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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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HANNIBALISCHER KRIEG.
So gerieth die ganze Ostküste in die Gewalt der Römer. Im
folgenden Jahr (547) erschien wirklich aus Africa Hanno mit
einem dritten Heere, worauf Mago und Hasdrubal sich wieder
nach Andalusien wandten. Allein Marcus Silanus schlug die
vereinigten Heere von Mago und Hanno und nahm diesen
selbst gefangen. Hasdrubal gab darauf die Behauptung des
offenen Feldes auf und vertheilte seine Truppen in die anda-
lusischen Städte, von denen Scipio in diesem Jahr nur noch
eine, Oringis erstürmen konnte. Die Punier schienen über-
wältigt; aber dennoch vermochten sie das Jahr darauf (548) wie-
der ein gewaltiges Heer ins Feld zu senden, 32 Elephanten,
4000 Mann zu Pferde, 70000 zu Fuss, freilich zum aller-
grössten Theil zusammengeraffte spanische Landwehr. Wieder
bei Baecula kam es zur Schlacht. Das römische Heer zählte
wenig mehr als die Hälfte des feindlichen und auch von die-
sen war ein guter Theil Spanier. Scipio stellte, wie Wellington
in gleichem Fall, seine Spanier so auf, dass sie nicht zum Schla-
gen kamen -- die einzige Möglichkeit ihr Ausreissen zu verhin-
dern -- während er umgekehrt seine römischen Truppen zuerst
auf die Spanier des Feindes warf. Der Tag war dennoch hart
bestritten; doch siegten endlich die Römer und wie sich von
selbst versteht, war die Niederlage eines solchen Heeres gleich-
bedeutend mit der völligen Auflösung desselben -- einzeln
retteten sich Hasdrubal Gisgons Sohn und Mago nach Gades.
Die Römer standen jetzt ohne Nebenbuhler auf der Halb-
insel und traten das hiedurch ihnen zufallende Erbe der kar-
thagischen Herrschaft sofort an: die einzelnen nicht gutwillig sich
fügenden Städte wurden bezwungen und zum Theil mit grau-
samer Härte bestraft. Spanien war so entschieden unter-
worfen, dass Scipio auf der africanischen Küste dem Syphax
einen Besuch abstatten und mit ihm, ja sogar mit Massinissa
für den Fall einer Expedition nach Africa Verbindungen ein-
leiten konnte -- ein tollkühnes Wagstück, das durch keinen
entsprechenden Zweck gerechtfertigt ward, so sehr auch der
Bericht davon den neugierigen Hauptstädtern daheim behagen
mochte. Nur Gades, wo Mago den Befehl führte, war noch pu-
nisch. Einen Augenblick schien es, als ob die Spanier, ohne
Zweifel bitter getäuscht in ihren Hoffnungen nach Beendigung des
punischen Regiments auch der römischen Gäste loszuwerden und
ihre alte Freiheit wieder zu erlangen, eine allgemeine Insurrec-
tion gegen die Römer versuchen würden, bei welcher die bis-
herigen Verbündeten Roms vorangingen. Die Erkrankung des

