satteln und zu zäumen, als der Pascha selbst kam, uns einen Besuch zu machen; er interessirte sich sehr für ein Wegecroquis, welches unsere ganze Reiseroute enthielt, ließ alle seine Karten holen, und befahl, das Croquis darauf einzutragen. Nun ritten wir mit dem Pascha nach der eine halbe Stunde von hier am Fuße des Hügels von Kar- put gelegenen großen Kaserne, welche sein Vorgänger für 6000 Mann hatte erbauen lassen, und fanden Alles in vol- lem Exerziren. Jn Karput selbst exerzirten die Leute auf den Dächern der Häuser, als den einzigen horizontalen Ebe- nen dieser Gebirgsstadt. Bei unserm Nachhausekommen fanden wir große Schachteln mit Pistazien, getrockneten Pfirsichen, Aepfeln aus Malatia und Honig von den hie- sigen Bergen, ein Geschenk des Pascha's.
41. Malatia und Asbusu. -- Paß über den Taurus. -- Marasch.
Marasch, den 28. März 1838.
Jn Folge eines Auftrags des Pascha's trat ich am 23. d. M. Nachmittags eine Reise nach der syrischen Grenze an. Mein Gefolge war so klein wie nur möglich, und be- stand aus einem Tataren-Aga, meinem Bedienten, einem Surudschi mit einem Pack- und einem Reserve-Pferde. Aus der weiten, von hohen Schneebergen umgebenen Hoch- ebene von Karput senkten wir uns in ein enges, tiefes Ge- birgsthal zum Euphrat hinab; die Nacht überraschte uns, und wir fanden Unterkommen und freundliche Aufnahme in einem kleinen Kurden-Dorfe, welches wir in irgend einer Felsschlucht aufsuchten und fanden. Es gewährt eine ei- gene Satisfaction in diesen asiatischen Bergen, die arabi- sche Bohne, das indische Rohr, chinesische Blätter, franzö- sischen Wein, Forellen aus dem Euphrat und Pistazien aus Syrien zu einem guten Abendessen zu combiniren. Mitten
ſatteln und zu zaͤumen, als der Paſcha ſelbſt kam, uns einen Beſuch zu machen; er intereſſirte ſich ſehr fuͤr ein Wegecroquis, welches unſere ganze Reiſeroute enthielt, ließ alle ſeine Karten holen, und befahl, das Croquis darauf einzutragen. Nun ritten wir mit dem Paſcha nach der eine halbe Stunde von hier am Fuße des Huͤgels von Kar- put gelegenen großen Kaſerne, welche ſein Vorgaͤnger fuͤr 6000 Mann hatte erbauen laſſen, und fanden Alles in vol- lem Exerziren. Jn Karput ſelbſt exerzirten die Leute auf den Daͤchern der Haͤuſer, als den einzigen horizontalen Ebe- nen dieſer Gebirgsſtadt. Bei unſerm Nachhauſekommen fanden wir große Schachteln mit Piſtazien, getrockneten Pfirſichen, Aepfeln aus Malatia und Honig von den hie- ſigen Bergen, ein Geſchenk des Paſcha's.
41. Malatia und Asbuſu. — Paß uͤber den Taurus. — Maraſch.
Maraſch, den 28. Maͤrz 1838.
Jn Folge eines Auftrags des Paſcha's trat ich am 23. d. M. Nachmittags eine Reiſe nach der ſyriſchen Grenze an. Mein Gefolge war ſo klein wie nur moͤglich, und be- ſtand aus einem Tataren-Aga, meinem Bedienten, einem Surudſchi mit einem Pack- und einem Reſerve-Pferde. Aus der weiten, von hohen Schneebergen umgebenen Hoch- ebene von Karput ſenkten wir uns in ein enges, tiefes Ge- birgsthal zum Euphrat hinab; die Nacht uͤberraſchte uns, und wir fanden Unterkommen und freundliche Aufnahme in einem kleinen Kurden-Dorfe, welches wir in irgend einer Felsſchlucht aufſuchten und fanden. Es gewaͤhrt eine ei- gene Satisfaction in dieſen aſiatiſchen Bergen, die arabi- ſche Bohne, das indiſche Rohr, chineſiſche Blaͤtter, franzoͤ- ſiſchen Wein, Forellen aus dem Euphrat und Piſtazien aus Syrien zu einem guten Abendeſſen zu combiniren. Mitten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0227"n="217"/>ſatteln und zu zaͤumen, als der Paſcha ſelbſt kam, uns<lb/>
einen Beſuch zu machen; er intereſſirte ſich ſehr fuͤr ein<lb/>
Wegecroquis, welches unſere ganze Reiſeroute enthielt, ließ<lb/>
