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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DER WESTEN NACH DEM HANNIBALISCHEN FRIEDEN.
fand bei der Landung in Emporiae das ganze diesseitige
Spanien von den Insurgenten überschwemmt; kaum dass diese
Hafenstadt und im innern Lande ein paar Burgen noch für
Rom behauptet wurden. Es kam zur offenen Feldschlacht
zwischen den Insurgenten und dem consularischen Heer, in
der nach hartem Kampf Mann gegen Mann endlich die römi-
sche Kriegskunst mit der gesparten Reserve den Tag entschied,
worauf das ganze diesseitige Spanien seine Unterwerfung ein-
sandte. Indess wie wenig es mit derselben ernstlich gemeint
war, zeigte die theilweise Schilderhebung, die auf das irrige
Gerücht von der Heimkehr des Consuls nach Rom sofort
wieder stattfand. Nachdem die Gemeinden, die zum zweiten-
mal sich aufgelehnt hatten, schnell bezwungen und in Masse
in die Sclaverei verkauft waren, ordnete Cato eine allgemeine
Entwaffnung der Spanier in der diesseitigen Provinz an und
erliess an die sämmtlichen Städte der Eingebornen von den
Pyrenäen bis zum Guadalquivir den Befehl ihre Mauern an
einem und demselben Tage niederzureissen; welchem Gebot die
wenigsten die Erfüllung zu verweigern wagten, da man nicht
wusste, wie weit es sich erstrecke, und keine Zeit war sich
zu verständigen. Von den wenigen widerspenstigen Gemeinden
fügten demnächst sich die meisten, als das römische Heer
vor ihren Mauern erschien, ohne den Sturm zu erwarten. --
Diese energischen Massregeln waren allerdings nicht ohne
bleibenden Erfolg. Allein nichts desto weniger hatte man
fast jährlich in der ,friedlichen Provinz' ein Gebirgsthal oder
ein Bergcastell zum Gehorsam zu bringen und die stetigen
Einfälle der Lusitanier in die jenseitige Provinz endigten ge-
legentlich mit derben Niederlagen der Römer; wie zum Bei-
spiel 563 ein römisches Heer nach starkem Verlust sein
Lager im Stich lassen und in Eilmärschen in die ruhigern
Landschaften zurückkehren musste. Erst ein Sieg, den der
Prätor Lucius Aemilius Paullus 565, und ein zweiter noch
bedeutenderer, den der tapfere Prätor Gaius Calpurnius jen-
seit des Tagus 569 über die Lusitanier erfocht, schaffte auf
einige Zeit Ruhe. Im diesseitigen Spanien ward die nomi-
nelle Herrschaft der Römer über die keltiberischen Völker-
schaften ernstlicher festgestellt durch Quintus Fulvius Flaccus,
der nach einem grossen Siege über dieselben 573 wenigstens
die nächstliegenden Cantone zur Unterwerfung zwang, und
mehr noch durch seinen Nachfolger Tiberius Gracchus (575.
576), welcher seine Erfolge nicht bloss den Waffen verdankte,

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DER WESTEN NACH DEM HANNIBALISCHEN FRIEDEN.
fand bei der Landung in Emporiae das ganze diesseitige
Spanien von den Insurgenten überschwemmt; kaum daſs diese
Hafenstadt und im innern Lande ein paar Burgen noch für
Rom behauptet wurden. Es kam zur offenen Feldschlacht
zwischen den Insurgenten und dem consularischen Heer, in
der nach hartem Kampf Mann gegen Mann endlich die römi-
sche Kriegskunst mit der gesparten Reserve den Tag entschied,
worauf das ganze diesseitige Spanien seine Unterwerfung ein-
sandte. Indeſs wie wenig es mit derselben ernstlich gemeint
war, zeigte die theilweise Schilderhebung, die auf das irrige
Gerücht von der Heimkehr des Consuls nach Rom sofort
wieder stattfand. Nachdem die Gemeinden, die zum zweiten-
mal sich aufgelehnt hatten, schnell bezwungen und in Masse
in die Sclaverei verkauft waren, ordnete Cato eine allgemeine
Entwaffnung der Spanier in der diesseitigen Provinz an und
erlieſs an die sämmtlichen Städte der Eingebornen von den
Pyrenäen bis zum Guadalquivir den Befehl ihre Mauern an
einem und demselben Tage niederzureiſsen; welchem Gebot die
wenigsten die Erfüllung zu verweigern wagten, da man nicht
wuſste, wie weit es sich erstrecke, und keine Zeit war sich
zu verständigen. Von den wenigen widerspenstigen Gemeinden
fügten demnächst sich die meisten, als das römische Heer
vor ihren Mauern erschien, ohne den Sturm zu erwarten. —
Diese energischen Maſsregeln waren allerdings nicht ohne
bleibenden Erfolg. Allein nichts desto weniger hatte man
fast jährlich in der ‚friedlichen Provinz‘ ein Gebirgsthal oder
ein Bergcastell zum Gehorsam zu bringen und die stetigen
Einfälle der Lusitanier in die jenseitige Provinz endigten ge-
legentlich mit derben Niederlagen der Römer; wie zum Bei-
spiel 563 ein römisches Heer nach starkem Verlust sein
Lager im Stich lassen und in Eilmärschen in die ruhigern
Landschaften zurückkehren muſste. Erst ein Sieg, den der
Prätor Lucius Aemilius Paullus 565, und ein zweiter noch
bedeutenderer, den der tapfere Prätor Gaius Calpurnius jen-
seit des Tagus 569 über die Lusitanier erfocht, schaffte auf
einige Zeit Ruhe. Im diesseitigen Spanien ward die nomi-
nelle Herrschaft der Römer über die keltiberischen Völker-
schaften ernstlicher festgestellt durch Quintus Fulvius Flaccus,
der nach einem groſsen Siege über dieselben 573 wenigstens
die nächstliegenden Cantone zur Unterwerfung zwang, und
mehr noch durch seinen Nachfolger Tiberius Gracchus (575.
576), welcher seine Erfolge nicht bloſs den Waffen verdankte,

