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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN.
halb gezwungen auf die Seite der Aetoler und man säumte
nicht dies bei dem Seleukiden geltend zu machen.

Antiochos entschloss sich. Der Bruch mit Rom, so sehr
man auch bemüht war ihn durch das diplomatische Palliativ
der Gesandtschaften hinauszuschieben, liess sich nicht länger
mehr vermeiden. Schon im Frühling 561 hatte Flamininus,
der fortfuhr im Senat in den östlichen Angelegenheiten das
entscheidende Wort zu haben, den Boten des Königs Menip-
pos und Hegesianax das römische Ultimatum ausgesprochen:
entweder aus Europa zu weichen und in Asien nach seinem
Gutdünken zu schalten, oder Thrakien zu behalten und das
Schutzrecht der Römer über Smyrna, Lampsakos und Alexan-
dreia Troas sich gefallen zu lassen. Dieselben Forderungen
waren im Frühling 562 noch einmal verhandelt worden auf
einer Zusammenkunft der römischen Gesandten Publius Sul-
picius und Publius Villius mit dem König in Ephesos, seinem
Hauptwaffenplatz und Standquartier in Kleinasien; man hatte
von beiden Seiten sich getrennt mit der Ueberzeugung, dass
eine friedliche Einigung nicht möglich sei. In Rom war seit-
dem der Krieg beschlossen. Schon im Sommer 562 erschien
eine römische Flotte von 30 Segeln mit 3000 Soldaten an
Bord unter Aulus Atilius Serranus vor Gythion, wo ihr Ein-
treffen den Abschluss des Vertrags zwischen den Achaeern und
Spartanern beschleunigte; die sicilische und italische Ostküste
wurde stark besetzt, um etwanigen Landungsversuchen sogleich
zu begegnen; für den Herbst ward in Griechenland ein Land-
heer erwartet. Flamininus bereiste im Auftrag des Senats seit
dem Frühjahr 562 Griechenland, um die Intriguen der Ge-
genpartei zu hintertreiben und so weit möglich die unzeitige
Räumung Griechenlands wieder gut zu machen. Bei den
Aetolern war es schon so weit gekommen, dass die Tagsatzung
förmlich den Krieg gegen Rom beschloss. Dagegen gelang es
dem Flamininus Chalkis für die Römer zu retten, indem er
eine Besatzung von 500 Achaeern und 500 Pergamenern hin-
einwarf. Er machte ferner einen Versuch Demetrias wieder
zu gewinnen und die Magneten schwankten. Wenn auch
einige kleinasiatische Städte, die Antiochos vor dem Beginn
des grossen Kriegs zu bezwingen sich vorgenommen, noch
widerstanden, er durfte jetzt nicht länger zögern mit der Lan-
dung, wofern er nicht die Römer all die Vortheile wiedergewin-
nen lassen wollte, die sie durch die Entfernung ihrer Besatzun-
gen aus Griechenland zwei Jahre zuvor aufgegeben hatten. Er

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DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN.
halb gezwungen auf die Seite der Aetoler und man säumte
nicht dies bei dem Seleukiden geltend zu machen.

