Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.DRITTES BUCH. KAPITEL VIII. müsse; als daher Philippos Gesandte in Rom erschienen, be-gnügte man sich sie zu fragen, ob sie Vollmacht hätten auf ganz Griechenland, namentlich auf Korinth, Chalkis und De- metrias zu verzichten, und da sie dies verneinten, brach man sofort die Unterhandlungen ab und beschloss die energische Fortsetzung des Krieges. Mit Hülfe der Volkstribunen gelang es dem Senat den so nachtheiligen Wechsel des Oberbefehls zu verhindern und Flamininus das Commando zu verlängern; er erhielt bedeutende Verstärkung und die beiden früheren Oberbefehlshaber Publius Galba und Publius Villius wurden angewiesen sich ihm zur Verfügung zu stellen. Auch Philip- pos entschloss sich noch einmal die Feldschlacht zu wagen. Um Griechenland zu sichern, wo jetzt alle Staaten mit Ausnahme der Akarnanen und Boeoter gegen ihn in Waf- fen standen, wurde die Besatzung von Korinth bis auf 6000 Mann verstärkt, während er selbst, die letzten Kräfte des er- schöpften Makedonien aufbietend und Kinder und Greise in die Phalanx einreihend, ein Heer von etwa 26000 Mann, dar- unter 16000 makedonische Phalangiten aufzustellen vermochte. So begann der vierte Feldzug 557. Flamininus schickte einen Theil der Flotte gegen die Akarnanen, die in Leukas belagert wurden; im eigentlichen Griechenland bemächtigte er sich durch List der boeotischen Hauptstadt Thebae, wodurch sich die Boeoter gezwungen sahen dem Bündniss gegen Rom we- nigstens dem Namen nach beizutreten. Zufrieden hiedurch die Verbindung zwischen Korinth und Chalkis gesprengt zu haben, wandte er sich nach Norden, wo allein die Entscheidung fallen konnte. Die grosse Schwierigkeit, auf die in dem feindlichen und grossentheils öden Lande die Verpflegung des Heeres stiess und die schon oft die Operationen gehemmt hatte, sollte die Flotte beseitigen, die die Aufgabe hatte das Heer längs der Küste zu begleiten und ihm die aus Africa, Sicilien und Sar- dinien gesandten Vorräthe nachzuführen. Indess die Entschei- dung kam früher, als Flamininus gehofft hatte. Philippos, un- geduldig und zuversichtlich wie er war, konnte es nicht aus- halten den Feind an der makedonischen Grenze zu erwarten; nachdem er bei Dion sein Heer gesammelt hatte, rückte er durch den Tempepass in Thessalien ein und traf mit dem ihm entgegenrückenden feindlichen Heer in der Gegend von Skotussa zusammen. Beide Heere, das makedonische und das römische, das durch Zuzüge der Apolloniaten, der Atha- manen und der von Nabis gesandten Kretenser, besonders DRITTES BUCH. KAPITEL VIII. müsse; als daher Philippos Gesandte in Rom erschienen, be-gnügte man sich sie zu fragen, ob sie Vollmacht hätten auf ganz Griechenland, namentlich auf Korinth, Chalkis und De- metrias zu verzichten, und da sie dies verneinten, brach man sofort die Unterhandlungen ab und beschloſs die energische Fortsetzung des Krieges. Mit Hülfe der Volkstribunen gelang es dem Senat den so nachtheiligen Wechsel des Oberbefehls zu verhindern und Flamininus das Commando zu verlängern; er erhielt bedeutende Verstärkung und die beiden früheren Oberbefehlshaber Publius Galba und Publius Villius wurden angewiesen sich ihm zur Verfügung zu stellen. Auch Philip- pos entschloſs sich noch einmal die Feldschlacht zu wagen. Um Griechenland zu sichern, wo jetzt alle Staaten mit Ausnahme der Akarnanen und Boeoter gegen ihn in Waf- fen standen, wurde die Besatzung von Korinth bis auf 6000 Mann verstärkt, während er selbst, die letzten Kräfte des er- schöpften Makedonien aufbietend und Kinder und Greise in die Phalanx einreihend, ein Heer von etwa 26000 Mann, dar- unter 16000 makedonische Phalangiten aufzustellen vermochte. So begann der vierte Feldzug 557. Flamininus schickte einen Theil der Flotte gegen die Akarnanen, die in Leukas belagert wurden; im eigentlichen Griechenland bemächtigte er sich durch List der