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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DRITTES BUCH. KAPITEL VII.
Behauptung und Befestigung der gewonnenen Erfolge war in-
dess nicht durchzuführen ohne eine stehende Besatzung, indem
dem Vorsteher des diesseitigen Spanien namentlich die Bändi-
gung der Keltiberer und dem des jenseitigen die Zurückweisung
der Lusitanier jährlich zu schaffen machte. Es ward somit
nöthig in Spanien ein römisches Heer von vier starken Legio-
nen oder etwa 40000 Mann Jahr aus Jahr ein auf den Beinen
zu halten; wobei es dennoch sehr häufig erforderlich war in
den von Rom besetzten Landschaften den Landsturm aufzu-
bieten und damit die Legionen zu verstärken. Es war dies
in doppelter Weise von grosser Wichtigkeit, indem hier zuerst,
wenigstens zuerst in grösserem Umfang, ein stehendes römi-
sches Heer erscheint und hier zuerst auch der Dienst anfängt
dauernd zu werden. Die alte römische Weise nur dahin
Truppen zu senden, wohin das augenblickliche Kriegsbedürf-
niss sie rief, und ausser in sehr schweren und wichtigen
Kriegen die einberufenen Leute nicht über ein Jahr bei der
Fahne zu halten, erwies sich als schlechterdings unverträglich
mit der Behauptung der unruhigen, fernen und überseeischen
spanischen Aemter; es war schlechterdings unmöglich die
Truppen von da wegzuziehen und sehr gefährlich sie auch
nur in Masse abzulösen. Die römische Bürgerschaft fing an
inne zu werden, dass die Herrschaft über ein fremdes Volk
nicht bloss für den Knecht eine Plage ist, sondern auch für
den Herrn, und murrte laut über den verhassten spanischen
Kriegsdienst. Während die neuen Feldherren mit gutem Grund
sich weigerten eine Ablösung der bestehenden Corps in Masse
zu gestatten, meuterten diese und drohten, wenn man ihnen
den Abschied nicht gebe, ihn sich selber zu nehmen. --
Den Kriegen selbst, die in Spanien von den Römern geführt
wurden, kommt nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Sie
begannen schon mit Scipios Abreise und währten, so lange
der hannibalische Krieg dauerte. Nach dem Frieden mit
Karthago (553) ruhten auch auf der Halbinsel die Waffen;
jedoch nur auf kurze Zeit. Im Jahre 557 brach in beiden
Provinzen eine allgemeine Insurrection aus; der Befehlshaber
der jenseitigen ward hart gedrängt, der der diesseitigen völlig
überwunden und selber erschlagen. Es ward nöthig den
Krieg mit Ernst anzugreifen, und obwohl inzwischen der
tüchtige Prätor Quintus Minucius über die erste Gefahr
Herr geworden war, beschloss doch der Senat im Jahre 559
den Consul Marcus Cato selbst nach Spanien zu senden. Er

