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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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FÜNFTES BUCH. KAPITEL X.
verhindern und das Corps des Antonius einzeln zum Schlagen
zu zwingen, nahm eine neue Stellung bei Asparagion an dem
Flusse Genusos (Uschkomobin), der dem Apsos parallel zwischen
diesem und der Stadt Dyrrhachion fliesst, und hielt hier sich wie-
der unbeweglich. Caesar fühlte jetzt sich stark genug eine Schlacht
zu liefern; da Pompeius*-darauf nicht einging, versuchte er, eben
wie in der Stellung vor Herda, sich zwischen das feindliche Lager
und die Festung, auf die es sich stützte, zu werfen. Pompeius
erkannte die Absicht seines Gegners nicht rechtzeitig und seine
Truppen standen denen Caesars an Marschirfähigkeit weit nach;
es gelang diesem zwischen Dyrrhachion und dem feindlichen Heer
sich festzusetzen, indess die Resultate der gelungenen Opera-
tion waren gering. Die Kette des Graba Balkan, die in der Rich-
tung von Osten nach Westen streichend am adriatischen Meere
in der schmalen Landzunge von Dyrrhachion endigt, entsendet
drei Meilen östlich von Dyrrhachion in südwestlicher Richtung
einen Seitenarm, der in bogenförmiger Richtung ebenfalls zum
Meere sich wendet. Der Haupt- und der Seitenarm des Gebirges
schliessen zwischen sich eine kleine um eine Klippe am Meeres-
strand sich ausbreitende Ebene ein. Hier nahm Pompeius jetzt
sein Lager, und obwohl die caesarische Armee ihm den Landweg
nach Dyrrhachion verlegt hielt, blieb er doch mit Hülfe seiner
Flotte fortwährend mit Dyrrhachion in Verbindung und ward von
dort mit allem Nöthigen reichlich und bequem versehen, während
bei den Caesarianern, trotz starker Detachirungen in das Hinter-
land und trotz aller Anstrengung des Feldherrn ein geordnetes
Fuhrwesen und damit eine regelmässige Verpflegung zu organi-
siren, es doch mehr als knapp herging und Fleisch, Gerste, ja
Wurzeln sehr häufig die Stelle des gewohnten Weizens vertreten
mussten. Da der phlegmatische Gegner beharrlich bei seiner Pas-
sivität blieb, entschloss sich Caesar den Höhenkreis zu besetzen,
der die von Pompeius eingenommene Strandebene einschloss, um
wenigstens die überlegene feindliche Reiterei festzustellen und un-
gestörter gegen Dyrrhachion operiren zu können, wo möglich aber
den Gegner entweder zur Schlacht oder zur Einschiffung zu nö-
thigen. Von Caesars Truppen war beinahe die Hälfte ins Binnen-
land detachirt; es schien fast abenteuerlich mit dem Rest eine
vielleicht doppelt so zahlreiche concentrirt aufgestellte auf die See
und die Flotte gestützte Armee gewissermassen belagern zu wollen.
Dennoch schlossen Caesars Veteranen unter unsäglichen Anstren-
gungen das pompeianische Lager mit einer drei und eine halbe
deutsche Meile langen Postenkette ein und fügten später, eben

