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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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harren. Dennoch, obwohl im Kriegsrath manche Stimmen, na-
mentlich die gewichtige des Lucius Aurunculeius Cotta diese An-
sicht vertraten, entschied sich der Commandant dafür den Vor-
schlag des Ambiorix anzunehmen. Kaum waren die römischen
Truppen in einem schmalen Thal eine halbe Meile vom Lager an-
gelangt, als sie sich von den Eburonen umzingelt und jeden Aus-
weg gesperrt fanden. Sie versuchten mit den Waffen sich den Weg
zu öffnen; allein die Eburonen liessen sich auf kein Nahgefecht
ein und begnügten sich aus ihren unangreifbaren Stellungen ihre
Geschosse in den Knäuel der Römer zu entsenden. Wie verwirrt
begehrte Sabinus, gleichsam Rettung vor dem Verrath bei dem
Verräther suchend, eine Zusammenkunft mit Ambiorix; sie wurde
gewährt und er und die ihn begleitenden Offiziere erst entwaff-
net, dann niedergemacht. Nach dem Fall des Befehlshabers war-
fen sich die Eburonen von allen Seiten zugleich auf die erschöpf-
ten und verzweifelten Römer und brachen ihre Reihen; die Mei-
sten, unter ihnen der schon früher verwundete Cotta, fanden bei
diesem Angriff ihren Tod; ein kleiner Theil, dem es gelungen
war das verlassene Lager wieder zu gewinnen, stürzte sich wäh-
rend der folgenden Nacht in die eigenen Schwerter. Der ganze
Heerhaufen war vernichtet. -- Dieser Erfolg, wie die Insurgenten
ihn selber kaum gehofft haben mochten, steigerte die Gährung
unter den keltischen Patrioten so gewaltig, dass die Römer mit
Ausnahme der Haeduer und der Remer keines einzigen Districts
ferner sicher waren und an verschiedenen Puncten die Insurrec-
tion losbrach. Der Treverer Indutiomarus, durch welchen schon
die Eburonen, als Clienten der Treverer, hauptsächlich zum Los-
schlagen bestimmt worden waren, rief seinen Gau unter die Waf-
fen; auch die Seegaue erhoben sich. Vor allen Dingen verfolgten
die Eburonen ihren Sieg. Verstärkt durch das Aufgebot der Adua-
tuker, die gern die Gelegenheit ergriffen das von Caesar ihnen
zugefügte Leid zu vergelten, und der mächtigen und noch unbe-
zwungenen Menapier, erschienen sie in dem Gebiet der Nervier,
welche sogleich sich anschlossen, und der ganze also auf 60000
Köpfe angeschwollene Schwarm rückte vor das im nervischen Gau
befindliche römische Lager. Quintus Cicero, der hier comman-
dirte, hatte mit seinem schwachen Corps einen schweren Stand,
namentlich als die Belagerer, von dem Feinde lernend, Wälle und
Gräben, Schilddächer und bewegliche Thürme in römischer Weise
aufführten und die strohgedeckten Lagerhütten mit Brandschleu-
dern und Brandspeeren überschütteten. Die einzige Hoffnung der
Belagerten beruhte auf Caesar, der nicht allzuweit entfernt in der

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harren. Dennoch, obwohl im Kriegsrath manche Stimmen, na-
mentlich die gewichtige des Lucius Aurunculeius Cotta diese An-
sicht vertraten, entschied sich der Commandant dafür den Vor-
schlag des Ambiorix anzunehmen. Kaum waren die römischen
Truppen in einem schmalen Thal eine halbe Meile vom Lager an-
gelangt, als sie sich von den Eburonen umzingelt und jeden Aus-
weg gesperrt fanden. Sie versuchten mit den Waffen sich den Weg
zu öffnen; allein die Eburonen lieſsen sich auf kein Nahgefecht
ein und begnügten sich aus ihren unangreifbaren Stellungen ihre
Geschosse in den Knäuel der Römer zu entsenden. Wie verwirrt
begehrte Sabinus, gleichsam Rettung vor dem Verrath bei dem
Verräther suchend, eine Zusammenkunft mit Ambiorix; sie wurde
gewährt und er und die ihn begleitenden Offiziere erst entwaff-
net, dann niedergemacht. Nach dem Fall des Befehlshabers war-
fen sich die Eburonen von allen Seiten zugleich auf die erschöpf-
ten und verzweifelten Römer und brachen ihre Reihen; die Mei-
sten, unter ihnen der schon früher verwundete Cotta, fanden bei
diesem Angriff ihren Tod; ein kleiner Theil, dem es gelungen
war das verlassene Lager wieder zu gewinnen, stürzte sich wäh-
rend der folgenden Nacht in die eigenen Schwerter. Der ganze
Heerhaufen war vernichtet. — Dieser Erfolg, wie die Insurgenten
ihn selber kaum gehofft haben mochten, steigerte die Gährung
unter den keltischen Patrioten so gewaltig, daſs die Römer mit
Ausnahme der Haeduer und der Remer keines einzigen Districts
ferner sicher waren und an verschiedenen Puncten die Insurrec-
tion losbrach. Der Treverer Indutiomarus, durch welchen schon
die Eburonen, als Clienten der Treverer, hauptsächlich zum Los-
schlagen bestimmt worden waren, rief seinen Gau unter die Waf-
fen; auch die Seegaue erhoben sich. Vor allen Dingen verfolgten
die Eburonen ihren Sieg. Verstärkt durch das Aufgebot der Adua-
tuker, die gern die Gelegenheit ergriffen das von Caesar ihnen
zugefügte Leid zu vergelten, und der mächtigen und noch unbe-
zwungenen Menapier, erschienen sie in dem Gebiet der Nervier,
welche sogleich sich anschlossen, und der ganze also auf 60000
Köpfe angeschwollene Schwarm rückte vor das im nervischen Gau
befindliche römische Lager. Quintus Cicero, der hier comman-
dirte, hatte mit seinem schwachen Corps einen schweren Stand,
namentlich als die Belagerer, von dem Feinde lernend, Wälle und
Gräben, Schilddächer und bewegliche Thürme in römischer Weise
aufführten und die strohgedeckten Lagerhütten mit Brandschleu-
dern und Brandspeeren überschütteten. Die einzige Hoffnung der
Belagerten beruhte auf Caesar, der nicht allzuweit entfernt in der

