theilte den Hafen in eine westliche und eine östliche Hälfte, die durch zwei Bogenöffnungen des Dammes mit einander in Verbindung standen. Die Bürger beherrschten den Damm und den West-, Caesar die Insel und den Osthafen; da die alexandrinische Flotte verbrannt war, fuhren seine Schiffe ungehindert ab und zu und es misslang den Alexandrinern dieselben durch Brander, die aus dem West- in den Osthafen gesandt wurden, zu vernichten. Sie stellten darauf mit den Resten ihres Arsenals ein kleines Geschwa- der her und verlegten Caesars Schiffen, als dieselben eine Trans- portflotte mit einer aus Kleinasien nachgekommenen Legion her- einbugsirten, mit diesem den Weg. Diesmal wurden Caesars vor- treffliche rhodische Seeleute des Feindes Herr; indess gelang es nicht lange darauf den Bürgern sich der Leuchtthurminsel zu be- mächtigen* und von da aus die schmale und klippige Mündung des Osthafens grösseren Schiffen gänzlich zu sperren; so dass Cae- sars Flotte genöthigt war auf der offenen Rhede vor dem Ostha- fen zu stationiren und seine Verbindung mit der See nur noch an einem schwachen Faden hing. Auf jener Rhede wurde zu wie- derholten Malen Caesars Flotte von der überlegenen feindlichen Seemacht angegriffen; sie konnte dem ungleichen Kampf nicht ausweichen, da der Verlust der Leuchtthurminsel ihr den Rückzug in den inneren Hafen verschloss, noch auch das Weite suchen, da der Verlust der Rhede Caesar ganz von der See abgesperrt haben würde; so musste sie schlagen, so oft es dem Gegner beliebte, und ward sie ein einziges Mal überwunden, so war Caesar voll- ständig eingeschlossen. Wenn auch die tapfern Legionare, un- terstützt durch die Gewandtheit der rhodischen Matrosen, bisher noch immer diese Gefechte zu Gunsten der Römer entschieden hatten, so erneuerten und steigerten doch die Alexandriner mit unermüdeter Beharrlichkeit ihre Flottenrüstungen und bei jedem Seetreffen stand die Existenz der Belagerten auf dem Spiel. Es ward schlechterdings nöthig einen Versuch zur Wiedergewinnung * Der Verlust der Leuchtthurminsel muss nebst der Schilderung eines
zweiten Seetreffens, in dem die bei Chersonesos geschlagene ägyptische Flotte vernichtet ward, in der Lücke b. Alex. 12 ausgefallen sein, da die Insel anfänglich ja in Caesars Gewalt war (b. c. 3, 112. b. Alex. 8). Der Damm muss beständig in der Gewalt der Feinde geblieben sein, da Caesar mit der Insel zu Wasser communicirte. PHARSALOS. wältigen war, richteten sich die Anstrengungen der Belagerer dar-auf seine Flotte zu vernichten und ihn von der See abzuschnei- den, auf der die Zufuhr ihm zukam. Die Leuchtthurminsel und der Damm, durch den sie mit dem Festland zusammenhing, theilte den Hafen in eine westliche und eine östliche Hälfte, die durch zwei Bogenöffnungen des Dammes mit einander in Verbindung standen. Die Bürger beherrschten den Damm und den West-, Caesar die Insel und den Osthafen; da die alexandrinische Flotte verbrannt war, fuhren seine Schiffe ungehindert ab und zu und es miſslang den Alexandrinern dieselben durch Brander, die aus dem West- in den Osthafen gesandt wurden, zu vernichten. Sie stellten darauf mit den Resten ihres Arsenals ein kleines Geschwa- der her und verlegten Caesars Schiffen, als dieselben eine Trans- portflotte mit einer aus Kleinasien nachgekommenen Legion her- einbugsirten, mit diesem den Weg. Diesmal wurden Caesars vor- treffliche rhodische Seeleute des Feindes Herr; indeſs gelang es nicht lange darauf den Bürgern sich der Leuchtthurminsel zu be- mächtigen* und von da aus die schmale und klippige Mündung des Osthafens gröſseren Schiffen gänzlich zu sperren; so daſs Cae- sars Flotte genöthigt war auf der offenen Rhede vor dem Ostha- fen zu stationiren und seine Verbindung mit der See nur noch an einem schwachen Faden hing. Auf jener Rhede wurde zu wie- derholten Malen Caesars Flotte von der überlegenen feindlichen Seemacht angegriffen; sie konnte dem ungleichen Kampf nicht ausweichen, da der Verlust der Leuchtthurminsel ihr den Rückzug in den inneren Hafen verschloſs, noch auch das Weite suchen, da der Verlust der Rhede Caesar ganz von der See abgesperrt