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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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cherheit und Gutmüthigkeit der hiesigen Pferde gehört; nur
eben, wenn man sich tummeln will, treibt man das Pferd
ins Gebiß hinein. Die Sättel sind hoch, und die Bügel
sehr kurz, so daß die scharfen Schaufeln dem Pferde immer
in die Flanken liegen; da muß sich denn freilich das Pferd
zu Allem bequemen.

Wir haben hier einen vertriebenen Lesger-Fürsten aus
Daghistan am caspischen Meere, der ein so vortrefflicher
Schütze ist, daß er mit einer sehr langen Büchse zu Pferde
im vollsten Rennen einen Vogel mit der Kugel erlegt. --
Das klingt wie eine Jagdgeschichte; ich habe die Sache
aber viermal mit angesehen: zweimal schoß er Krähen, die
gleich auf dem Flecke liegen blieben, einmal einem Adler im
Auffliegen den Fuß ab, so daß ihn nachher die Hunde grif-
fen, und einmal schoß er vorbei. Aus großer Ferne schon
setzt er sich in Galop, gerade auf den Vogel zu reitend;
das Pferd sieht nun, wohin es soll, geht in Carriere schnur-
gerade vorwärts, ohne die mindeste Abweichung rechts oder
links; noch hat der Chan-Effendi die lange Büchse über
die Schultern gehängt, jetzt wirft er die Zügel auf den
Hals seines Pferdes, spannt den Hahn und zielt gerade
über den Kopf des Pferdes weg. Meist bleibt der Vogel
wie bestürzt sitzen, bis der Reiter ganz nahe ist, und indem
er aufflattert, drückt jener los.

55.
Die Winterquartiere.

Den neuen Handelstraktat zwischen England und der
Pforte halte ich mit Bezug auf Aegypten für unausführ-
bar: Mehmet-Aly wird ihn annehmen und sich einige
Jahre (über die er hinstirbt) zur Einführung ausbedingen;
glaubte er, daß man ihn ernstlich zwingen werde, die Pa-

cherheit und Gutmuͤthigkeit der hieſigen Pferde gehoͤrt; nur
eben, wenn man ſich tummeln will, treibt man das Pferd
ins Gebiß hinein. Die Saͤttel ſind hoch, und die Buͤgel
ſehr kurz, ſo daß die ſcharfen Schaufeln dem Pferde immer
in die Flanken liegen; da muß ſich denn freilich das Pferd
zu Allem bequemen.

Wir haben hier einen vertriebenen Lesger-Fuͤrſten aus
Daghiſtan am caspiſchen Meere, der ein ſo vortrefflicher
Schuͤtze iſt, daß er mit einer ſehr langen Buͤchſe zu Pferde
im vollſten Rennen einen Vogel mit der Kugel erlegt. —
Das klingt wie eine Jagdgeſchichte; ich habe die Sache
aber viermal mit angeſehen: zweimal ſchoß er Kraͤhen, die
gleich auf dem Flecke liegen blieben, einmal einem Adler im
Auffliegen den Fuß ab, ſo daß ihn nachher die Hunde grif-
fen, und einmal ſchoß er vorbei. Aus großer Ferne ſchon
ſetzt er ſich in Galop, gerade auf den Vogel zu reitend;
das Pferd ſieht nun, wohin es ſoll, geht in Carriere ſchnur-
gerade vorwaͤrts, ohne die mindeſte Abweichung rechts oder
links; noch hat der Chan-Effendi die lange Buͤchſe uͤber
die Schultern gehaͤngt, jetzt wirft er die Zuͤgel auf den
Hals ſeines Pferdes, ſpannt den Hahn und zielt gerade
uͤber den Kopf des Pferdes weg. Meiſt bleibt der Vogel
wie beſtuͤrzt ſitzen, bis der Reiter ganz nahe iſt, und indem
er aufflattert, druͤckt jener los.

55.
Die Winterquartiere.

Den neuen Handelstraktat zwiſchen England und der
Pforte halte ich mit Bezug auf Aegypten fuͤr unausfuͤhr-
bar: Mehmet-Aly wird ihn annehmen und ſich einige
Jahre (uͤber die er hinſtirbt) zur Einfuͤhrung ausbedingen;
glaubte er, daß man ihn ernſtlich zwingen werde, die Pa-

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[336/0346] cherheit und Gutmuͤthigkeit der hieſigen Pferde gehoͤrt; nur eben, wenn man ſich tummeln will, treibt man das Pferd ins Gebiß hinein. Die Saͤttel ſind hoch, und die Buͤgel ſehr kurz, ſo daß die ſcharfen Schaufeln dem Pferde immer in die Flanken liegen; da muß ſich denn freilich das Pferd zu Allem bequemen. Wir haben hier einen vertriebenen Lesger-Fuͤrſten aus Daghiſtan am caspiſchen Meere, der ein ſo vortrefflicher Schuͤtze iſt, daß er mit einer ſehr langen Buͤchſe zu Pferde im vollſten Rennen einen Vogel mit der Kugel erlegt. — Das klingt wie eine Jagdgeſchichte; ich habe die Sache aber viermal mit angeſehen: zweimal ſchoß er Kraͤhen, die gleich auf dem Flecke liegen blieben, einmal einem Adler im Auffliegen den Fuß ab, ſo daß ihn nachher die Hunde grif- fen, und einmal ſchoß er vorbei. Aus großer Ferne ſchon ſetzt er ſich in Galop, gerade auf den Vogel zu reitend; das Pferd ſieht nun, wohin es ſoll, geht in Carriere ſchnur- gerade vorwaͤrts, ohne die mindeſte Abweichung rechts oder links; noch hat der Chan-Effendi die lange Buͤchſe uͤber die Schultern gehaͤngt, jetzt wirft er die Zuͤgel auf den Hals ſeines Pferdes, ſpannt den Hahn und zielt gerade uͤber den Kopf des Pferdes weg. Meiſt bleibt der Vogel wie beſtuͤrzt ſitzen, bis der Reiter ganz nahe iſt, und indem er aufflattert, druͤckt jener los. 55. Die Winterquartiere. Malatia, den 23. Dezember 1838. Den neuen Handelstraktat zwiſchen England und der Pforte halte ich mit Bezug auf Aegypten fuͤr unausfuͤhr- bar: Mehmet-Aly wird ihn annehmen und ſich einige Jahre (uͤber die er hinſtirbt) zur Einfuͤhrung ausbedingen; glaubte er, daß man ihn ernſtlich zwingen werde, die Pa-

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/346>, abgerufen am 22.11.2024.