alle ſeine Karten holen, und befahl, das Croquis darauf<lb/>
einzutragen. Nun ritten wir mit dem Paſcha nach der<lb/>
eine halbe Stunde von hier am Fuße des Huͤgels von Kar-<lb/>
put gelegenen großen Kaſerne, welche ſein Vorgaͤnger fuͤr<lb/>
6000 Mann hatte erbauen laſſen, und fanden Alles in vol-<lb/>
lem Exerziren. Jn Karput ſelbſt exerzirten die Leute auf<lb/>
den Daͤchern der Haͤuſer, als den einzigen horizontalen Ebe-<lb/>
nen dieſer Gebirgsſtadt. Bei unſerm Nachhauſekommen<lb/>
fanden wir große Schachteln mit Piſtazien, getrockneten<lb/>
Pfirſichen, Aepfeln aus Malatia und Honig von den hie-<lb/>ſigen Bergen, ein Geſchenk des Paſcha's.</p></div><lb/><divn="1"><head>41.<lb/><hirendition="#b">Malatia und Asbuſu. — Paß uͤber den Taurus. —<lb/>
Maraſch.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Maraſch, den 28. Maͤrz 1838.</hi></dateline><lb/><p>Jn Folge eines Auftrags des Paſcha's trat ich am<lb/>
23. d. M. Nachmittags eine Reiſe nach der ſyriſchen Grenze<lb/>
an. Mein Gefolge war ſo klein wie nur moͤglich, und be-<lb/>ſtand aus einem Tataren-Aga, meinem Bedienten, einem<lb/>
Surudſchi mit einem Pack- und einem Reſerve-Pferde.<lb/>
Aus der weiten, von hohen Schneebergen umgebenen Hoch-<lb/>
ebene von Karput ſenkten wir uns in ein enges, tiefes Ge-<lb/>
birgsthal zum Euphrat hinab; die Nacht uͤberraſchte uns,<lb/>
und wir fanden Unterkommen und freundliche Aufnahme<lb/>
in einem kleinen Kurden-Dorfe, welches wir in irgend einer<lb/>
Felsſchlucht aufſuchten und fanden. Es gewaͤhrt eine ei-<lb/>
gene Satisfaction in dieſen aſiatiſchen Bergen, die arabi-<lb/>ſche Bohne, das indiſche Rohr, chineſiſche Blaͤtter, franzoͤ-<lb/>ſiſchen Wein, Forellen aus dem Euphrat und Piſtazien aus<lb/>
Syrien zu einem guten Abendeſſen zu combiniren. Mitten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[217/0227]
ſatteln und zu zaͤumen, als der Paſcha ſelbſt kam, uns
einen Beſuch zu machen; er intereſſirte ſich ſehr fuͤr ein
Wegecroquis, welches unſere ganze Reiſeroute enthielt, ließ
alle ſeine Karten holen, und befahl, das Croquis darauf
einzutragen. Nun ritten wir mit dem Paſcha nach der
eine halbe Stunde von hier am Fuße des Huͤgels von Kar-
put gelegenen großen Kaſerne, welche ſein Vorgaͤnger fuͤr
6000 Mann hatte erbauen laſſen, und fanden Alles in vol-
lem Exerziren. Jn Karput ſelbſt exerzirten die Leute auf
den Daͤchern der Haͤuſer, als den einzigen horizontalen Ebe-
nen dieſer Gebirgsſtadt. Bei unſerm Nachhauſekommen
fanden wir große Schachteln mit Piſtazien, getrockneten
Pfirſichen, Aepfeln aus Malatia und Honig von den hie-
ſigen Bergen, ein Geſchenk des Paſcha's.
41.
Malatia und Asbuſu. — Paß uͤber den Taurus. —
Maraſch.
Maraſch, den 28. Maͤrz 1838.
Jn Folge eines Auftrags des Paſcha's trat ich am
23. d. M. Nachmittags eine Reiſe nach der ſyriſchen Grenze
an. Mein Gefolge war ſo klein wie nur moͤglich, und be-
ſtand aus einem Tataren-Aga, meinem Bedienten, einem
Surudſchi mit einem Pack- und einem Reſerve-Pferde.
Aus der weiten, von hohen Schneebergen umgebenen Hoch-
ebene von Karput ſenkten wir uns in ein enges, tiefes Ge-
birgsthal zum Euphrat hinab; die Nacht uͤberraſchte uns,
und wir fanden Unterkommen und freundliche Aufnahme
in einem kleinen Kurden-Dorfe, welches wir in irgend einer
Felsſchlucht aufſuchten und fanden. Es gewaͤhrt eine ei-
gene Satisfaction in dieſen aſiatiſchen Bergen, die arabi-
ſche Bohne, das indiſche Rohr, chineſiſche Blaͤtter, franzoͤ-
ſiſchen Wein, Forellen aus dem Euphrat und Piſtazien aus
Syrien zu einem guten Abendeſſen zu combiniren. Mitten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/227>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.