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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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tige Aussicht; es ist ganz anmuthig, sich bei hellem Ster-
nenhimmel oder bei lauem Mondschein niederzulegen und zu
erwachen, wenn die Sonne jenseits der hohen Berge am
Euphrat aufsteigt und nach und nach die Gärten, Dörfer
und Weinberge der weiten Ebene tief unter mir erleuchtet.
Mich quält aber die Unthätigkeit, in welcher wir leben.

49.
Botschaft des Großherrn.

Hadschi-Esset-Effendi, welchen der Großherr
schickt, um die Truppen für den Feldzug im Karsann-Dagh
zu beloben, ist angekommen, und giebt allen Theilnehmern
und Soldaten ein Siafet oder Fest. -- Nun ist freilich ein
türkisches Diner, bei dem man an der Erde kauert und
Wasser trinkt, eine traurige Feier; der Effendi wurde
mit großem Pomp empfangen, sämmtliche Truppen pa-
radirten, leider aber die Bataillone meist nur mit sechs,
zum Theil nur mit vier schwachen Zügen zu sechzehn Rot-
ten. Der Pascha erwartete den Questenberger unter sei-
nem Zelte, und als er, geleitet von der ganzen übrigen
Generalität, ankam, ging er ihm hundert Schritte entge-
gen, empfing das in purpurnen Atlas gewickelte Schreiben
des Großherrn, drückte es an Brust, Mund und Stirn,
und trug es erhoben vor sich her in sein Zelt, wo sämmt-
liche Pascha's und Regiments-Commandeurs sich nieder-
ließen; der Pascha und der Effendi spielten einige Redens-
arten aus, dann zogen wir uns zurück und ließen Beide
allein.

Die Artillerie hatte mit antreten und feuern sollen,
sie war aber mitten auf der Ebene stecken geblieben, und
feuerte nun nachträglich aus weiter Ferne, wobei sie uns
auch noch ein paar Schuß schuldig blieb; der Pascha war
darüber sehr erzürnt, und ich darüber sehr erfreut. "Es

tige Ausſicht; es iſt ganz anmuthig, ſich bei hellem Ster-
nenhimmel oder bei lauem Mondſchein niederzulegen und zu
erwachen, wenn die Sonne jenſeits der hohen Berge am
Euphrat aufſteigt und nach und nach die Gaͤrten, Doͤrfer
und Weinberge der weiten Ebene tief unter mir erleuchtet.
Mich quaͤlt aber die Unthaͤtigkeit, in welcher wir leben.

49.
Botſchaft des Großherrn.

Hadſchi-Eſſet-Effendi, welchen der Großherr
ſchickt, um die Truppen fuͤr den Feldzug im Karſann-Dagh
zu beloben, iſt angekommen, und giebt allen Theilnehmern
und Soldaten ein Siafet oder Feſt. — Nun iſt freilich ein
tuͤrkiſches Diner, bei dem man an der Erde kauert und
Waſſer trinkt, eine traurige Feier; der Effendi wurde
mit großem Pomp empfangen, ſaͤmmtliche Truppen pa-
radirten, leider aber die Bataillone meiſt nur mit ſechs,
zum Theil nur mit vier ſchwachen Zuͤgen zu ſechzehn Rot-
ten. Der Paſcha erwartete den Queſtenberger unter ſei-
nem Zelte, und als er, geleitet von der ganzen uͤbrigen
Generalitaͤt, ankam, ging er ihm hundert Schritte entge-
gen, empfing das in purpurnen Atlas gewickelte Schreiben
des Großherrn, druͤckte es an Bruſt, Mund und Stirn,
und trug es erhoben vor ſich her in ſein Zelt, wo ſaͤmmt-
liche Paſcha's und Regiments-Commandeurs ſich nieder-
ließen; der Paſcha und der Effendi ſpielten einige Redens-
arten aus, dann zogen wir uns zuruͤck und ließen Beide
allein.

Die Artillerie hatte mit antreten und feuern ſollen,
ſie war aber mitten auf der Ebene ſtecken geblieben, und
feuerte nun nachtraͤglich aus weiter Ferne, wobei ſie uns
auch noch ein paar Schuß ſchuldig blieb; der Paſcha war
daruͤber ſehr erzuͤrnt, und ich daruͤber ſehr erfreut. „Es

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[303/0313] tige Ausſicht; es iſt ganz anmuthig, ſich bei hellem Ster- nenhimmel oder bei lauem Mondſchein niederzulegen und zu erwachen, wenn die Sonne jenſeits der hohen Berge am Euphrat aufſteigt und nach und nach die Gaͤrten, Doͤrfer und Weinberge der weiten Ebene tief unter mir erleuchtet. Mich quaͤlt aber die Unthaͤtigkeit, in welcher wir leben. 49. Botſchaft des Großherrn. Karput, den 19. Auguſt 1838. Hadſchi-Eſſet-Effendi, welchen der Großherr ſchickt, um die Truppen fuͤr den Feldzug im Karſann-Dagh zu beloben, iſt angekommen, und giebt allen Theilnehmern und Soldaten ein Siafet oder Feſt. — Nun iſt freilich ein tuͤrkiſches Diner, bei dem man an der Erde kauert und Waſſer trinkt, eine traurige Feier; der Effendi wurde mit großem Pomp empfangen, ſaͤmmtliche Truppen pa- radirten, leider aber die Bataillone meiſt nur mit ſechs, zum Theil nur mit vier ſchwachen Zuͤgen zu ſechzehn Rot- ten. Der Paſcha erwartete den Queſtenberger unter ſei- nem Zelte, und als er, geleitet von der ganzen uͤbrigen Generalitaͤt, ankam, ging er ihm hundert Schritte entge- gen, empfing das in purpurnen Atlas gewickelte Schreiben des Großherrn, druͤckte es an Bruſt, Mund und Stirn, und trug es erhoben vor ſich her in ſein Zelt, wo ſaͤmmt- liche Paſcha's und Regiments-Commandeurs ſich nieder- ließen; der Paſcha und der Effendi ſpielten einige Redens- arten aus, dann zogen wir uns zuruͤck und ließen Beide allein. Die Artillerie hatte mit antreten und feuern ſollen, ſie war aber mitten auf der Ebene ſtecken geblieben, und feuerte nun nachtraͤglich aus weiter Ferne, wobei ſie uns auch noch ein paar Schuß ſchuldig blieb; der Paſcha war daruͤber ſehr erzuͤrnt, und ich daruͤber ſehr erfreut. „Es

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/313>, abgerufen am 25.11.2024.