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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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FÜNFTES BUCH. KAPITEL VI.
ratificirt, jedoch zugleich ausgedehnt auf die kretischen Legionen
des Metellus und was schlimmer war, es wurde nicht ausge-
führt, da die Gemeindekasse leer und der Senat nicht gemeint
war die Domänen für diesen Zweck anzugreifen. Pompeius, daran
verzweifelnd der zähen und tückischen Opposition des Rathes
Herr zu werden, wandte sich an die Bürgerschaft. Allein er ver-
stand es noch weniger auf diesem Gebiet sich zu bewegen. Die
demokratischen Führer, obwohl sie ihm nicht offen entgegen
wirkten, hatten doch auch durchaus keine Ursache seine Inter-
essen zu den ihrigen zu machen und hielten sich bei Seite. Pom-
peius eigene Werkzeuge, wie zum Beispiel die durch seinen Ein-
fluss und zum Theil für sein Geld gewählten Consuln Marcus Pu-
pius Piso 693 und Lucius Afranius 694, erwiesen sich als un-
geschickt und unbrauchbar. Als endlich durch den Volkstribun
Lucius Flavius in Form eines allgemeinen Ackergesetzes Pom-
peius Begehren wegen der Landanweisung für seine alten Solda-
ten an die Bürgerschaft gebracht ward, blieb der von den Demo-
kraten nicht unterstützte, von den Aristokraten offen bekämpfte
Antrag in der Minorität (Anf. 694). Fast demüthig buhlte der
hochgestellte Feldherr jetzt um die Gunst der Massen, wie denn auf
seinen Antrieb durch ein vom Prätor Metellus Nepos eingebrach-
tes Gesetz die italischen Zölle abgeschafft wurden (694). Aber er
spielte den Demagogen ohne Geschick und ohne Glück; sein An-
sehen litt darunter und was er wollte, erreichte er nicht. Er hatte
sich vollständig festgezogen. Einer seiner Gegner fasst seine da-
malige politische Stellung dahin zusammen, dass er bemüht sei
,seinen gestickten Triumphalmantel schweigend zu conserviren'.
Es blieb ihm in der That nichts übrig als sich zu ärgern.

Da bot sich eine neue Combination dar. Der Führer der
demokratischen Partei hatte die politische Windstille, die zu-
nächst auf den Rücktritt des bisherigen Machthabers gefolgt war,
in seinem Interesse thätig benutzt. Als Pompeius aus Asien zu-
rückkam, war Caesar wenig mehr gewesen als was auch Catilina
war: der Chef einer fast in einen complottirenden Club übergegan-
genen politischen Partei und ein bankerotter Mann. Seitdem aber
hatte er nach verwalteter Prätur (692) die Statthalterschaft des
diesseitigen Spanien übernommen und dadurch Mittel gefunden
theils seiner Schulden sich zu entledigen, theils zu einer militä-
rischen Stellung und einem militärischen Ruf den Grund zu legen.
Sein alter Freund und Bundesgenosse Crassus meinte den Rück-
halt gegen Pompeius, den er an Piso verloren hatte (S. 160), jetzt
an Caesar wieder zu finden und hatte dadurch sich bestimmen

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ratificirt, jedoch zugleich ausgedehnt auf die kretischen Legionen
des Metellus und was schlimmer war, es wurde nicht ausge-
führt, da die Gemeindekasse leer und der Senat nicht gemeint
war die Domänen für diesen Zweck anzugreifen. Pompeius, daran
verzweifelnd der zähen und tückischen Opposition des Rathes
Herr zu werden, wandte sich an die Bürgerschaft. Allein er ver-
stand es noch weniger auf diesem Gebiet sich zu bewegen. Die
demokratischen Führer, obwohl sie ihm nicht offen entgegen
wirkten, hatten doch auch durchaus keine Ursache seine Inter-
essen zu den ihrigen zu machen und hielten sich bei Seite. Pom-
peius eigene Werkzeuge, wie zum Beispiel die durch seinen Ein-
fluſs und zum Theil für sein Geld gewählten Consuln Marcus Pu-
pius Piso 693 und Lucius Afranius 694, erwiesen sich als un-
geschickt und unbrauchbar. Als endlich durch den Volkstribun
Lucius Flavius in Form eines allgemeinen Ackergesetzes Pom-
peius Begehren wegen der Landanweisung für seine alten Solda-
ten an die Bürgerschaft gebracht ward, blieb der von den Demo-
kraten nicht unterstützte, von den Aristokraten offen bekämpfte
Antrag in der Minorität (Anf. 694). Fast demüthig buhlte der
hochgestellte Feldherr jetzt um die Gunst der Massen, wie denn auf
seinen Antrieb durch ein vom Prätor Metellus Nepos eingebrach-
tes Gesetz die italischen Zölle abgeschafft wurden (694). Aber er
spielte den Demagogen ohne Geschick und ohne Glück; sein An-
sehen litt darunter und was er wollte, erreichte er nicht. Er hatte
sich vollständig festgezogen. Einer seiner Gegner faſst seine da-
malige politische Stellung dahin zusammen, daſs er bemüht sei
‚seinen gestickten Triumphalmantel schweigend zu conserviren‘.
Es blieb ihm in der That nichts übrig als sich zu ärgern.

