schränkte. Die Unterthanen wurden gleich den Siculern zehntpflichtig; mit den Eingebornen im Innern führte man beständig Kriege oder vielmehr man trieb dort die Menschen- jagd: man hetzte sie mit Hunden und führte die gefangene Waare auf den Sclavenmarkt, aber an eine ernstliche Unter- werfung ging man nicht. Nicht um ihrer selbst willen hatte man die Inseln besetzt, sondern zur Sicherung Italiens. Seit sie die drei grossen Eilande besass, konnte die Eidge- nossenschaft das tyrrhenische Meer das ihrige nennen.
Im adriatischen Meer, an dessen Eingang die wichtige und längst vorbereitete Colonie Brundisium endlich noch wäh- rend des Krieges mit Karthago gegründet worden war (510), standen die Dinge für Rom nicht minder günstig. In der Westsee hatte Rom seinen Rivalen beseitigt; in der östlichen sorgte die hellenische Zwietracht dafür, dass keiner der Staa- ten auf der griechischen Halbinsel eine namhafte Macht ent- wickele. Der bedeutendste derselben, der makedonische, war damals kaum im Stande die Nordgrenze gegen die Barbaren zu schützen und unter dem Einfluss Aegyptens vom oberen adriatischen Meer durch die Aetoler wie aus dem Peloponnes durch die Achäer verdrängt worden. Wie sehr den Römern daran gelegen war Makedonien und dessen natürlichen Ver- bündeten, den syrischen König niederzuhalten und wie eng sie sich anschlossen an die eben darauf gerichtete ägyptische Politik, beweist das merkwürdige Anerbieten, das sie nach dem Ende des Krieges mit Karthago dem König Ptolemaeos III. Euergetes machten, ihn in dem Kriege zu unterstützen, den er wegen Berenikes Ermordung gegen Seleukos II. Kallinikos von Syrien (reg. 507-529) führte und bei dem wahrschein- lich Makedonien für den letztern Partei genommen hatte. Ueberhaupt werden die Beziehungen Roms zu den hellenisti- schen Staaten jetzt enger; auch mit Syrien knüpfte der Senat Verbindung an und verwandte sich bei dem ebengenannten Seleukos für die stammverwandten Ilier. -- Indess der un- mittelbaren Einmischung in die Angelegenheiten der östlichen Mächte enthielt man sich, weil es deren nicht bedurfte. Die achäische Eidgenossenschaft, die im Aufblühen geknickt ward durch die engherzige Coteriepolitik des Aratos, die ätolische Soldatengemeinde, das verfallene Makedonierreich hielten selber einer den andern nieder, ohne dass dazu römische Dazwi- schenkunft nöthig gewesen wäre; und überseeischen Länder- gewinn vermied man damals eher in Rom als dass man ihn
DRITTES BUCH. KAPITEL III.
schränkte. Die Unterthanen wurden gleich den Siculern zehntpflichtig; mit den Eingebornen im Innern führte man beständig Kriege oder vielmehr man trieb dort die Menschen- jagd: man hetzte sie mit Hunden und führte die gefangene Waare auf den Sclavenmarkt, aber an eine ernstliche Unter- werfung ging man nicht. Nicht um ihrer selbst willen hatte man die Inseln besetzt, sondern zur Sicherung Italiens. Seit sie die drei groſsen Eilande besaſs, konnte die Eidge- nossenschaft das tyrrhenische Meer das ihrige nennen.