haben würde; so muſste sie schlagen, so oft es dem Gegner beliebte, und ward sie ein einziges Mal überwunden, so war Caesar voll- ständig eingeschlossen. Wenn auch die tapfern Legionare, un- terstützt durch die Gewandtheit der rhodischen Matrosen, bisher noch immer diese Gefechte zu Gunsten der Römer entschieden hatten, so erneuerten und steigerten doch die Alexandriner mit unermüdeter Beharrlichkeit ihre Flottenrüstungen und bei jedem Seetreffen stand die Existenz der Belagerten auf dem Spiel. Es ward schlechterdings nöthig einen Versuch zur Wiedergewinnung * Der Verlust der Leuchtthurminsel muſs nebst der Schilderung eines
zweiten Seetreffens, in dem die bei Chersonesos geschlagene ägyptische Flotte vernichtet ward, in der Lücke b. Alex. 12 ausgefallen sein, da die Insel anfänglich ja in Caesars Gewalt war (b. c. 3, 112. b. Alex. 8). Der Damm muſs beständig in der Gewalt der Feinde geblieben sein, da Caesar mit der Insel zu Wasser communicirte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0417" n="407"/><fw place="top" type="header">PHARSALOS.</fw><lb/> wältigen war, richteten sich die Anstrengungen der Belagerer dar-<lb/> auf seine Flotte zu vernichten und ihn von der See abzuschnei-<lb/> den, auf der die Zufuhr ihm zukam. Die Leuchtthurminsel und<lb/> der Damm, durch den sie mit dem Festland zusammenhing, theilte<lb/> den Hafen in eine westliche und eine östliche Hälfte, die durch<lb/> zwei Bogenöffnungen des Dammes mit einander in Verbindung<lb/> standen. Die Bürger beherrschten den Damm und den West-,<lb/> Caesar die Insel und den Osthafen; da die alexandrinische Flotte<lb/> verbrannt war, fuhren seine Schiffe ungehindert ab und zu und<lb/> es miſslang den Alexandrinern dieselben durch Brander, die aus<lb/> dem West- in den Osthafen gesandt wurden, zu vernichten. Sie<lb/> stellten darauf mit den Resten ihres Arsenals ein kleines Geschwa-<lb/> der her und verlegten Caesars Schiffen, als dieselben eine Trans-<lb/> portflotte mit einer aus Kleinasien nachgekommenen Legion her-<lb/> einbugsirten, mit diesem den Weg. Diesmal wurden Caesars vor-<lb/> treffliche rhodische Seeleute des Feindes Herr; indeſs gelang es<lb/> nicht lange darauf den Bürgern sich der Leuchtthurminsel zu be-<lb/> mächtigen<note place="foot" n="*">Der Verlust der Leuchtthurminsel muſs nebst der Schilderung eines<lb/> zweiten Seetreffens, in dem die bei Chersonesos geschlagene ägyptische<lb/> Flotte vernichtet ward, in der Lücke <hi rendition="#i">b. Alex.</hi> 12 ausgefallen sein, da die<lb/> Insel anfänglich ja in Caesars Gewalt war (<hi rendition="#i">b. c.</hi> 3, 112. <hi rendition="#i">b. Alex.</hi> 8). Der<lb/> Damm muſs beständig in der Gewalt der Feinde geblieben sein, da Caesar<lb/> mit der Insel zu Wasser communicirte.</note> und von da aus die schmale und klippige Mündung<lb/> des Osthafens gröſseren Schiffen gänzlich zu sperren; so daſs Cae-<lb/> sars Flotte genöthigt war auf der offenen Rhede vor dem Ostha-<lb/> fen zu stationiren und seine Verbindung mit der See nur noch an<lb/> einem schwachen Faden hing. Auf jener Rhede wurde zu wie-<lb/> derholten Malen Caesars Flotte von der überlegenen feindlichen<lb/> Seemacht angegriffen; sie konnte dem ungleichen Kampf nicht<lb/> ausweichen, da der Verlust der Leuchtthurminsel ihr den Rückzug<lb/> in den inneren Hafen verschloſs, noch auch das Weite suchen, da<lb/> der Verlust der Rhede Caesar ganz von der See abgesperrt haben<lb/> würde; so muſste sie schlagen, so oft es dem Gegner beliebte,<lb/> und ward sie ein einziges Mal überwunden, so war Caesar voll-<lb/> ständig eingeschlossen. Wenn auch die tapfern Legionare, un-<lb/> terstützt durch die Gewandtheit der rhodischen Matrosen, bisher<lb/> noch immer diese Gefechte zu Gunsten der Römer entschieden<lb/> hatten, so erneuerten und steigerten doch die Alexandriner mit<lb/> unermüdeter Beharrlichkeit ihre Flottenrüstungen und bei jedem<lb/> Seetreffen stand die Existenz der Belagerten auf dem Spiel. Es<lb/> ward schlechterdings nöthig einen Versuch zur Wiedergewinnung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [407/0417]
PHARSALOS.
