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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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Die "Galathea" hat vor einigen Wochen den Versuch
gemacht, bei hohem Wasserstande das eiserne Thor hinauf
zu fahren; sie gelangte bis ungefähr in die Mitte der
Stromschnelle, dort arbeitete sie eine Stunde lang, ohne
vorwärts zu kommen. Nun ist allerdings die Galathea im
Verhältniß zu ihrer Maschine von nur 60 Pferdekraft sehr
groß, auch hielt ein starker Nordwind an jenem Tage ihre
Fahrt auf, und mit 20 oder 30 Paar Ochsen Vorspann
würde selbst dieses Schiff das Hinderniß wohl überwinden.
Aber da der gewöhnliche Wasserstand nicht hinreichende Tiefe
gewährt, so ist mit einem einzelnen Versuch wenig für den
Verkehr im Allgemeinen gewonnen.

Ein anderes Auskunftsmittel wäre, einen Kanal auf
der serbischen Seite anzulegen, oder vielmehr zu erneuern,
denn daß ein solcher früher längs der ganzen Stromschnelle
hingeführt habe, davon sind die deutlichsten Spuren vor-
handen. Auf einer Strecke von 5- bis 600 Schritt ist
der Kanal selbst noch deutlich erhalten, getrennt von der
Donau durch einen schmalen, aber mit Bäumen und Strauch-
werk dicht bestandenen Landstreifen. Dieser Damm ist mit
den Wurzeln jener Vegetation so durchwachsen, daß die
Donau ihn nur an zwei Stellen durchbrochen hat. Der
Kanal ist wahrscheinlich eine Römerarbeit und ein Werk
Trajans, von dessen Brücke dicht unterhalb des eisernen
Thors bei Skala-Gladowa noch die beiden Stirnjoche und
ein thurmartiges Gemäuer auf der wallachischen Seite em-
porragen. Jch glaube durchaus nicht, daß man, um den
Kanal für Schifffahrt herzustellen, genöthigt sein würde,
Schleusen anzulegen; aber einmal müßte auch hier die Ar-
beit auf einem Boden ausgeführt werden, dessen Besitzer
kein Jnteresse für die Sache haben, und hauptsächlich wä-
ren dadurch noch lange nicht alle Schwierigkeiten beseitigt.
Das eiserne Thor bildet nämlich nur einen Theil der Strom-
schnelle, welche den Durchbruch der Donau durch ein ho-
hes Kalksteingebirge von Gollubitza bis Skala-Gladowa
bezeichnen. Auf dieser Strecke von 8 oder 9 Meilen liegen

Die „Galathea“ hat vor einigen Wochen den Verſuch
gemacht, bei hohem Waſſerſtande das eiſerne Thor hinauf
zu fahren; ſie gelangte bis ungefaͤhr in die Mitte der
Stromſchnelle, dort arbeitete ſie eine Stunde lang, ohne
vorwaͤrts zu kommen. Nun iſt allerdings die Galathea im
Verhaͤltniß zu ihrer Maſchine von nur 60 Pferdekraft ſehr
groß, auch hielt ein ſtarker Nordwind an jenem Tage ihre
Fahrt auf, und mit 20 oder 30 Paar Ochſen Vorſpann
wuͤrde ſelbſt dieſes Schiff das Hinderniß wohl uͤberwinden.
Aber da der gewoͤhnliche Waſſerſtand nicht hinreichende Tiefe
gewaͤhrt, ſo iſt mit einem einzelnen Verſuch wenig fuͤr den
Verkehr im Allgemeinen gewonnen.

