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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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DRITTES BUCH. KAPITEL II.
Sicilien zu verfolgen eine Expedition nach Africa zu machen,
nicht um zu landen, sondern um die Küstenstädte zu plün-
dern. Ungehindert kamen sie damit zu Stande; allein nach-
dem sie schon in den schwierigen und ihren Piloten unbe-
kannten Gewässern der kleinen Syrte auf die Untiefen auf-
gelaufen und mit Mühe wieder losgekommen waren, traf die
Flotte zwischen Sicilien und Italien ein Sturm, der über 150
römische Schiffe kostete; und auch diesmal hatten die Piloten,
trotz ihrer Vorstellungen und Bitten den Weg längs der Küste
zu wählen, auf Befehl der Consuln von Panormos gerades
Weges durch das offene Meer nach Ostia zu steuern müssen.
-- Da ergriff der Kleinmuth die Väter der Stadt; sie be-
schlossen die Kriegsflotte abzuschaffen bis auf 60 Segel und
den Seekrieg auf die Küstenvertheidigung und die Geleitung
der Transporte zu beschränken. Zum Glück nahm eben jetzt
der stockende Landkrieg auf Sicilien eine günstigere Wendung.
Nachdem im Jahre 502 Thermae, der letzte Punct, den die
Karthager an der Nordküste besassen, und die wichtige Insel
Lipara den Römern in die Hände gefallen waren, erfocht im
Jahre darauf der Consul Gaius Caecilius Metellus unter den
Mauern von Panormos einen glänzenden Sieg über das Ele-
phantenheer (Sommer 503). Die unvorsichtig vorgeführten
Thiere wurden von den im Stadtgraben aufgestellten leichten
Truppen der Römer geworfen und stürzten theils in den
Graben hinab, theils zurück auf ihre eigenen Leute, die in
wilder Verwirrung mit den Elephanten zugleich sich zum
Strande drängten, um von den punischen Schiffen aufgenom-
men zu werden. 120 Elephanten wurden gefangen und das
punische Heer, dessen Stärke auf den Thieren beruhte, musste
sich wiederum in die Festungen einschliessen. Es blieb, nach-
dem auch, noch der Eryx den Römern in die Hände gefallen
war (505), auf der Insel nichts mehr den Karthagern als Dre-
pana und Lilybaeon. Karthago bot zum zweitenmal den Frie-
den an; allein der Sieg des Metellus und die Ermattung des
Feindes gab der energischeren Partei im Senat die Oberhand.
Der Friede ward zurückgewiesen und beschlossen die Belage-
rung der beiden sicilischen Städte ernsthaft anzugreifen und
zu diesem Ende wiederum eine Flotte von 200 Segeln in
See gehen zu lassen. Es war die erste grosse und regel-
rechte Belagerung, die Rom unternahm, und eine der hart-
näckigsten die die Geschichte kennt. Die Römer eröffneten
sie mit einem wichtigen Erfolg: ihrer Flotte gelang es sich