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[250/0260] FÜNFTES BUCH. KAPITEL VII. harren. Dennoch, obwohl im Kriegsrath manche Stimmen, na- mentlich die gewichtige des Lucius Aurunculeius Cotta diese An- sicht vertraten, entschied sich der Commandant dafür den Vor- schlag des Ambiorix anzunehmen. Kaum waren die römischen Truppen in einem schmalen Thal eine halbe Meile vom Lager an- gelangt, als sie sich von den Eburonen umzingelt und jeden Aus- weg gesperrt fanden. Sie versuchten mit den Waffen sich den Weg zu öffnen; allein die Eburonen lieſsen sich auf kein Nahgefecht ein und begnügten sich aus ihren unangreifbaren Stellungen ihre Geschosse in den Knäuel der Römer zu entsenden. Wie verwirrt begehrte Sabinus, gleichsam Rettung vor dem Verrath bei dem Verräther suchend, eine Zusammenkunft mit Ambiorix; sie wurde gewährt und er und die ihn begleitenden Offiziere erst entwaff- net, dann niedergemacht. Nach dem Fall des Befehlshabers war- fen sich die Eburonen von allen Seiten zugleich auf die erschöpf- ten und verzweifelten Römer und brachen ihre Reihen; die Mei- sten, unter ihnen der schon früher verwundete Cotta, fanden bei diesem Angriff ihren Tod; ein kleiner Theil, dem es gelungen war das verlassene Lager wieder zu gewinnen, stürzte sich wäh- rend der folgenden Nacht in die eigenen Schwerter. Der ganze Heerhaufen war vernichtet. — Dieser Erfolg, wie die Insurgenten ihn selber kaum gehofft haben mochten, steigerte die Gährung unter den keltischen Patrioten so gewaltig, daſs die Römer mit Ausnahme der Haeduer und der Remer keines einzigen Districts ferner sicher waren und an verschiedenen Puncten die Insurrec- tion losbrach. Der Treverer Indutiomarus, durch welchen schon die Eburonen, als Clienten der Treverer, hauptsächlich zum Los- schlagen bestimmt worden waren, rief seinen Gau unter die Waf- fen; auch die Seegaue erhoben sich. Vor allen Dingen verfolgten die Eburonen ihren Sieg. Verstärkt durch das Aufgebot der Adua- tuker, die gern die Gelegenheit ergriffen das von Caesar ihnen zugefügte Leid zu vergelten, und der mächtigen und noch unbe- zwungenen Menapier, erschienen sie in dem Gebiet der Nervier, welche sogleich sich anschlossen, und der ganze also auf 60000 Köpfe angeschwollene Schwarm rückte vor das im nervischen Gau befindliche römische Lager. Quintus Cicero, der hier comman- dirte, hatte mit seinem schwachen Corps einen schweren Stand, namentlich als die Belagerer, von dem Feinde lernend, Wälle und Gräben, Schilddächer und bewegliche Thürme in römischer Weise aufführten und die strohgedeckten Lagerhütten mit Brandschleu- dern und Brandspeeren überschütteten. Die einzige Hoffnung der Belagerten beruhte auf Caesar, der nicht allzuweit entfernt in der

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/260>, abgerufen am 27.11.2024.