schik (wo M. bereits das Hann am Wasser befestigt und eine Redoute auf die Höhe gelegt) standen die Brigaden Jsmael und Mehmet, welche so eben übergesetzt waren, ein Cavallerie-Regiment Mirza, und neun Geschütze; am jenseitigen Ufer befanden sich Heyder-, Mashar-, Bachry- Pascha und das Cavallerie-Regiment Rustam-Bey; im La- ger eingetroffen waren ferner vier Bataillone Garde unter Mustapha-Pascha, und drei Bataillone der Brigade Ha- lid langten am folgenden Tage an. Mustapha hatte sie- ben Tage gebraucht, um auf drei elenden kleinen Keleks über das Gök-suj zu kommen, wobei ein Lieutenant, zwei Tschausch und zwei Soldaten ertranken; Halid hatte auf Kameelen und Mauleseln seine Leute durch die Beschgetschid- Fuhrt geschafft; die Brigade Bekir folgte. Mit Zurück- lassung aller Zelte und alles Gepäcks machten die Leute dann in drei Tagen sechzehn Stunden schwierigen Wegs, wobei sie noch durch das Araban und Marsifan-suj bis an die Brust waten mußten.
Jetzt war der Moment, wo Jbrahim hätte angreifen müssen; seine unregelmäßige Cavallerie hatte vor ein paar Tagen mehrere Dörfer anderthalb Stunden von hier ge- plündert, seine Kundschafter beobachteten den Uebergang. Die Stellung war für 17 Bataillone und 6 Eskadrons viel zu weit, die Verschanzungen erst angefangen; die ganze Ar- tillerie bestand aus 9 Geschützen. Jbrahim hatte, unsern Nachrichten zufolge, 8 Regimenter in Aleppo mit 52 Ge- schützen. Es blieb uns trotz alle dem nichts übrig, als uns hier zu schlagen, zu halten oder zu Grunde zu gehen; denn wenn wir ausweichen wollten (abgesehen davon, daß wir die Verschanzungen preis gaben und dem Feind bis Balgis entgegen gehen mußten), so hatten wir nur eine einzige schwierige Gebirgsstraße, auf welcher vielleicht in demselben Augenblick 300 Fuhrwerke vorwärts rückten, und waren von der Hälfte unserer Jnfanterie durch den Murad getrennt.
Aber das sind solche Klippen, über die man hinschifft,
ſchik (wo M. bereits das Hann am Waſſer befeſtigt und eine Redoute auf die Hoͤhe gelegt) ſtanden die Brigaden Jsmael und Mehmet, welche ſo eben uͤbergeſetzt waren, ein Cavallerie-Regiment Mirza, und neun Geſchuͤtze; am jenſeitigen Ufer befanden ſich Heyder-, Mashar-, Bachry- Paſcha und das Cavallerie-Regiment Ruſtam-Bey; im La- ger eingetroffen waren ferner vier Bataillone Garde unter Muſtapha-Paſcha, und drei Bataillone der Brigade Ha- lid langten am folgenden Tage an. Muſtapha hatte ſie- ben Tage gebraucht, um auf drei elenden kleinen Keleks uͤber das Goͤk-ſuj zu kommen, wobei ein Lieutenant, zwei Tſchauſch und zwei Soldaten ertranken; Halid hatte auf Kameelen und Mauleſeln ſeine Leute durch die Beſchgetſchid- Fuhrt geſchafft; die Brigade Bekir folgte. Mit Zuruͤck- laſſung aller Zelte und alles Gepaͤcks machten die Leute dann in drei Tagen ſechzehn Stunden ſchwierigen Wegs, wobei ſie noch durch das Araban und Marſifan-ſuj bis an die Bruſt waten mußten.
Jetzt war der Moment, wo Jbrahim haͤtte angreifen muͤſſen; ſeine unregelmaͤßige Cavallerie hatte vor ein paar Tagen mehrere Doͤrfer anderthalb Stunden von hier ge- pluͤndert, ſeine Kundſchafter beobachteten den Uebergang. Die Stellung war fuͤr 17 Bataillone und 6 Eskadrons viel zu weit, die Verſchanzungen erſt angefangen; die ganze Ar- tillerie beſtand aus 9 Geſchuͤtzen. Jbrahim hatte, unſern Nachrichten zufolge, 8 Regimenter in Aleppo mit 52 Ge- ſchuͤtzen. Es blieb uns trotz alle dem nichts uͤbrig, als uns hier zu ſchlagen, zu halten oder zu Grunde zu gehen; denn wenn wir ausweichen wollten (abgeſehen davon, daß wir die Verſchanzungen preis gaben und dem Feind bis Balgis entgegen gehen mußten), ſo hatten wir nur eine einzige ſchwierige Gebirgsſtraße, auf welcher vielleicht in demſelben Augenblicḱ 300 Fuhrwerke vorwaͤrts ruͤckten, und waren von der Haͤlfte unſerer Jnfanterie durch den Murad getrennt.