wältigen war, richteten sich die Anstrengungen der Belagerer dar-
auf seine Flotte zu vernichten und ihn von der See abzuschnei-
den, auf der die Zufuhr ihm zukam. Die Leuchtthurminsel und
der Damm, durch den sie mit dem Festland zusammenhing, theilte
den Hafen in eine westliche und eine östliche Hälfte, die durch
zwei Bogenöffnungen des Dammes mit einander in Verbindung
standen. Die Bürger beherrschten den Damm und den West-,
Caesar die Insel und den Osthafen; da die alexandrinische Flotte
verbrannt war, fuhren seine Schiffe ungehindert ab und zu und
es miſslang den Alexandrinern dieselben durch Brander, die aus
dem West- in den Osthafen gesandt wurden, zu vernichten. Sie
stellten darauf mit den Resten ihres Arsenals ein kleines Geschwa-
der her und verlegten Caesars Schiffen, als dieselben eine Trans-
portflotte mit einer aus Kleinasien nachgekommenen Legion her-
einbugsirten, mit diesem den Weg. Diesmal wurden Caesars vor-
treffliche rhodische Seeleute des Feindes Herr; indeſs gelang es
nicht lange darauf den Bürgern sich der Leuchtthurminsel zu be-
mächtigen * und von da aus die schmale und klippige Mündung
des Osthafens gröſseren Schiffen gänzlich zu sperren; so daſs Cae-
sars Flotte genöthigt war auf der offenen Rhede vor dem Ostha-
fen zu stationiren und seine Verbindung mit der See nur noch an
einem schwachen Faden hing. Auf jener Rhede wurde zu wie-
derholten Malen Caesars Flotte von der überlegenen feindlichen
Seemacht angegriffen; sie konnte dem ungleichen Kampf nicht
ausweichen, da der Verlust der Leuchtthurminsel ihr den Rückzug
in den inneren Hafen verschloſs, noch auch das Weite suchen, da
der Verlust der Rhede Caesar ganz von der See abgesperrt haben
würde; so muſste sie schlagen, so oft es dem Gegner beliebte,
und ward sie ein einziges Mal überwunden, so war Caesar voll-
ständig eingeschlossen. Wenn auch die tapfern Legionare, un-
terstützt durch die Gewandtheit der rhodischen Matrosen, bisher
noch immer diese Gefechte zu Gunsten der Römer entschieden
hatten, so erneuerten und steigerten doch die Alexandriner mit
unermüdeter Beharrlichkeit ihre Flottenrüstungen und bei jedem
Seetreffen stand die Existenz der Belagerten auf dem Spiel. Es
ward schlechterdings nöthig einen Versuch zur Wiedergewinnung
* Der Verlust der Leuchtthurminsel muſs nebst der Schilderung eines
zweiten Seetreffens, in dem die bei Chersonesos geschlagene ägyptische
Flotte vernichtet ward, in der Lücke b. Alex. 12 ausgefallen sein, da die
Insel anfänglich ja in Caesars Gewalt war (b. c. 3, 112. b. Alex. 8). Der
Damm muſs beständig in der Gewalt der Feinde geblieben sein, da Caesar
mit der Insel zu Wasser communicirte.
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