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[499/0513] DER WESTEN NACH DEM HANNIBALISCHEN FRIEDEN. fand bei der Landung in Emporiae das ganze diesseitige Spanien von den Insurgenten überschwemmt; kaum daſs diese Hafenstadt und im innern Lande ein paar Burgen noch für Rom behauptet wurden. Es kam zur offenen Feldschlacht zwischen den Insurgenten und dem consularischen Heer, in der nach hartem Kampf Mann gegen Mann endlich die römi- sche Kriegskunst mit der gesparten Reserve den Tag entschied, worauf das ganze diesseitige Spanien seine Unterwerfung ein- sandte. Indeſs wie wenig es mit derselben ernstlich gemeint war, zeigte die theilweise Schilderhebung, die auf das irrige Gerücht von der Heimkehr des Consuls nach Rom sofort wieder stattfand. Nachdem die Gemeinden, die zum zweiten- mal sich aufgelehnt hatten, schnell bezwungen und in Masse in die Sclaverei verkauft waren, ordnete Cato eine allgemeine Entwaffnung der Spanier in der diesseitigen Provinz an und erlieſs an die sämmtlichen Städte der Eingebornen von den Pyrenäen bis zum Guadalquivir den Befehl ihre Mauern an einem und demselben Tage niederzureiſsen; welchem Gebot die wenigsten die Erfüllung zu verweigern wagten, da man nicht wuſste, wie weit es sich erstrecke, und keine Zeit war sich zu verständigen. Von den wenigen widerspenstigen Gemeinden fügten demnächst sich die meisten, als das römische Heer vor ihren Mauern erschien, ohne den Sturm zu erwarten. — Diese energischen Maſsregeln waren allerdings nicht ohne bleibenden Erfolg. Allein nichts desto weniger hatte man fast jährlich in der ‚friedlichen Provinz‘ ein Gebirgsthal oder ein Bergcastell zum Gehorsam zu bringen und die stetigen Einfälle der Lusitanier in die jenseitige Provinz endigten ge- legentlich mit derben Niederlagen der Römer; wie zum Bei- spiel 563 ein römisches Heer nach starkem Verlust sein Lager im Stich lassen und in Eilmärschen in die ruhigern Landschaften zurückkehren muſste. Erst ein Sieg, den der Prätor Lucius Aemilius Paullus 565, und ein zweiter noch bedeutenderer, den der tapfere Prätor Gaius Calpurnius jen- seit des Tagus 569 über die Lusitanier erfocht, schaffte auf einige Zeit Ruhe. Im diesseitigen Spanien ward die nomi- nelle Herrschaft der Römer über die keltiberischen Völker- schaften ernstlicher festgestellt durch Quintus Fulvius Flaccus, der nach einem groſsen Siege über dieselben 573 wenigstens die nächstliegenden Cantone zur Unterwerfung zwang, und mehr noch durch seinen Nachfolger Tiberius Gracchus (575. 576), welcher seine Erfolge nicht bloſs den Waffen verdankte, 32*

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/513>, abgerufen am 25.11.2024.