Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.POMPEIUS UND DER OSTEN. auf der Conferenz von Luca sich neu consolidirte, wurde zugleichauch diese Angelegenheit geordnet, nachdem Ptolemaeos noch sich zur Erlegung weiterer 10000 Talente (17 Mill. Thlr.) ver- standen hatte: der Statthalter Syriens Aulus Gabinius erhielt jetzt von den Machthabern Befehl sofort zur Zurückführung des Königs die nöthigen Schritte zu thun. Die Bürgerschaft von Alexandreia hatte inzwischen des vertriebenen Königs ältester Tochter Berenike die Krone aufgesetzt und ihr in der Person eines der geistlichen Fürsten des römischen Asiens, des Hochpriesters von Komana Archelaos (S. 137) einen Gemahl gegeben, der Ehr- geiz genug hatte um eine ansehnliche Stellung für den schwan- kenden Thron der Lagiden daranzugeben. Seine Versuche die römischen Machthaber für sich zu gewinnen blieben ohne Erfolg; aber er schrak auch nicht zurück vor dem Gedanken sein neues Reich mit den Waffen in der Hand selbst gegen die Römer be- haupten zu müssen. Gabinius, zwar ohne ostensible Vollmacht den Krieg gegen Aegypten zu beginnen, aber von den Macht- habern dazu angewiesen, nahm die angebliche Förderung der Pi- raterie durch die Aegypter und den Flottenbau des Archelaos zum Vorwand und brach ungesäumt auf gegen die aegyptische Grenze (699). Der Marsch durch die Sandwüste zwischen Gaza und Pelusion, an der so manche gegen Aegypten gerichtete In- vasion gescheitert war, ward diesmal glücklich zurückgelegt, was besonders dem raschen und geschickten Führer der Reiterei Mar- cus Antonius verdankt ward. Auch die Grenzfestung Pelusion wurde von der dort stehenden jüdischen Besatzung ohne Gegen- wehr übergeben. Vorwärts dieser Stadt traf das römische Heer auf das aegyptische und schlug es, wobei Antonius wiederum sich auszeichnete. Also gelangte die erste römische Armee an den Nil, wo Flotte und Heer der Aegypter zum letzten entschei- denden Kampfe sich aufgestellt hatten. Aber die Römer siegten abermals und Archelaos selbst fand hier mit vielen der Seinigen kämpfend den Tod. Sofort nach dieser Schlacht ergab sich die Hauptstadt und damit war jeder Widerstand am Ende. Das un- glückliche Land ward seinem rechtmässigen Zwingherrn überlie- fert: das Henken und Köpfen, womit ohne des ritterlichen Anto- nius Dazwischenkunft Ptolemaeos die Wiederherstellung des le- gitimen Regiments bereits in Pelusion zu feiern begonnen haben würde, ging nun ungehemmt seinen Gang und vor allen andern ward die unschuldige Tochter von dem Vater auf das Schaffot gesandt. Die Bezahlung des mit den Machthabern vereinbarten Lohnes scheiterte an der absoluten Unmöglichkeit dem ausgeso- 10 *
POMPEIUS UND DER OSTEN. auf der Conferenz von Luca sich neu consolidirte, wurde zugleichauch diese Angelegenheit geordnet, nachdem Ptolemaeos noch sich zur Erlegung weiterer 10000 Talente (17 Mill. Thlr.) ver- standen hatte: der Statthalter Syriens Aulus Gabinius erhielt jetzt von den Machthabern Befehl sofort zur Zurückführung des Königs die nöthigen Schritte zu thun. Die Bürgerschaft von Alexandreia hatte inzwischen des vertriebenen Königs ältester Tochter Berenike die Krone aufgesetzt und ihr in der Person eines der geistlichen Fürsten des römischen Asiens, des Hochpriesters von Komana Archelaos (S. 137) einen Gemahl gegeben, der Ehr- geiz genug hatte um eine ansehnliche Stellung für den schwan- kenden Thron der Lagiden daranzugeben. Seine Versuche die römischen Machthaber für sich zu gewinnen blieben ohne Erfolg; aber er schrak auch nicht zurück vor dem Gedanken sein neues Reich mit den Waffen in der Hand selbst gegen die Römer be- haupten zu müssen. Gabinius, zwar ohne ostensible Vollmacht den Krieg gegen Aegypten zu beginnen, aber von den Macht- habern dazu angewiesen, nahm die angebliche Förderung der Pi- raterie durch die Aegypter und den Flottenbau des Archelaos zum Vorwand und brach ungesäumt auf gegen die aegyptische Grenze (699). Der Marsch durch die Sandwüste