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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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Der Atmeidan ist immer noch ein schöner Platz; auf
der nordöstlichen Seite erhebt sich in geringer Entfernung
die St. Sophia, und die südöstliche ist von den Vorhöfen
der Moschee Sultan Achmets begrenzt. Der innere Hof
(Haremm) der Moschee bildet ein Viereck, das von pracht-
vollen Portiken umgeben ist. Die Säulen, welche die Spitz-
bögen tragen, sind beim Bau der Achmedieh meist aus Ale-
xandra Troas herbeigeschleppt, dessen Ruinen die Türken
wie einen Steinbruch betrachteten, wo man die Werkstücke
nicht erst zu behauen brauchte, weil sie bereits fertig da-
lagen. Der Boden ist mit Marmor-, Granit- und Por-
phyr-Platten gepflastert, und in der Mitte erhebt sich ein
Springbrunnen. An den vier Ecken der Moschee und des
Vorhofs ragen schlanke Minarehs empor, und die Achme-
dieh ist die einzige in der Welt, welche deren sechs in die
blaue Luft erhebt. Die vordersten haben zwei, die vier
hintern drei Balkone oder Umgänge über einander. Von
besonderer Schönheit und reich geschnitzt sind die Portale
im maurischen Style.

Der äußere Vorhof ist von riesenhaften Platanen und
Cypressen überschattet und von künstlich durchbrochenen
Steingittern umschlungen. Die Achmedieh ist eine der
schönsten Moscheen der Welt von Außen gesehen, aber das
Jnnere macht wenig Eindruck.

Von dem berühmten byzantinischen Kaiserpallast Bu-
koleon (nach seinem Thore auch "Chalke der eherne" ge-
nannt), welchen schon Konstantin erbaut, habe ich keine
Spur mehr gefunden, und doch läßt sich seine Lage aus
drei geschichtlichen Notizen aufs Bestimmteste nachweisen.
Von der Cochlea habe ich oben gesprochen; dann wird ge-
sagt, daß eine Flucht von Marmorstufen aus dem Pallast
des Gartens in den künstlichen Hafen hinab führten, wel-
cher die kaiserlichen Galeeren enthielt. Dieser Hafen ist
noch heute in dem niedrigen Platz von Kadriga-Liman er-
kennbar. Endlich wird angeführt, daß das Augusteum der
freie Platz zwischen der Front des Pallastes und der So-

Der Atmeidan iſt immer noch ein ſchoͤner Platz; auf
der nordoͤſtlichen Seite erhebt ſich in geringer Entfernung
die St. Sophia, und die ſuͤdoͤſtliche iſt von den Vorhoͤfen
der Moſchee Sultan Achmets begrenzt. Der innere Hof
(Haremm) der Moſchee bildet ein Viereck, das von pracht-
vollen Portiken umgeben iſt. Die Saͤulen, welche die Spitz-
boͤgen tragen, ſind beim Bau der Achmedieh meiſt aus Ale-
xandra Troas herbeigeſchleppt, deſſen Ruinen die Tuͤrken
wie einen Steinbruch betrachteten, wo man die Werkſtuͤcke
nicht erſt zu behauen brauchte, weil ſie bereits fertig da-
lagen. Der Boden iſt mit Marmor-, Granit- und Por-
phyr-Platten gepflaſtert, und in der Mitte erhebt ſich ein
Springbrunnen. An den vier Ecken der Moſchee und des
Vorhofs ragen ſchlanke Minarehs empor, und die Achme-
dieh iſt die einzige in der Welt, welche deren ſechs in die
blaue Luft erhebt. Die vorderſten haben zwei, die vier
hintern drei Balkone oder Umgaͤnge uͤber einander. Von
beſonderer Schoͤnheit und reich geſchnitzt ſind die Portale
im mauriſchen Style.

