Werke rechtfertigten die Siege und verdunkelten in den Au- gen auch verständiger Leute die zwecklose Herrlichkeit der hellenischen Tempel. Nun fing auch die neue Hauptstadt Ita- liens an sich mit Kunstwerken zu schmücken; die Bildsäulen der gefeierten Männer der Vorzeit, der Könige, der Helden der frühesten republikanischen Zeit, des griechischen Doll- metsch der solonischen Gesetze wurden auf dem Markte aufge- stellt; das kolossale Erzbild des Jupiter, das Spurius Carvilius aus der samnitischen Beute gegossen, sah man bis vom alba- nischen Berge; die Wandmalereien, die Gaius Fabius in dem 452 dedicirten Tempel der Salus auf dem Quirinal ausführte, erwarben in Zeichnung und Färbung noch das Lob der Kunst- richter der augusteischen Zeit. Die Strassen wurden verziert mit den besten Stücken der Beute; Volsinii -- so wollte man wissen -- sei der Krieg gemacht worden seiner Erzbilder wegen. Das Plündern der Tempel indess ging erst in späterer Zeit an. Dass die Künstler und die Käufer begannen sich aus Campanien, ja vielleicht schon aus weiterer Ferne nach Latium und Rom zu ziehen, ist natürlich; ein einzelner Be- weis ist die ficoronische Cista, die von einem vermuthlich cam- panischen Künstler des fünften Jahrhunderts in Rom verfer- tigt und nach Praeneste verkauft ward.
Ueber den Fortschritt, den die Sprache von den Tar- quiniern bis auf die Zeit des Pyrrhoskrieges gemacht hat, ist es fast vermessen zu reden, da es uns, abgesehen von den stark modernisirten Bruchstücken der Zwölftafeln und einigen kleinen Ueberresten aus dem fünften Jahrhundert, an allen Documenten aus dieser Periode fehlt. Was wir haben, zeigt viel grössere Unterschiede von dem Arvalliede als von den Denkmälern der folgenden Zeit und es mag wohl übertrieben sein, wenn erzählt wird, dass die römischen Gelehrten im Anfang des siebenten Jahrhunderts Mühe hatten Urkunden des dritten zu verstehen; ausser einer Anzahl veralteter Wör- ter und schroffer Verbindungen, namentlich mittelst Weglas- sung des unbestimmten Subjects, stossen wir auf wesentliche Schwierigkeiten nicht. Bemerkenswerth ist, dass im Laufe des fünften Jahrhunderts eine Reaction im römischen Lautsystem sich geltend macht, indem der verlorene g-Laut wieder her- gestellt wird, o und u, die zusammenzufallen drohten, wieder schärfer geschieden werden; gleichzeitig tritt vielfältig r an die Stelle von s. Diese Aenderungen stehen zum Theil wenig- stens in Zusammenhang mit der steigenden von Griechenland
ZWEITES BUCH. KAPITEL VIII.
Werke rechtfertigten die Siege und verdunkelten in den Au- gen auch verständiger Leute die zwecklose Herrlichkeit der hellenischen Tempel. Nun fing auch die neue Hauptstadt Ita- liens an sich mit Kunstwerken zu schmücken; die Bildsäulen der gefeierten Männer der Vorzeit, der Könige, der Helden der frühesten republikanischen Zeit, des griechischen Doll- metsch der solonischen Gesetze wurden auf dem Markte aufge- stellt; das kolossale Erzbild des Jupiter, das Spurius Carvilius aus der samnitischen Beute gegossen, sah man bis vom alba- nischen Berge; die Wandmalereien, die Gaius Fabius in dem 452 dedicirten Tempel der Salus auf dem Quirinal ausführte, erwarben in Zeichnung und Färbung noch das Lob der Kunst- richter der augusteischen Zeit. Die Straſsen wurden verziert mit den besten Stücken der Beute; Volsinii — so wollte man wissen — sei der Krieg gemacht worden seiner Erzbilder wegen. Das Plündern der Tempel indeſs ging erst in späterer Zeit an. Daſs die Künstler und die Käufer begannen sich aus Campanien, ja vielleicht schon aus weiterer Ferne nach Latium und Rom zu ziehen, ist natürlich; ein einzelner Be- weis ist die ficoronische Cista, die von einem vermuthlich cam- panischen Künstler des fünften Jahrhunderts in Rom verfer- tigt und nach Praeneste verkauft ward.
