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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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marsch. Wirklich war dasselbe früh aufgebrochen und be-
wegte sich in drei Colonnen gerade auf Biradschik zu, so,
daß es bald zwischen uns und unsern Magazinen stand. --
Jbrahim setzte Alles aufs Spiel, wurde er geschlagen, so
hatte er jetzt gar keinen Rückzug mehr; aber er hatte voll-
kommen Recht, so zu handeln, er war in der Lage, wo er
nur Alles gewinnen, oder Alles verlieren konnte.

Jn der Nacht waren mehrere hundert Deserteure an-
gekommen, auch in allen vorhergehenden fanden sich Offi-
ziere und Soldaten mit Gewehr ein.

Nachdem wir einmal auf unsere gute Stellung von
Biradschik freiwillig verzichtet, mußten wir die Schlacht da
annehmen, wo Jbrahim sie uns bot. Es kam jetzt dar-
auf an, schnell eine neue Front herzustellen, zu dem Ende
ließ ich den rechten Flügel, die gedachte große Batterie und
die Garden stehen, sie bildeten den rechten der neu zu neh-
menden Aufstellung; links von ihnen kamen drei Linien-
Jnfanterie-Brigaden; die Rediffs oder Landwehr-Brigaden
blieben in Reserve, eine hinter dem rechten, eine hinter
dem linken Flügel und zwei hinter der Mitte. Jn der er-
sten Linie standen 14 Bataillone und 92 Geschütze, in der
zweiten Linie 13 Bataillone, in der Reserve 24 Bataillone,
9 Cavallerie-Regimenter (42 Eskadrons) und 13 Geschütze.
Vor der Front befanden sich zwei während der Nacht durch
den Hauptmann von M. aufgeworfene Schanzen, der rechte
Flügel lehnte an Ravins, der linke stand in einem lichten
Oliven-Wald; die Reserve befand sich in einer Vertiefung
des Terrains, ungesehen, die unregelmäßigen Truppen wa-
ren ganz links in das Gehölz gestellt.

Nachdem jedes Bataillon, jede Batterie und jedes ein-
zelne Cavallerie-Regiment auf seinen Platz gestellt, befand
sich der Gegner noch auf dem Marsch in der Richtung
nach Biradschik. Jch hatte Zeit, mit dem Hauptmann L.
ein Huhn gemächlich zu verzehren, wobei die Umstehenden
unsern guten Appetit bewunderten; dann ritt ich noch etwa
tausend Schritte vor die Stellung vor und brachte dem

marſch. Wirklich war daſſelbe fruͤh aufgebrochen und be-
wegte ſich in drei Colonnen gerade auf Biradſchik zu, ſo,
daß es bald zwiſchen uns und unſern Magazinen ſtand. —
Jbrahim ſetzte Alles aufs Spiel, wurde er geſchlagen, ſo
hatte er jetzt gar keinen Ruͤckzug mehr; aber er hatte voll-
kommen Recht, ſo zu handeln, er war in der Lage, wo er
nur Alles gewinnen, oder Alles verlieren konnte.

Jn der Nacht waren mehrere hundert Deſerteure an-
gekommen, auch in allen vorhergehenden fanden ſich Offi-
ziere und Soldaten mit Gewehr ein.