Der aͤußere Vorhof iſt von rieſenhaften Platanen und
Cypreſſen uͤberſchattet und von kuͤnſtlich durchbrochenen
Steingittern umſchlungen. Die Achmedieh iſt eine der
ſchoͤnſten Moſcheen der Welt von Außen geſehen, aber das
Jnnere macht wenig Eindruck.

Von dem beruͤhmten byzantiniſchen Kaiſerpallaſt Bu-
koleon (nach ſeinem Thore auch „Chalke der eherne“ ge-
nannt), welchen ſchon Konſtantin erbaut, habe ich keine
Spur mehr gefunden, und doch laͤßt ſich ſeine Lage aus
drei geſchichtlichen Notizen aufs Beſtimmteſte nachweiſen.
Von der Cochlea habe ich oben geſprochen; dann wird ge-
ſagt, daß eine Flucht von Marmorſtufen aus dem Pallaſt
des Gartens in den kuͤnſtlichen Hafen hinab fuͤhrten, wel-
cher die kaiſerlichen Galeeren enthielt. Dieſer Hafen iſt
noch heute in dem niedrigen Platz von Kadriga-Liman er-
kennbar. Endlich wird angefuͤhrt, daß das Auguſteum der
freie Platz zwiſchen der Front des Pallaſtes und der So-

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[181/0191] Der Atmeidan iſt immer noch ein ſchoͤner Platz; auf der nordoͤſtlichen Seite erhebt ſich in geringer Entfernung die St. Sophia, und die ſuͤdoͤſtliche iſt von den Vorhoͤfen der Moſchee Sultan Achmets begrenzt. Der innere Hof (Haremm) der Moſchee bildet ein Viereck, das von pracht- vollen Portiken umgeben iſt. Die Saͤulen, welche die Spitz- boͤgen tragen, ſind beim Bau der Achmedieh meiſt aus Ale- xandra Troas herbeigeſchleppt, deſſen Ruinen die Tuͤrken wie einen Steinbruch betrachteten, wo man die Werkſtuͤcke nicht erſt zu behauen brauchte, weil ſie bereits fertig da- lagen. Der Boden iſt mit Marmor-, Granit- und Por- phyr-Platten gepflaſtert, und in der Mitte erhebt ſich ein Springbrunnen. An den vier Ecken der Moſchee und des Vorhofs ragen ſchlanke Minarehs empor, und die Achme- dieh iſt die einzige in der Welt, welche deren ſechs in die blaue Luft erhebt. Die vorderſten haben zwei, die vier hintern drei Balkone oder Umgaͤnge uͤber einander. Von beſonderer Schoͤnheit und reich geſchnitzt ſind die Portale im mauriſchen Style. Der aͤußere Vorhof iſt von rieſenhaften Platanen und Cypreſſen uͤberſchattet und von kuͤnſtlich durchbrochenen Steingittern umſchlungen. Die Achmedieh iſt eine der ſchoͤnſten Moſcheen der Welt von Außen geſehen, aber das Jnnere macht wenig Eindruck. Von dem beruͤhmten byzantiniſchen Kaiſerpallaſt Bu- koleon (nach ſeinem Thore auch „Chalke der eherne“ ge- nannt), welchen ſchon Konſtantin erbaut, habe ich keine Spur mehr gefunden, und doch laͤßt ſich ſeine Lage aus drei geſchichtlichen Notizen aufs Beſtimmteſte nachweiſen. Von der Cochlea habe ich oben geſprochen; dann wird ge- ſagt, daß eine Flucht von Marmorſtufen aus dem Pallaſt des Gartens in den kuͤnſtlichen Hafen hinab fuͤhrten, wel- cher die kaiſerlichen Galeeren enthielt. Dieſer Hafen iſt noch heute in dem niedrigen Platz von Kadriga-Liman er- kennbar. Endlich wird angefuͤhrt, daß das Auguſteum der freie Platz zwiſchen der Front des Pallaſtes und der So-

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/191>, abgerufen am 28.11.2024.