DRITTES BUCH. KAPITEL II.
Sicilien zu verfolgen eine Expedition nach Africa zu machen,
nicht um zu landen, sondern um die Küstenstädte zu plün-
dern. Ungehindert kamen sie damit zu Stande; allein nach-
dem sie schon in den schwierigen und ihren Piloten unbe-
kannten Gewässern der kleinen Syrte auf die Untiefen auf-
gelaufen und mit Mühe wieder losgekommen waren, traf die
Flotte zwischen Sicilien und Italien ein Sturm, der über 150
römische Schiffe kostete; und auch diesmal hatten die Piloten,
trotz ihrer Vorstellungen und Bitten den Weg längs der Küste
zu wählen, auf Befehl der Consuln von Panormos gerades
Weges durch das offene Meer nach Ostia zu steuern müssen.
— Da ergriff der Kleinmuth die Väter der Stadt; sie be-
schlossen die Kriegsflotte abzuschaffen bis auf 60 Segel und
den Seekrieg auf die Küstenvertheidigung und die Geleitung
der Transporte zu beschränken. Zum Glück nahm eben jetzt
der stockende Landkrieg auf Sicilien eine günstigere Wendung.
Nachdem im Jahre 502 Thermae, der letzte Punct, den die
Karthager an der Nordküste besaſsen, und die wichtige Insel
Lipara den Römern in die Hände gefallen waren, erfocht im
Jahre darauf der Consul Gaius Caecilius Metellus unter den
Mauern von Panormos einen glänzenden Sieg über das Ele-
phantenheer (Sommer 503). Die unvorsichtig vorgeführten
Thiere wurden von den im Stadtgraben aufgestellten leichten
Truppen der Römer geworfen und stürzten theils in den
Graben hinab, theils zurück auf ihre eigenen Leute, die in
wilder Verwirrung mit den Elephanten zugleich sich zum
Strande drängten, um von den punischen Schiffen aufgenom-
men zu werden. 120 Elephanten wurden gefangen und das
punische Heer, dessen Stärke auf den Thieren beruhte, muſste
sich wiederum in die Festungen einschlieſsen. Es blieb, nach-
dem auch, noch der Eryx den Römern in die Hände gefallen
war (505), auf der Insel nichts mehr den Karthagern als Dre-
pana und Lilybaeon. Karthago bot zum zweitenmal den Frie-
den an; allein der Sieg des Metellus und die Ermattung des
Feindes gab der energischeren Partei im Senat die Oberhand.
Der Friede ward zurückgewiesen und beschlossen die Belage-
rung der beiden sicilischen Städte ernsthaft anzugreifen und
zu diesem Ende wiederum eine Flotte von 200 Segeln in
See gehen zu lassen. Es war die erste groſse und regel-
rechte Belagerung, die Rom unternahm, und eine der hart-
näckigsten die die Geschichte kennt. Die Römer eröffneten
sie mit einem wichtigen Erfolg: ihrer Flotte gelang es sich

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[350/0364] DRITTES BUCH. KAPITEL II. Sicilien zu verfolgen eine Expedition nach Africa zu machen, nicht um zu landen, sondern um die Küstenstädte zu plün- dern. Ungehindert kamen sie damit zu Stande; allein nach- dem sie schon in den schwierigen und ihren Piloten unbe- kannten Gewässern der kleinen Syrte auf die Untiefen auf- gelaufen und mit Mühe wieder losgekommen waren, traf die Flotte zwischen Sicilien und Italien ein Sturm, der über 150 römische Schiffe kostete; und auch diesmal hatten die Piloten, trotz ihrer Vorstellungen und Bitten den Weg längs der Küste zu wählen, auf Befehl der Consuln von Panormos gerades Weges durch das offene Meer nach Ostia zu steuern müssen. — Da ergriff der Kleinmuth die Väter der Stadt; sie be- schlossen die Kriegsflotte abzuschaffen bis auf 60 Segel und den Seekrieg auf die Küstenvertheidigung und die Geleitung der Transporte zu beschränken. Zum Glück nahm eben jetzt der stockende Landkrieg auf Sicilien eine günstigere Wendung. Nachdem im Jahre 502 Thermae, der letzte Punct, den die Karthager an der Nordküste besaſsen, und die wichtige Insel Lipara den Römern in die Hände gefallen waren, erfocht im Jahre darauf der Consul Gaius Caecilius Metellus unter den Mauern von Panormos einen glänzenden Sieg über das Ele- phantenheer (Sommer 503). Die unvorsichtig vorgeführten Thiere wurden von den im Stadtgraben aufgestellten leichten Truppen der Römer geworfen und stürzten theils in den Graben hinab, theils zurück auf ihre eigenen Leute, die in wilder Verwirrung mit den Elephanten zugleich sich zum Strande drängten, um von den punischen Schiffen aufgenom- men zu werden. 120 Elephanten wurden gefangen und das punische Heer, dessen Stärke auf den Thieren beruhte, muſste sich wiederum in die Festungen einschlieſsen. Es blieb, nach- dem auch, noch der Eryx den Römern in die Hände gefallen war (505), auf der Insel nichts mehr den Karthagern als Dre- pana und Lilybaeon. Karthago bot zum zweitenmal den Frie- den an; allein der Sieg des Metellus und die Ermattung des Feindes gab der energischeren Partei im Senat die Oberhand. Der Friede ward zurückgewiesen und beschlossen die Belage- rung der beiden sicilischen Städte ernsthaft anzugreifen und zu diesem Ende wiederum eine Flotte von 200 Segeln in See gehen zu lassen. Es war die erste groſse und regel- rechte Belagerung, die Rom unternahm, und eine der hart- näckigsten die die Geschichte kennt. Die Römer eröffneten sie mit einem wichtigen Erfolg: ihrer Flotte gelang es sich

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/364>, abgerufen am 24.11.2024.