HANNIBALISCHER KRIEG.
So gerieth die ganze Ostküste in die Gewalt der Römer. Im
folgenden Jahr (547) erschien wirklich aus Africa Hanno mit
einem dritten Heere, worauf Mago und Hasdrubal sich wieder
nach Andalusien wandten. Allein Marcus Silanus schlug die
vereinigten Heere von Mago und Hanno und nahm diesen
selbst gefangen. Hasdrubal gab darauf die Behauptung des
offenen Feldes auf und vertheilte seine Truppen in die anda-
lusischen Städte, von denen Scipio in diesem Jahr nur noch
eine, Oringis erstürmen konnte. Die Punier schienen über-
wältigt; aber dennoch vermochten sie das Jahr darauf (548) wie-
der ein gewaltiges Heer ins Feld zu senden, 32 Elephanten,
4000 Mann zu Pferde, 70000 zu Fuſs, freilich zum aller-
gröſsten Theil zusammengeraffte spanische Landwehr. Wieder
bei Baecula kam es zur Schlacht. Das römische Heer zählte
wenig mehr als die Hälfte des feindlichen und auch von die-
sen war ein guter Theil Spanier. Scipio stellte, wie Wellington
in gleichem Fall, seine Spanier so auf, daſs sie nicht zum Schla-
gen kamen — die einzige Möglichkeit ihr Ausreiſsen zu verhin-
dern — während er umgekehrt seine römischen Truppen zuerst
auf die Spanier des Feindes warf. Der Tag war dennoch hart
bestritten; doch siegten endlich die Römer und wie sich von
selbst versteht, war die Niederlage eines solchen Heeres gleich-
bedeutend mit der völligen Auflösung desselben — einzeln
retteten sich Hasdrubal Gisgons Sohn und Mago nach Gades.
Die Römer standen jetzt ohne Nebenbuhler auf der Halb-
insel und traten das hiedurch ihnen zufallende Erbe der kar-
thagischen Herrschaft sofort an: die einzelnen nicht gutwillig sich
fügenden Städte wurden bezwungen und zum Theil mit grau-
samer Härte bestraft. Spanien war so entschieden unter-
worfen, daſs Scipio auf der africanischen Küste dem Syphax
einen Besuch abstatten und mit ihm, ja sogar mit Massinissa
für den Fall einer Expedition nach Africa Verbindungen ein-
leiten konnte — ein tollkühnes Wagstück, das durch keinen
entsprechenden Zweck gerechtfertigt ward, so sehr auch der
Bericht davon den neugierigen Hauptstädtern daheim behagen
mochte. Nur Gades, wo Mago den Befehl führte, war noch pu-
nisch. Einen Augenblick schien es, als ob die Spanier, ohne
Zweifel bitter getäuscht in ihren Hoffnungen nach Beendigung des
punischen Regiments auch der römischen Gäste loszuwerden und
ihre alte Freiheit wieder zu erlangen, eine allgemeine Insurrec-
tion gegen die Römer versuchen würden, bei welcher die bis-
herigen Verbündeten Roms vorangingen. Die Erkrankung des

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[455/0469] HANNIBALISCHER KRIEG. So gerieth die ganze Ostküste in die Gewalt der Römer. Im folgenden Jahr (547) erschien wirklich aus Africa Hanno mit einem dritten Heere, worauf Mago und Hasdrubal sich wieder nach Andalusien wandten. Allein Marcus Silanus schlug die vereinigten Heere von Mago und Hanno und nahm diesen selbst gefangen. Hasdrubal gab darauf die Behauptung des offenen Feldes auf und vertheilte seine Truppen in die anda- lusischen Städte, von denen Scipio in diesem Jahr nur noch eine, Oringis erstürmen konnte. Die Punier schienen über- wältigt; aber dennoch vermochten sie das Jahr darauf (548) wie- der ein gewaltiges Heer ins Feld zu senden, 32 Elephanten, 4000 Mann zu Pferde, 70000 zu Fuſs, freilich zum aller- gröſsten Theil zusammengeraffte spanische Landwehr. Wieder bei Baecula kam es zur Schlacht. Das römische Heer zählte wenig mehr als die Hälfte des feindlichen und auch von die- sen war ein guter Theil Spanier. Scipio stellte, wie Wellington in gleichem Fall, seine Spanier so auf, daſs sie nicht zum Schla- gen kamen — die einzige Möglichkeit ihr Ausreiſsen zu verhin- dern — während er umgekehrt seine römischen Truppen zuerst auf die Spanier des Feindes warf. Der Tag war dennoch hart bestritten; doch siegten endlich die Römer und wie sich von selbst versteht, war die Niederlage eines solchen Heeres gleich- bedeutend mit der völligen Auflösung desselben — einzeln retteten sich Hasdrubal Gisgons Sohn und Mago nach Gades. Die Römer standen jetzt ohne Nebenbuhler auf der Halb- insel und traten das hiedurch ihnen zufallende Erbe der kar- thagischen Herrschaft sofort an: die einzelnen nicht gutwillig sich fügenden Städte wurden bezwungen und zum Theil mit grau- samer Härte bestraft. Spanien war so entschieden unter- worfen, daſs Scipio auf der africanischen Küste dem Syphax einen Besuch abstatten und mit ihm, ja sogar mit Massinissa für den Fall einer Expedition nach Africa Verbindungen ein- leiten konnte — ein tollkühnes Wagstück, das durch keinen entsprechenden Zweck gerechtfertigt ward, so sehr auch der Bericht davon den neugierigen Hauptstädtern daheim behagen mochte. Nur Gades, wo Mago den Befehl führte, war noch pu- nisch. Einen Augenblick schien es, als ob die Spanier, ohne Zweifel bitter getäuscht in ihren Hoffnungen nach Beendigung des punischen Regiments auch der römischen Gäste loszuwerden und ihre alte Freiheit wieder zu erlangen, eine allgemeine Insurrec- tion gegen die Römer versuchen würden, bei welcher die bis- herigen Verbündeten Roms vorangingen. Die Erkrankung des

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/469>, abgerufen am 24.11.2024.