zwischen Gaza und Pelusion, an der so manche gegen Aegypten gerichtete In- vasion gescheitert war, ward diesmal glücklich zurückgelegt, was besonders dem raschen und geschickten Führer der Reiterei Mar- cus Antonius verdankt ward. Auch die Grenzfestung Pelusion wurde von der dort stehenden jüdischen Besatzung ohne Gegen- wehr übergeben. Vorwärts dieser Stadt traf das römische Heer auf das aegyptische und schlug es, wobei Antonius wiederum sich auszeichnete. Also gelangte die erste römische Armee an den Nil, wo Flotte und Heer der Aegypter zum letzten entschei- denden Kampfe sich aufgestellt hatten. Aber die Römer siegten abermals und Archelaos selbst fand hier mit vielen der Seinigen kämpfend den Tod. Sofort nach dieser Schlacht ergab sich die Hauptstadt und damit war jeder Widerstand am Ende. Das un- glückliche Land ward seinem rechtmäſsigen Zwingherrn überlie- fert: das Henken und Köpfen, womit ohne des ritterlichen Anto- nius Dazwischenkunft Ptolemaeos die Wiederherstellung des le- gitimen Regiments bereits in Pelusion zu feiern begonnen haben würde, ging nun ungehemmt seinen Gang und vor allen andern ward die unschuldige Tochter von dem Vater auf das Schaffot gesandt. Die Bezahlung des mit den Machthabern vereinbarten Lohnes scheiterte an der absoluten Unmöglichkeit dem ausgeso- 10 *
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POMPEIUS UND DER OSTEN.
auf der Conferenz von Luca sich neu consolidirte, wurde zugleich
auch diese Angelegenheit geordnet, nachdem Ptolemaeos noch
sich zur Erlegung weiterer 10000 Talente (17 Mill. Thlr.) ver-
standen hatte: der Statthalter Syriens Aulus Gabinius erhielt
jetzt von den Machthabern Befehl sofort zur Zurückführung des
Königs die nöthigen Schritte zu thun. Die Bürgerschaft von
Alexandreia hatte inzwischen des vertriebenen Königs ältester
Tochter Berenike die Krone aufgesetzt und ihr in der Person eines
der geistlichen Fürsten des römischen Asiens, des Hochpriesters
von Komana Archelaos (S. 137) einen Gemahl gegeben, der Ehr-
geiz genug hatte um eine ansehnliche Stellung für den schwan-
kenden Thron der Lagiden daranzugeben. Seine Versuche die
römischen Machthaber für sich zu gewinnen blieben ohne Erfolg;
aber er schrak auch nicht zurück vor dem Gedanken sein neues
Reich mit den Waffen in der Hand selbst gegen die Römer be-
haupten zu müssen. Gabinius, zwar ohne ostensible Vollmacht
den Krieg gegen Aegypten zu beginnen, aber von den Macht-
habern dazu angewiesen, nahm die angebliche Förderung der Pi-
raterie durch die Aegypter und den Flottenbau des Archelaos
zum Vorwand und brach ungesäumt auf gegen die aegyptische
Grenze (699). Der Marsch durch die Sandwüste zwischen Gaza
und Pelusion, an der so manche gegen Aegypten gerichtete In-
vasion gescheitert war, ward diesmal glücklich zurückgelegt, was
besonders dem raschen und geschickten Führer der Reiterei Mar-
cus Antonius verdankt ward. Auch die Grenzfestung Pelusion
wurde von der dort stehenden jüdischen Besatzung ohne Gegen-
wehr übergeben. Vorwärts dieser Stadt traf das römische Heer
auf das aegyptische und schlug es, wobei Antonius wiederum
sich auszeichnete. Also gelangte die erste römische Armee an
den Nil, wo Flotte und Heer der Aegypter zum letzten entschei-
denden Kampfe sich aufgestellt hatten. Aber die Römer siegten
abermals und Archelaos selbst fand hier mit vielen der Seinigen
kämpfend den Tod. Sofort nach dieser Schlacht ergab sich die
Hauptstadt und damit war jeder Widerstand am Ende. Das un-
glückliche Land ward seinem rechtmäſsigen Zwingherrn überlie-
fert: das Henken und Köpfen, womit ohne des ritterlichen Anto-
nius Dazwischenkunft Ptolemaeos die Wiederherstellung des le-
gitimen Regiments bereits in Pelusion zu feiern begonnen haben
würde, ging nun ungehemmt seinen Gang und vor allen andern
ward die unschuldige Tochter von dem Vater auf das Schaffot
gesandt. Die Bezahlung des mit den Machthabern vereinbarten
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