DRITTES BUCH. KAPITEL VII.
Behauptung und Befestigung der gewonnenen Erfolge war in-
deſs nicht durchzuführen ohne eine stehende Besatzung, indem
dem Vorsteher des diesseitigen Spanien namentlich die Bändi-
gung der Keltiberer und dem des jenseitigen die Zurückweisung
der Lusitanier jährlich zu schaffen machte. Es ward somit
nöthig in Spanien ein römisches Heer von vier starken Legio-
nen oder etwa 40000 Mann Jahr aus Jahr ein auf den Beinen
zu halten; wobei es dennoch sehr häufig erforderlich war in
den von Rom besetzten Landschaften den Landsturm aufzu-
bieten und damit die Legionen zu verstärken. Es war dies
in doppelter Weise von groſser Wichtigkeit, indem hier zuerst,
wenigstens zuerst in gröſserem Umfang, ein stehendes römi-
sches Heer erscheint und hier zuerst auch der Dienst anfängt
dauernd zu werden. Die alte römische Weise nur dahin
Truppen zu senden, wohin das augenblickliche Kriegsbedürf-
niſs sie rief, und auſser in sehr schweren und wichtigen
Kriegen die einberufenen Leute nicht über ein Jahr bei der
Fahne zu halten, erwies sich als schlechterdings unverträglich
mit der Behauptung der unruhigen, fernen und überseeischen
spanischen Aemter; es war schlechterdings unmöglich die
Truppen von da wegzuziehen und sehr gefährlich sie auch
nur in Masse abzulösen. Die römische Bürgerschaft fing an
inne zu werden, daſs die Herrschaft über ein fremdes Volk
nicht bloſs für den Knecht eine Plage ist, sondern auch für
den Herrn, und murrte laut über den verhaſsten spanischen
Kriegsdienst. Während die neuen Feldherren mit gutem Grund
sich weigerten eine Ablösung der bestehenden Corps in Masse
zu gestatten, meuterten diese und drohten, wenn man ihnen
den Abschied nicht gebe, ihn sich selber zu nehmen. —
Den Kriegen selbst, die in Spanien von den Römern geführt
wurden, kommt nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Sie
begannen schon mit Scipios Abreise und währten, so lange
der hannibalische Krieg dauerte. Nach dem Frieden mit
Karthago (553) ruhten auch auf der Halbinsel die Waffen;
jedoch nur auf kurze Zeit. Im Jahre 557 brach in beiden
Provinzen eine allgemeine Insurrection aus; der Befehlshaber
der jenseitigen ward hart gedrängt, der der diesseitigen völlig
überwunden und selber erschlagen. Es ward nöthig den
Krieg mit Ernst anzugreifen, und obwohl inzwischen der
tüchtige Prätor Quintus Minucius über die erste Gefahr
Herr geworden war, beschloſs doch der Senat im Jahre 559
den Consul Marcus Cato selbst nach Spanien zu senden. Er

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[498/0512] DRITTES BUCH. KAPITEL VII. Behauptung und Befestigung der gewonnenen Erfolge war in- deſs nicht durchzuführen ohne eine stehende Besatzung, indem dem Vorsteher des diesseitigen Spanien namentlich die Bändi- gung der Keltiberer und dem des jenseitigen die Zurückweisung der Lusitanier jährlich zu schaffen machte. Es ward somit nöthig in Spanien ein römisches Heer von vier starken Legio- nen oder etwa 40000 Mann Jahr aus Jahr ein auf den Beinen zu halten; wobei es dennoch sehr häufig erforderlich war in den von Rom besetzten Landschaften den Landsturm aufzu- bieten und damit die Legionen zu verstärken. Es war dies in doppelter Weise von groſser Wichtigkeit, indem hier zuerst, wenigstens zuerst in gröſserem Umfang, ein stehendes römi- sches Heer erscheint und hier zuerst auch der Dienst anfängt dauernd zu werden. Die alte römische Weise nur dahin Truppen zu senden, wohin das augenblickliche Kriegsbedürf- niſs sie rief, und auſser in sehr schweren und wichtigen Kriegen die einberufenen Leute nicht über ein Jahr bei der Fahne zu halten, erwies sich als schlechterdings unverträglich mit der Behauptung der unruhigen, fernen und überseeischen spanischen Aemter; es war schlechterdings unmöglich die Truppen von da wegzuziehen und sehr gefährlich sie auch nur in Masse abzulösen. Die römische Bürgerschaft fing an inne zu werden, daſs die Herrschaft über ein fremdes Volk nicht bloſs für den Knecht eine Plage ist, sondern auch für den Herrn, und murrte laut über den verhaſsten spanischen Kriegsdienst. Während die neuen Feldherren mit gutem Grund sich weigerten eine Ablösung der bestehenden Corps in Masse zu gestatten, meuterten diese und drohten, wenn man ihnen den Abschied nicht gebe, ihn sich selber zu nehmen. — Den Kriegen selbst, die in Spanien von den Römern geführt wurden, kommt nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Sie begannen schon mit Scipios Abreise und währten, so lange der hannibalische Krieg dauerte. Nach dem Frieden mit Karthago (553) ruhten auch auf der Halbinsel die Waffen; jedoch nur auf kurze Zeit. Im Jahre 557 brach in beiden Provinzen eine allgemeine Insurrection aus; der Befehlshaber der jenseitigen ward hart gedrängt, der der diesseitigen völlig überwunden und selber erschlagen. Es ward nöthig den Krieg mit Ernst anzugreifen, und obwohl inzwischen der tüchtige Prätor Quintus Minucius über die erste Gefahr Herr geworden war, beschloſs doch der Senat im Jahre 559 den Consul Marcus Cato selbst nach Spanien zu senden. Er

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/512>, abgerufen am 25.11.2024.