Ein anderes Auskunftsmittel waͤre, einen Kanal auf
der ſerbiſchen Seite anzulegen, oder vielmehr zu erneuern,
denn daß ein ſolcher fruͤher laͤngs der ganzen Stromſchnelle
hingefuͤhrt habe, davon ſind die deutlichſten Spuren vor-
handen. Auf einer Strecke von 5- bis 600 Schritt iſt
der Kanal ſelbſt noch deutlich erhalten, getrennt von der
Donau durch einen ſchmalen, aber mit Baͤumen und Strauch-
werk dicht beſtandenen Landſtreifen. Dieſer Damm iſt mit
den Wurzeln jener Vegetation ſo durchwachſen, daß die
Donau ihn nur an zwei Stellen durchbrochen hat. Der
Kanal iſt wahrſcheinlich eine Roͤmerarbeit und ein Werk
Trajans, von deſſen Bruͤcke dicht unterhalb des eiſernen
Thors bei Skala-Gladowa noch die beiden Stirnjoche und
ein thurmartiges Gemaͤuer auf der wallachiſchen Seite em-
porragen. Jch glaube durchaus nicht, daß man, um den
Kanal fuͤr Schifffahrt herzuſtellen, genoͤthigt ſein wuͤrde,
Schleuſen anzulegen; aber einmal muͤßte auch hier die Ar-
beit auf einem Boden ausgefuͤhrt werden, deſſen Beſitzer
kein Jntereſſe fuͤr die Sache haben, und hauptſaͤchlich waͤ-
ren dadurch noch lange nicht alle Schwierigkeiten beſeitigt.
Das eiſerne Thor bildet naͤmlich nur einen Theil der Strom-
ſchnelle, welche den Durchbruch der Donau durch ein ho-
hes Kalkſteingebirge von Gollubitza bis Skala-Gladowa
bezeichnen. Auf dieſer Strecke von 8 oder 9 Meilen liegen

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[429/0439] Die „Galathea“ hat vor einigen Wochen den Verſuch gemacht, bei hohem Waſſerſtande das eiſerne Thor hinauf zu fahren; ſie gelangte bis ungefaͤhr in die Mitte der Stromſchnelle, dort arbeitete ſie eine Stunde lang, ohne vorwaͤrts zu kommen. Nun iſt allerdings die Galathea im Verhaͤltniß zu ihrer Maſchine von nur 60 Pferdekraft ſehr groß, auch hielt ein ſtarker Nordwind an jenem Tage ihre Fahrt auf, und mit 20 oder 30 Paar Ochſen Vorſpann wuͤrde ſelbſt dieſes Schiff das Hinderniß wohl uͤberwinden. Aber da der gewoͤhnliche Waſſerſtand nicht hinreichende Tiefe gewaͤhrt, ſo iſt mit einem einzelnen Verſuch wenig fuͤr den Verkehr im Allgemeinen gewonnen. Ein anderes Auskunftsmittel waͤre, einen Kanal auf der ſerbiſchen Seite anzulegen, oder vielmehr zu erneuern, denn daß ein ſolcher fruͤher laͤngs der ganzen Stromſchnelle hingefuͤhrt habe, davon ſind die deutlichſten Spuren vor- handen. Auf einer Strecke von 5- bis 600 Schritt iſt der Kanal ſelbſt noch deutlich erhalten, getrennt von der Donau durch einen ſchmalen, aber mit Baͤumen und Strauch- werk dicht beſtandenen Landſtreifen. Dieſer Damm iſt mit den Wurzeln jener Vegetation ſo durchwachſen, daß die Donau ihn nur an zwei Stellen durchbrochen hat. Der Kanal iſt wahrſcheinlich eine Roͤmerarbeit und ein Werk Trajans, von deſſen Bruͤcke dicht unterhalb des eiſernen Thors bei Skala-Gladowa noch die beiden Stirnjoche und ein thurmartiges Gemaͤuer auf der wallachiſchen Seite em- porragen. Jch glaube durchaus nicht, daß man, um den Kanal fuͤr Schifffahrt herzuſtellen, genoͤthigt ſein wuͤrde, Schleuſen anzulegen; aber einmal muͤßte auch hier die Ar- beit auf einem Boden ausgefuͤhrt werden, deſſen Beſitzer kein Jntereſſe fuͤr die Sache haben, und hauptſaͤchlich waͤ- ren dadurch noch lange nicht alle Schwierigkeiten beſeitigt. Das eiſerne Thor bildet naͤmlich nur einen Theil der Strom- ſchnelle, welche den Durchbruch der Donau durch ein ho- hes Kalkſteingebirge von Gollubitza bis Skala-Gladowa bezeichnen. Auf dieſer Strecke von 8 oder 9 Meilen liegen

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/439>, abgerufen am 26.11.2024.