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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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Zickzacks bis zu den Thürmen und Mauern hinauf, und
ist durch allerlei Außenwerke noch gesperrt; die Wege im
Thal sind von den Zinnen des Schlosses beherrscht, jen-
seit der Schluchten erheben sich zwar östlich und westlich
die Felsen bis zu fast gleicher Höhe mit der Burg, aber
sie sind so schroff und oben so scharf, daß es sehr schwer
möglich sein wird, dort Batterien zu etabliren.

[Abbildung]

Begleitet von kurdischen Führern erkletterte ich diese
Höhen von allen Seiten, und kehrte erst spät Abends und
äußerst ermüdet zu Vede-han-Bey zurück. Das Zelt
dieses Fürsten aus schwarzen Ziegenhaaren war am Rande
eines schäumenden Gebirgsbachs aufgeschlagen; an einem
großen Feuer wurden kleine Schnittchen Hammelfleisch zu
Kjebab (Braten) geröstet; vor uns standen 40 oder 50 Kur-
den mit ihren langen Flinten, Dolchen, Pistolen und Mes-
sern in der eigenen sehr kleidsamen Tracht; die Vornehm-
sten kauerten an der Erde; rings umher loderten Wach-

Zickzacks bis zu den Thuͤrmen und Mauern hinauf, und
iſt durch allerlei Außenwerke noch geſperrt; die Wege im
Thal ſind von den Zinnen des Schloſſes beherrſcht, jen-
ſeit der Schluchten erheben ſich zwar oͤſtlich und weſtlich
die Felſen bis zu faſt gleicher Hoͤhe mit der Burg, aber
ſie ſind ſo ſchroff und oben ſo ſcharf, daß es ſehr ſchwer
moͤglich ſein wird, dort Batterien zu etabliren.

[Abbildung]

Begleitet von kurdiſchen Fuͤhrern erkletterte ich dieſe
Hoͤhen von allen Seiten, und kehrte erſt ſpaͤt Abends und
aͤußerſt ermuͤdet zu Vede-han-Bey zuruͤck. Das Zelt
dieſes Fuͤrſten aus ſchwarzen Ziegenhaaren war am Rande
eines ſchaͤumenden Gebirgsbachs aufgeſchlagen; an einem
großen Feuer wurden kleine Schnittchen Hammelfleiſch zu
Kjebab (Braten) geroͤſtet; vor uns ſtanden 40 oder 50 Kur-
den mit ihren langen Flinten, Dolchen, Piſtolen und Meſ-
ſern in der eigenen ſehr kleidſamen Tracht; die Vornehm-
ſten kauerten an der Erde; rings umher loderten Wach-

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[259/0269] Zickzacks bis zu den Thuͤrmen und Mauern hinauf, und iſt durch allerlei Außenwerke noch geſperrt; die Wege im Thal ſind von den Zinnen des Schloſſes beherrſcht, jen- ſeit der Schluchten erheben ſich zwar oͤſtlich und weſtlich die Felſen bis zu faſt gleicher Hoͤhe mit der Burg, aber ſie ſind ſo ſchroff und oben ſo ſcharf, daß es ſehr ſchwer moͤglich ſein wird, dort Batterien zu etabliren. [Abbildung] Begleitet von kurdiſchen Fuͤhrern erkletterte ich dieſe Hoͤhen von allen Seiten, und kehrte erſt ſpaͤt Abends und aͤußerſt ermuͤdet zu Vede-han-Bey zuruͤck. Das Zelt dieſes Fuͤrſten aus ſchwarzen Ziegenhaaren war am Rande eines ſchaͤumenden Gebirgsbachs aufgeſchlagen; an einem großen Feuer wurden kleine Schnittchen Hammelfleiſch zu Kjebab (Braten) geroͤſtet; vor uns ſtanden 40 oder 50 Kur- den mit ihren langen Flinten, Dolchen, Piſtolen und Meſ- ſern in der eigenen ſehr kleidſamen Tracht; die Vornehm- ſten kauerten an der Erde; rings umher loderten Wach-

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/269>, abgerufen am 24.11.2024.