boeotischen Hauptstadt Thebae, wodurch sich die Boeoter gezwungen sahen dem Bündniſs gegen Rom we- nigstens dem Namen nach beizutreten. Zufrieden hiedurch die Verbindung zwischen Korinth und Chalkis gesprengt zu haben, wandte er sich nach Norden, wo allein die Entscheidung fallen konnte. Die groſse Schwierigkeit, auf die in dem feindlichen und groſsentheils öden Lande die Verpflegung des Heeres stieſs und die schon oft die Operationen gehemmt hatte, sollte die Flotte beseitigen, die die Aufgabe hatte das Heer längs der Küste zu begleiten und ihm die aus Africa, Sicilien und Sar- dinien gesandten Vorräthe nachzuführen. Indeſs die Entschei- dung kam früher, als Flamininus gehofft hatte. Philippos, un- geduldig und zuversichtlich wie er war, konnte es nicht aus- halten den Feind an der makedonischen Grenze zu erwarten; nachdem er bei Dion sein Heer gesammelt hatte, rückte er durch den Tempepaſs in Thessalien ein und traf mit dem ihm entgegenrückenden feindlichen Heer in der Gegend von Skotussa zusammen. Beide Heere, das makedonische und das römische, das durch Zuzüge der Apolloniaten, der Atha- manen und der von Nabis gesandten Kretenser, besonders <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0544" n="530"/><fw place="top" type="header">DRITTES BUCH. 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DRITTES BUCH. KAPITEL VIII.
müsse; als daher Philippos Gesandte in Rom erschienen, be-
gnügte man sich sie zu fragen, ob sie Vollmacht hätten auf
ganz Griechenland, namentlich auf Korinth, Chalkis und De-
metrias zu verzichten, und da sie dies verneinten, brach man
sofort die Unterhandlungen ab und beschloſs die energische
Fortsetzung des Krieges. Mit Hülfe der Volkstribunen gelang
es dem Senat den so nachtheiligen Wechsel des Oberbefehls
zu verhindern und Flamininus das Commando zu verlängern;
er erhielt bedeutende Verstärkung und die beiden früheren
Oberbefehlshaber Publius Galba und Publius Villius wurden
angewiesen sich ihm zur Verfügung zu stellen. Auch Philip-
pos entschloſs sich noch einmal die Feldschlacht zu wagen.
Um Griechenland zu sichern, wo jetzt alle Staaten mit
Ausnahme der Akarnanen und Boeoter gegen ihn in Waf-
fen standen, wurde die Besatzung von Korinth bis auf 6000
Mann verstärkt, während er selbst, die letzten Kräfte des er-
schöpften Makedonien aufbietend und Kinder und Greise in
die Phalanx einreihend, ein Heer von etwa 26000 Mann, dar-
unter 16000 makedonische Phalangiten aufzustellen vermochte.
So begann der vierte Feldzug 557. Flamininus schickte einen
Theil der Flotte gegen die Akarnanen, die in Leukas belagert
wurden; im eigentlichen Griechenland bemächtigte er sich
durch List der boeotischen Hauptstadt Thebae, wodurch sich
die Boeoter gezwungen sahen dem Bündniſs gegen Rom we-
nigstens dem Namen nach beizutreten. Zufrieden hiedurch die
Verbindung zwischen Korinth und Chalkis gesprengt zu haben,
wandte er sich nach Norden, wo allein die Entscheidung fallen
konnte. Die groſse Schwierigkeit, auf die in dem feindlichen
und groſsentheils öden Lande die Verpflegung des Heeres stieſs
und die schon oft die Operationen gehemmt hatte, sollte die
Flotte beseitigen, die die Aufgabe hatte das Heer längs der
Küste zu begleiten und ihm die aus Africa, Sicilien und Sar-
dinien gesandten Vorräthe nachzuführen. Indeſs die Entschei-
dung kam früher, als Flamininus gehofft hatte. Philippos, un-
geduldig und zuversichtlich wie er war, konnte es nicht aus-
halten den Feind an der makedonischen Grenze zu erwarten;
nachdem er bei Dion sein Heer gesammelt hatte, rückte er
durch den Tempepaſs in Thessalien ein und traf mit dem
ihm entgegenrückenden feindlichen Heer in der Gegend von
Skotussa zusammen. Beide Heere, das makedonische und
das römische, das durch Zuzüge der Apolloniaten, der Atha-
manen und der von Nabis gesandten Kretenser, besonders
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