Ueber den Fortschritt, den die Sprache von den Tar- quiniern bis auf die Zeit des Pyrrhoskrieges gemacht hat, ist es fast vermessen zu reden, da es uns, abgesehen von den stark modernisirten Bruchstücken der Zwölftafeln und einigen kleinen Ueberresten aus dem fünften Jahrhundert, an allen Documenten aus dieser Periode fehlt. Was wir haben, zeigt viel gröſsere Unterschiede von dem Arvalliede als von den Denkmälern der folgenden Zeit und es mag wohl übertrieben sein, wenn erzählt wird, daſs die römischen Gelehrten im Anfang des siebenten Jahrhunderts Mühe hatten Urkunden des dritten zu verstehen; auſser einer Anzahl veralteter Wör- ter und schroffer Verbindungen, namentlich mittelst Weglas- sung des unbestimmten Subjects, stoſsen wir auf wesentliche Schwierigkeiten nicht. Bemerkenswerth ist, daſs im Laufe des fünften Jahrhunderts eine Reaction im römischen Lautsystem sich geltend macht, indem der verlorene g-Laut wieder her- gestellt wird, o und u, die zusammenzufallen drohten, wieder schärfer geschieden werden; gleichzeitig tritt vielfältig r an die Stelle von s. Diese Aenderungen stehen zum Theil wenig- stens in Zusammenhang mit der steigenden von Griechenland
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ZWEITES BUCH. KAPITEL VIII.
Werke rechtfertigten die Siege und verdunkelten in den Au-
gen auch verständiger Leute die zwecklose Herrlichkeit der
hellenischen Tempel. Nun fing auch die neue Hauptstadt Ita-
liens an sich mit Kunstwerken zu schmücken; die Bildsäulen
der gefeierten Männer der Vorzeit, der Könige, der Helden
der frühesten republikanischen Zeit, des griechischen Doll-
metsch der solonischen Gesetze wurden auf dem Markte aufge-
stellt; das kolossale Erzbild des Jupiter, das Spurius Carvilius
aus der samnitischen Beute gegossen, sah man bis vom alba-
nischen Berge; die Wandmalereien, die Gaius Fabius in dem
452 dedicirten Tempel der Salus auf dem Quirinal ausführte,
erwarben in Zeichnung und Färbung noch das Lob der Kunst-
richter der augusteischen Zeit. Die Straſsen wurden verziert
mit den besten Stücken der Beute; Volsinii — so wollte man
wissen — sei der Krieg gemacht worden seiner Erzbilder
wegen. Das Plündern der Tempel indeſs ging erst in späterer
Zeit an. Daſs die Künstler und die Käufer begannen sich
aus Campanien, ja vielleicht schon aus weiterer Ferne nach
Latium und Rom zu ziehen, ist natürlich; ein einzelner Be-
weis ist die ficoronische Cista, die von einem vermuthlich cam-
panischen Künstler des fünften Jahrhunderts in Rom verfer-
tigt und nach Praeneste verkauft ward.
Ueber den Fortschritt, den die Sprache von den Tar-
quiniern bis auf die Zeit des Pyrrhoskrieges gemacht hat, ist
es fast vermessen zu reden, da es uns, abgesehen von den
stark modernisirten Bruchstücken der Zwölftafeln und einigen
kleinen Ueberresten aus dem fünften Jahrhundert, an allen
Documenten aus dieser Periode fehlt. Was wir haben, zeigt
viel gröſsere Unterschiede von dem Arvalliede als von den
Denkmälern der folgenden Zeit und es mag wohl übertrieben
sein, wenn erzählt wird, daſs die römischen Gelehrten im
Anfang des siebenten Jahrhunderts Mühe hatten Urkunden
des dritten zu verstehen; auſser einer Anzahl veralteter Wör-
ter und schroffer Verbindungen, namentlich mittelst Weglas-
sung des unbestimmten Subjects, stoſsen wir auf wesentliche
Schwierigkeiten nicht. Bemerkenswerth ist, daſs im Laufe des
fünften Jahrhunderts eine Reaction im römischen Lautsystem
sich geltend macht, indem der verlorene g-Laut wieder her-
gestellt wird, o und u, die zusammenzufallen drohten, wieder
schärfer geschieden werden; gleichzeitig tritt vielfältig r an
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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/314>, abgerufen am 17.07.2024.
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