FÜNFTES BUCH. KAPITEL X.
verhindern und das Corps des Antonius einzeln zum Schlagen
zu zwingen, nahm eine neue Stellung bei Asparagion an dem
Flusse Genusos (Uschkomobin), der dem Apsos parallel zwischen
diesem und der Stadt Dyrrhachion flieſst, und hielt hier sich wie-
der unbeweglich. Caesar fühlte jetzt sich stark genug eine Schlacht
zu liefern; da Pompeius*-darauf nicht einging, versuchte er, eben
wie in der Stellung vor Herda, sich zwischen das feindliche Lager
und die Festung, auf die es sich stützte, zu werfen. Pompeius
erkannte die Absicht seines Gegners nicht rechtzeitig und seine
Truppen standen denen Caesars an Marschirfähigkeit weit nach;
es gelang diesem zwischen Dyrrhachion und dem feindlichen Heer
sich festzusetzen, indeſs die Resultate der gelungenen Opera-
tion waren gering. Die Kette des Graba Balkan, die in der Rich-
tung von Osten nach Westen streichend am adriatischen Meere
in der schmalen Landzunge von Dyrrhachion endigt, entsendet
drei Meilen östlich von Dyrrhachion in südwestlicher Richtung
einen Seitenarm, der in bogenförmiger Richtung ebenfalls zum
Meere sich wendet. Der Haupt- und der Seitenarm des Gebirges
schlieſsen zwischen sich eine kleine um eine Klippe am Meeres-
strand sich ausbreitende Ebene ein. Hier nahm Pompeius jetzt
sein Lager, und obwohl die caesarische Armee ihm den Landweg
nach Dyrrhachion verlegt hielt, blieb er doch mit Hülfe seiner
Flotte fortwährend mit Dyrrhachion in Verbindung und ward von
dort mit allem Nöthigen reichlich und bequem versehen, während
bei den Caesarianern, trotz starker Detachirungen in das Hinter-
land und trotz aller Anstrengung des Feldherrn ein geordnetes
Fuhrwesen und damit eine regelmäſsige Verpflegung zu organi-
siren, es doch mehr als knapp herging und Fleisch, Gerste, ja
Wurzeln sehr häufig die Stelle des gewohnten Weizens vertreten
muſsten. Da der phlegmatische Gegner beharrlich bei seiner Pas-
sivität blieb, entschloſs sich Caesar den Höhenkreis zu besetzen,
der die von Pompeius eingenommene Strandebene einschloſs, um
wenigstens die überlegene feindliche Reiterei festzustellen und un-
gestörter gegen Dyrrhachion operiren zu können, wo möglich aber
den Gegner entweder zur Schlacht oder zur Einschiffung zu nö-
thigen. Von Caesars Truppen war beinahe die Hälfte ins Binnen-
land detachirt; es schien fast abenteuerlich mit dem Rest eine
vielleicht doppelt so zahlreiche concentrirt aufgestellte auf die See
und die Flotte gestützte Armee gewissermaſsen belagern zu wollen.
Dennoch schlossen Caesars Veteranen unter unsäglichen Anstren-
gungen das pompeianische Lager mit einer drei und eine halbe
deutsche Meile langen Postenkette ein und fügten später, eben

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[386/0396] FÜNFTES BUCH. KAPITEL X. verhindern und das Corps des Antonius einzeln zum Schlagen zu zwingen, nahm eine neue Stellung bei Asparagion an dem Flusse Genusos (Uschkomobin), der dem Apsos parallel zwischen diesem und der Stadt Dyrrhachion flieſst, und hielt hier sich wie- der unbeweglich. Caesar fühlte jetzt sich stark genug eine Schlacht zu liefern; da Pompeius*-darauf nicht einging, versuchte er, eben wie in der Stellung vor Herda, sich zwischen das feindliche Lager und die Festung, auf die es sich stützte, zu werfen. Pompeius erkannte die Absicht seines Gegners nicht rechtzeitig und seine Truppen standen denen Caesars an Marschirfähigkeit weit nach; es gelang diesem zwischen Dyrrhachion und dem feindlichen Heer sich festzusetzen, indeſs die Resultate der gelungenen Opera- tion waren gering. Die Kette des Graba Balkan, die in der Rich- tung von Osten nach Westen streichend am adriatischen Meere in der schmalen Landzunge von Dyrrhachion endigt, entsendet drei Meilen östlich von Dyrrhachion in südwestlicher Richtung einen Seitenarm, der in bogenförmiger Richtung ebenfalls zum Meere sich wendet. Der Haupt- und der Seitenarm des Gebirges schlieſsen zwischen sich eine kleine um eine Klippe am Meeres- strand sich ausbreitende Ebene ein. Hier nahm Pompeius jetzt sein Lager, und obwohl die caesarische Armee ihm den Landweg nach Dyrrhachion verlegt hielt, blieb er doch mit Hülfe seiner Flotte fortwährend mit Dyrrhachion in Verbindung und ward von dort mit allem Nöthigen reichlich und bequem versehen, während bei den Caesarianern, trotz starker Detachirungen in das Hinter- land und trotz aller Anstrengung des Feldherrn ein geordnetes Fuhrwesen und damit eine regelmäſsige Verpflegung zu organi- siren, es doch mehr als knapp herging und Fleisch, Gerste, ja Wurzeln sehr häufig die Stelle des gewohnten Weizens vertreten muſsten. Da der phlegmatische Gegner beharrlich bei seiner Pas- sivität blieb, entschloſs sich Caesar den Höhenkreis zu besetzen, der die von Pompeius eingenommene Strandebene einschloſs, um wenigstens die überlegene feindliche Reiterei festzustellen und un- gestörter gegen Dyrrhachion operiren zu können, wo möglich aber den Gegner entweder zur Schlacht oder zur Einschiffung zu nö- thigen. Von Caesars Truppen war beinahe die Hälfte ins Binnen- land detachirt; es schien fast abenteuerlich mit dem Rest eine vielleicht doppelt so zahlreiche concentrirt aufgestellte auf die See und die Flotte gestützte Armee gewissermaſsen belagern zu wollen. Dennoch schlossen Caesars Veteranen unter unsäglichen Anstren- gungen das pompeianische Lager mit einer drei und eine halbe deutsche Meile langen Postenkette ein und fügten später, eben

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/396>, abgerufen am 18.12.2024.