Im adriatischen Meer, an dessen Eingang die wichtige und längst vorbereitete Colonie Brundisium endlich noch wäh- rend des Krieges mit Karthago gegründet worden war (510), standen die Dinge für Rom nicht minder günstig. In der Westsee hatte Rom seinen Rivalen beseitigt; in der östlichen sorgte die hellenische Zwietracht dafür, daſs keiner der Staa- ten auf der griechischen Halbinsel eine namhafte Macht ent- wickele. Der bedeutendste derselben, der makedonische, war damals kaum im Stande die Nordgrenze gegen die Barbaren zu schützen und unter dem Einfluſs Aegyptens vom oberen adriatischen Meer durch die Aetoler wie aus dem Peloponnes durch die Achäer verdrängt worden. Wie sehr den Römern daran gelegen war Makedonien und dessen natürlichen Ver- bündeten, den syrischen König niederzuhalten und wie eng sie sich anschlossen an die eben darauf gerichtete ägyptische Politik, beweist das merkwürdige Anerbieten, das sie nach dem Ende des Krieges mit Karthago dem König Ptolemaeos III. Euergetes machten, ihn in dem Kriege zu unterstützen, den er wegen Berenikes Ermordung gegen Seleukos II. Kallinikos von Syrien (reg. 507-529) führte und bei dem wahrschein- lich Makedonien für den letztern Partei genommen hatte. Ueberhaupt werden die Beziehungen Roms zu den hellenisti- schen Staaten jetzt enger; auch mit Syrien knüpfte der Senat Verbindung an und verwandte sich bei dem ebengenannten Seleukos für die stammverwandten Ilier. — Indeſs der un- mittelbaren Einmischung in die Angelegenheiten der östlichen Mächte enthielt man sich, weil es deren nicht bedurfte. Die achäische Eidgenossenschaft, die im Aufblühen geknickt ward durch die engherzige Coteriepolitik des Aratos, die ätolische Soldatengemeinde, das verfallene Makedonierreich hielten selber einer den andern nieder, ohne daſs dazu römische Dazwi- schenkunft nöthig gewesen wäre; und überseeischen Länder- gewinn vermied man damals eher in Rom als daſs man ihn
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DRITTES BUCH. KAPITEL III.
schränkte. Die Unterthanen wurden gleich den Siculern
zehntpflichtig; mit den Eingebornen im Innern führte man
beständig Kriege oder vielmehr man trieb dort die Menschen-
jagd: man hetzte sie mit Hunden und führte die gefangene
Waare auf den Sclavenmarkt, aber an eine ernstliche Unter-
werfung ging man nicht. Nicht um ihrer selbst willen
hatte man die Inseln besetzt, sondern zur Sicherung Italiens.
Seit sie die drei groſsen Eilande besaſs, konnte die Eidge-
nossenschaft das tyrrhenische Meer das ihrige nennen.
Im adriatischen Meer, an dessen Eingang die wichtige
und längst vorbereitete Colonie Brundisium endlich noch wäh-
rend des Krieges mit Karthago gegründet worden war (510),
standen die Dinge für Rom nicht minder günstig. In der
Westsee hatte Rom seinen Rivalen beseitigt; in der östlichen
sorgte die hellenische Zwietracht dafür, daſs keiner der Staa-
ten auf der griechischen Halbinsel eine namhafte Macht ent-
wickele. Der bedeutendste derselben, der makedonische, war
damals kaum im Stande die Nordgrenze gegen die Barbaren
zu schützen und unter dem Einfluſs Aegyptens vom oberen
adriatischen Meer durch die Aetoler wie aus dem Peloponnes
durch die Achäer verdrängt worden. Wie sehr den Römern
daran gelegen war Makedonien und dessen natürlichen Ver-
bündeten, den syrischen König niederzuhalten und wie eng
sie sich anschlossen an die eben darauf gerichtete ägyptische
Politik, beweist das merkwürdige Anerbieten, das sie nach
dem Ende des Krieges mit Karthago dem König Ptolemaeos III.
Euergetes machten, ihn in dem Kriege zu unterstützen, den
er wegen Berenikes Ermordung gegen Seleukos II. Kallinikos
von Syrien (reg. 507-529) führte und bei dem wahrschein-
lich Makedonien für den letztern Partei genommen hatte.
Ueberhaupt werden die Beziehungen Roms zu den hellenisti-
schen Staaten jetzt enger; auch mit Syrien knüpfte der Senat
Verbindung an und verwandte sich bei dem ebengenannten
Seleukos für die stammverwandten Ilier. — Indeſs der un-
mittelbaren Einmischung in die Angelegenheiten der östlichen
Mächte enthielt man sich, weil es deren nicht bedurfte. Die
achäische Eidgenossenschaft, die im Aufblühen geknickt ward
durch die engherzige Coteriepolitik des Aratos, die ätolische
Soldatengemeinde, das verfallene Makedonierreich hielten selber
einer den andern nieder, ohne daſs dazu römische Dazwi-
schenkunft nöthig gewesen wäre; und überseeischen Länder-
gewinn vermied man damals eher in Rom als daſs man ihn
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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/382>, abgerufen am 24.11.2024.
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