Da bot sich eine neue Combination dar. Der Führer der
demokratischen Partei hatte die politische Windstille, die zu-
nächst auf den Rücktritt des bisherigen Machthabers gefolgt war,
in seinem Interesse thätig benutzt. Als Pompeius aus Asien zu-
rückkam, war Caesar wenig mehr gewesen als was auch Catilina
war: der Chef einer fast in einen complottirenden Club übergegan-
genen politischen Partei und ein bankerotter Mann. Seitdem aber
hatte er nach verwalteter Prätur (692) die Statthalterschaft des
diesseitigen Spanien übernommen und dadurch Mittel gefunden
theils seiner Schulden sich zu entledigen, theils zu einer militä-
rischen Stellung und einem militärischen Ruf den Grund zu legen.
Sein alter Freund und Bundesgenosse Crassus meinte den Rück-
halt gegen Pompeius, den er an Piso verloren hatte (S. 160), jetzt
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[188/0198] FÜNFTES BUCH. KAPITEL VI. ratificirt, jedoch zugleich ausgedehnt auf die kretischen Legionen des Metellus und was schlimmer war, es wurde nicht ausge- führt, da die Gemeindekasse leer und der Senat nicht gemeint war die Domänen für diesen Zweck anzugreifen. Pompeius, daran verzweifelnd der zähen und tückischen Opposition des Rathes Herr zu werden, wandte sich an die Bürgerschaft. Allein er ver- stand es noch weniger auf diesem Gebiet sich zu bewegen. Die demokratischen Führer, obwohl sie ihm nicht offen entgegen wirkten, hatten doch auch durchaus keine Ursache seine Inter- essen zu den ihrigen zu machen und hielten sich bei Seite. Pom- peius eigene Werkzeuge, wie zum Beispiel die durch seinen Ein- fluſs und zum Theil für sein Geld gewählten Consuln Marcus Pu- pius Piso 693 und Lucius Afranius 694, erwiesen sich als un- geschickt und unbrauchbar. Als endlich durch den Volkstribun Lucius Flavius in Form eines allgemeinen Ackergesetzes Pom- peius Begehren wegen der Landanweisung für seine alten Solda- ten an die Bürgerschaft gebracht ward, blieb der von den Demo- kraten nicht unterstützte, von den Aristokraten offen bekämpfte Antrag in der Minorität (Anf. 694). Fast demüthig buhlte der hochgestellte Feldherr jetzt um die Gunst der Massen, wie denn auf seinen Antrieb durch ein vom Prätor Metellus Nepos eingebrach- tes Gesetz die italischen Zölle abgeschafft wurden (694). Aber er spielte den Demagogen ohne Geschick und ohne Glück; sein An- sehen litt darunter und was er wollte, erreichte er nicht. Er hatte sich vollständig festgezogen. Einer seiner Gegner faſst seine da- malige politische Stellung dahin zusammen, daſs er bemüht sei ‚seinen gestickten Triumphalmantel schweigend zu conserviren‘. Es blieb ihm in der That nichts übrig als sich zu ärgern. Da bot sich eine neue Combination dar. Der Führer der demokratischen Partei hatte die politische Windstille, die zu- nächst auf den Rücktritt des bisherigen Machthabers gefolgt war, in seinem Interesse thätig benutzt. Als Pompeius aus Asien zu- rückkam, war Caesar wenig mehr gewesen als was auch Catilina war: der Chef einer fast in einen complottirenden Club übergegan- genen politischen Partei und ein bankerotter Mann. Seitdem aber hatte er nach verwalteter Prätur (692) die Statthalterschaft des diesseitigen Spanien übernommen und dadurch Mittel gefunden theils seiner Schulden sich zu entledigen, theils zu einer militä- rischen Stellung und einem militärischen Ruf den Grund zu legen. Sein alter Freund und Bundesgenosse Crassus meinte den Rück- halt gegen Pompeius, den er an Piso verloren hatte (S. 160), jetzt an Caesar wieder zu finden und hatte dadurch sich bestimmen

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/198>, abgerufen am 28.11.2024.