Antiochos entschloſs sich. Der Bruch mit Rom, so sehr
man auch bemüht war ihn durch das diplomatische Palliativ
der Gesandtschaften hinauszuschieben, lieſs sich nicht länger
mehr vermeiden. Schon im Frühling 561 hatte Flamininus,
der fortfuhr im Senat in den östlichen Angelegenheiten das
entscheidende Wort zu haben, den Boten des Königs Menip-
pos und Hegesianax das römische Ultimatum ausgesprochen:
entweder aus Europa zu weichen und in Asien nach seinem
Gutdünken zu schalten, oder Thrakien zu behalten und das
Schutzrecht der Römer über Smyrna, Lampsakos und Alexan-
dreia Troas sich gefallen zu lassen. Dieselben Forderungen
waren im Frühling 562 noch einmal verhandelt worden auf
einer Zusammenkunft der römischen Gesandten Publius Sul-
picius und Publius Villius mit dem König in Ephesos, seinem
Hauptwaffenplatz und Standquartier in Kleinasien; man hatte
von beiden Seiten sich getrennt mit der Ueberzeugung, daſs
eine friedliche Einigung nicht möglich sei. In Rom war seit-
dem der Krieg beschlossen. Schon im Sommer 562 erschien
eine römische Flotte von 30 Segeln mit 3000 Soldaten an
Bord unter Aulus Atilius Serranus vor Gythion, wo ihr Ein-
treffen den Abschluſs des Vertrags zwischen den Achaeern und
Spartanern beschleunigte; die sicilische und italische Ostküste
wurde stark besetzt, um etwanigen Landungsversuchen sogleich
zu begegnen; für den Herbst ward in Griechenland ein Land-
heer erwartet. Flamininus bereiste im Auftrag des Senats seit
dem Frühjahr 562 Griechenland, um die Intriguen der Ge-
genpartei zu hintertreiben und so weit möglich die unzeitige
Räumung Griechenlands wieder gut zu machen. Bei den
Aetolern war es schon so weit gekommen, daſs die Tagsatzung
förmlich den Krieg gegen Rom beschloss. Dagegen gelang es
dem Flamininus Chalkis für die Römer zu retten, indem er
eine Besatzung von 500 Achaeern und 500 Pergamenern hin-
einwarf. Er machte ferner einen Versuch Demetrias wieder
zu gewinnen und die Magneten schwankten. Wenn auch
einige kleinasiatische Städte, die Antiochos vor dem Beginn
des groſsen Kriegs zu bezwingen sich vorgenommen, noch
widerstanden, er durfte jetzt nicht länger zögern mit der Lan-
dung, wofern er nicht die Römer all die Vortheile wiedergewin-
nen lassen wollte, die sie durch die Entfernung ihrer Besatzun-
gen aus Griechenland zwei Jahre zuvor aufgegeben hatten. Er

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[547/0561] DER KRIEG GEGEN ANTIOCHOS VON ASIEN. halb gezwungen auf die Seite der Aetoler und man säumte nicht dies bei dem Seleukiden geltend zu machen. Antiochos entschloſs sich. Der Bruch mit Rom, so sehr man auch bemüht war ihn durch das diplomatische Palliativ der Gesandtschaften hinauszuschieben, lieſs sich nicht länger mehr vermeiden. Schon im Frühling 561 hatte Flamininus, der fortfuhr im Senat in den östlichen Angelegenheiten das entscheidende Wort zu haben, den Boten des Königs Menip- pos und Hegesianax das römische Ultimatum ausgesprochen: entweder aus Europa zu weichen und in Asien nach seinem Gutdünken zu schalten, oder Thrakien zu behalten und das Schutzrecht der Römer über Smyrna, Lampsakos und Alexan- dreia Troas sich gefallen zu lassen. Dieselben Forderungen waren im Frühling 562 noch einmal verhandelt worden auf einer Zusammenkunft der römischen Gesandten Publius Sul- picius und Publius Villius mit dem König in Ephesos, seinem Hauptwaffenplatz und Standquartier in Kleinasien; man hatte von beiden Seiten sich getrennt mit der Ueberzeugung, daſs eine friedliche Einigung nicht möglich sei. In Rom war seit- dem der Krieg beschlossen. Schon im Sommer 562 erschien eine römische Flotte von 30 Segeln mit 3000 Soldaten an Bord unter Aulus Atilius Serranus vor Gythion, wo ihr Ein- treffen den Abschluſs des Vertrags zwischen den Achaeern und Spartanern beschleunigte; die sicilische und italische Ostküste wurde stark besetzt, um etwanigen Landungsversuchen sogleich zu begegnen; für den Herbst ward in Griechenland ein Land- heer erwartet. Flamininus bereiste im Auftrag des Senats seit dem Frühjahr 562 Griechenland, um die Intriguen der Ge- genpartei zu hintertreiben und so weit möglich die unzeitige Räumung Griechenlands wieder gut zu machen. Bei den Aetolern war es schon so weit gekommen, daſs die Tagsatzung förmlich den Krieg gegen Rom beschloss. Dagegen gelang es dem Flamininus Chalkis für die Römer zu retten, indem er eine Besatzung von 500 Achaeern und 500 Pergamenern hin- einwarf. Er machte ferner einen Versuch Demetrias wieder zu gewinnen und die Magneten schwankten. Wenn auch einige kleinasiatische Städte, die Antiochos vor dem Beginn des groſsen Kriegs zu bezwingen sich vorgenommen, noch widerstanden, er durfte jetzt nicht länger zögern mit der Lan- dung, wofern er nicht die Römer all die Vortheile wiedergewin- nen lassen wollte, die sie durch die Entfernung ihrer Besatzun- gen aus Griechenland zwei Jahre zuvor aufgegeben hatten. Er 35*

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/561>, abgerufen am 22.11.2024.