Nachdem wir einmal auf unſere gute Stellung von
Biradſchik freiwillig verzichtet, mußten wir die Schlacht da
annehmen, wo Jbrahim ſie uns bot. Es kam jetzt dar-
auf an, ſchnell eine neue Front herzuſtellen, zu dem Ende
ließ ich den rechten Fluͤgel, die gedachte große Batterie und
die Garden ſtehen, ſie bildeten den rechten der neu zu neh-
menden Aufſtellung; links von ihnen kamen drei Linien-
Jnfanterie-Brigaden; die Rediffs oder Landwehr-Brigaden
blieben in Reſerve, eine hinter dem rechten, eine hinter
dem linken Fluͤgel und zwei hinter der Mitte. Jn der er-
ſten Linie ſtanden 14 Bataillone und 92 Geſchuͤtze, in der
zweiten Linie 13 Bataillone, in der Reſerve 24 Bataillone,
9 Cavallerie-Regimenter (42 Eskadrons) und 13 Geſchuͤtze.
Vor der Front befanden ſich zwei waͤhrend der Nacht durch
den Hauptmann von M. aufgeworfene Schanzen, der rechte
Fluͤgel lehnte an Ravins, der linke ſtand in einem lichten
Oliven-Wald; die Reſerve befand ſich in einer Vertiefung
des Terrains, ungeſehen, die unregelmaͤßigen Truppen wa-
ren ganz links in das Gehoͤlz geſtellt.

Nachdem jedes Bataillon, jede Batterie und jedes ein-
zelne Cavallerie-Regiment auf ſeinen Platz geſtellt, befand
ſich der Gegner noch auf dem Marſch in der Richtung
nach Biradſchik. Jch hatte Zeit, mit dem Hauptmann L.
ein Huhn gemaͤchlich zu verzehren, wobei die Umſtehenden
unſern guten Appetit bewunderten; dann ritt ich noch etwa
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[393/0403] marſch. Wirklich war daſſelbe fruͤh aufgebrochen und be- wegte ſich in drei Colonnen gerade auf Biradſchik zu, ſo, daß es bald zwiſchen uns und unſern Magazinen ſtand. — Jbrahim ſetzte Alles aufs Spiel, wurde er geſchlagen, ſo hatte er jetzt gar keinen Ruͤckzug mehr; aber er hatte voll- kommen Recht, ſo zu handeln, er war in der Lage, wo er nur Alles gewinnen, oder Alles verlieren konnte. Jn der Nacht waren mehrere hundert Deſerteure an- gekommen, auch in allen vorhergehenden fanden ſich Offi- ziere und Soldaten mit Gewehr ein. Nachdem wir einmal auf unſere gute Stellung von Biradſchik freiwillig verzichtet, mußten wir die Schlacht da annehmen, wo Jbrahim ſie uns bot. Es kam jetzt dar- auf an, ſchnell eine neue Front herzuſtellen, zu dem Ende ließ ich den rechten Fluͤgel, die gedachte große Batterie und die Garden ſtehen, ſie bildeten den rechten der neu zu neh- menden Aufſtellung; links von ihnen kamen drei Linien- Jnfanterie-Brigaden; die Rediffs oder Landwehr-Brigaden blieben in Reſerve, eine hinter dem rechten, eine hinter dem linken Fluͤgel und zwei hinter der Mitte. Jn der er- ſten Linie ſtanden 14 Bataillone und 92 Geſchuͤtze, in der zweiten Linie 13 Bataillone, in der Reſerve 24 Bataillone, 9 Cavallerie-Regimenter (42 Eskadrons) und 13 Geſchuͤtze. Vor der Front befanden ſich zwei waͤhrend der Nacht durch den Hauptmann von M. aufgeworfene Schanzen, der rechte Fluͤgel lehnte an Ravins, der linke ſtand in einem lichten Oliven-Wald; die Reſerve befand ſich in einer Vertiefung des Terrains, ungeſehen, die unregelmaͤßigen Truppen wa- ren ganz links in das Gehoͤlz geſtellt. Nachdem jedes Bataillon, jede Batterie und jedes ein- zelne Cavallerie-Regiment auf ſeinen Platz geſtellt, befand ſich der Gegner noch auf dem Marſch in der Richtung nach Biradſchik. Jch hatte Zeit, mit dem Hauptmann L. ein Huhn gemaͤchlich zu verzehren, wobei die Umſtehenden unſern guten Appetit bewunderten; dann ritt ich noch etwa tauſend Schritte vor die Stellung vor und brachte dem

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/403>, abgerufen am 23.11.2024.