Aber das ſind ſolche Klippen, uͤber die man hinſchifft,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0380"n="370"/>ſchik (wo M. bereits das Hann am Waſſer befeſtigt und<lb/>
eine Redoute auf die Hoͤhe gelegt) ſtanden die Brigaden<lb/>
Jsmael und Mehmet, welche ſo eben uͤbergeſetzt waren,<lb/>
ein Cavallerie-Regiment Mirza, und neun Geſchuͤtze; am<lb/>
jenſeitigen Ufer befanden ſich Heyder-, Mashar-, Bachry-<lb/>
Paſcha und das Cavallerie-Regiment Ruſtam-Bey; im La-<lb/>
ger eingetroffen waren ferner vier Bataillone Garde unter<lb/><hirendition="#g">Muſtapha-Paſcha,</hi> und drei Bataillone der Brigade Ha-<lb/>
lid langten am folgenden Tage an. <hirendition="#g">Muſtapha</hi> hatte ſie-<lb/>
ben Tage gebraucht, um auf drei elenden kleinen Keleks<lb/>
uͤber das Goͤk-ſuj zu kommen, wobei ein Lieutenant, zwei<lb/>
Tſchauſch und zwei Soldaten ertranken; <hirendition="#g">Halid</hi> hatte auf<lb/>
Kameelen und Mauleſeln ſeine Leute durch die Beſchgetſchid-<lb/>
Fuhrt geſchafft; die Brigade Bekir folgte. Mit Zuruͤck-<lb/>
laſſung aller Zelte und alles Gepaͤcks machten die Leute<lb/>
dann in drei Tagen ſechzehn Stunden ſchwierigen Wegs,<lb/>
wobei ſie noch durch das Araban und Marſifan-ſuj bis an<lb/>
die Bruſt waten mußten.</p><lb/><p>Jetzt war der Moment, wo <hirendition="#g">Jbrahim</hi> haͤtte angreifen<lb/>
muͤſſen; ſeine unregelmaͤßige Cavallerie hatte vor ein paar<lb/>
Tagen mehrere Doͤrfer anderthalb Stunden von hier ge-<lb/>
pluͤndert, ſeine Kundſchafter beobachteten den Uebergang.<lb/>
Die Stellung war fuͤr 17 Bataillone und 6 Eskadrons viel<lb/>
zu weit, die Verſchanzungen erſt angefangen; die ganze Ar-<lb/>
tillerie beſtand aus 9 Geſchuͤtzen. <hirendition="#g">Jbrahim</hi> hatte, unſern<lb/>
Nachrichten zufolge, 8 Regimenter in Aleppo mit 52 Ge-<lb/>ſchuͤtzen. Es blieb uns trotz alle dem nichts uͤbrig, als<lb/>
uns hier zu ſchlagen, zu halten oder zu Grunde zu gehen;<lb/>
denn wenn wir ausweichen wollten (abgeſehen davon, daß<lb/>
wir die Verſchanzungen preis gaben und dem Feind bis<lb/>
Balgis entgegen gehen mußten), ſo hatten wir nur eine<lb/>
einzige ſchwierige Gebirgsſtraße, auf welcher vielleicht in<lb/>
demſelben Augenblicḱ 300 Fuhrwerke vorwaͤrts ruͤckten, und<lb/>
waren von der Haͤlfte unſerer Jnfanterie durch den Murad<lb/>
getrennt.</p><lb/><p>Aber das ſind ſolche Klippen, uͤber die man hinſchifft,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[370/0380]
ſchik (wo M. bereits das Hann am Waſſer befeſtigt und
eine Redoute auf die Hoͤhe gelegt) ſtanden die Brigaden
Jsmael und Mehmet, welche ſo eben uͤbergeſetzt waren,
ein Cavallerie-Regiment Mirza, und neun Geſchuͤtze; am
jenſeitigen Ufer befanden ſich Heyder-, Mashar-, Bachry-
Paſcha und das Cavallerie-Regiment Ruſtam-Bey; im La-
ger eingetroffen waren ferner vier Bataillone Garde unter
Muſtapha-Paſcha, und drei Bataillone der Brigade Ha-
lid langten am folgenden Tage an. Muſtapha hatte ſie-
ben Tage gebraucht, um auf drei elenden kleinen Keleks
uͤber das Goͤk-ſuj zu kommen, wobei ein Lieutenant, zwei
Tſchauſch und zwei Soldaten ertranken; Halid hatte auf
Kameelen und Mauleſeln ſeine Leute durch die Beſchgetſchid-
Fuhrt geſchafft; die Brigade Bekir folgte. Mit Zuruͤck-
laſſung aller Zelte und alles Gepaͤcks machten die Leute
dann in drei Tagen ſechzehn Stunden ſchwierigen Wegs,
wobei ſie noch durch das Araban und Marſifan-ſuj bis an
die Bruſt waten mußten.
Jetzt war der Moment, wo Jbrahim haͤtte angreifen
muͤſſen; ſeine unregelmaͤßige Cavallerie hatte vor ein paar
Tagen mehrere Doͤrfer anderthalb Stunden von hier ge-
pluͤndert, ſeine Kundſchafter beobachteten den Uebergang.
Die Stellung war fuͤr 17 Bataillone und 6 Eskadrons viel
zu weit, die Verſchanzungen erſt angefangen; die ganze Ar-
tillerie beſtand aus 9 Geſchuͤtzen. Jbrahim hatte, unſern
Nachrichten zufolge, 8 Regimenter in Aleppo mit 52 Ge-
ſchuͤtzen. Es blieb uns trotz alle dem nichts uͤbrig, als
uns hier zu ſchlagen, zu halten oder zu Grunde zu gehen;
denn wenn wir ausweichen wollten (abgeſehen davon, daß
wir die Verſchanzungen preis gaben und dem Feind bis
Balgis entgegen gehen mußten), ſo hatten wir nur eine
einzige ſchwierige Gebirgsſtraße, auf welcher vielleicht in
demſelben Augenblicḱ 300 Fuhrwerke vorwaͤrts ruͤckten, und
waren von der Haͤlfte unſerer Jnfanterie durch den Murad
getrennt.
Aber das ſind ſolche Klippen, uͤber die man hinſchifft,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/380>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.