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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841.

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durch irgend ein späteres Naturereigniß von dieser kürze-
sten Richtung abgedrängt worden sei. Wirklich bildet das
Terrain von den Seen ab nur einen sanft gewölbten Rük-
ken, und in einer der Schluchten am Meere südlich von
Küstendsche ist nicht Fels, sondern nur Lehm und Kies
sichtbar. Als nun vor einigen Jahren die Russen in der
Sulina-Mündung Quarantaine errichteten, glaubte man
darin einen Versuch zu erkennen, die Schifffahrt und den
Handel auf der Donau zu beherrschen, und nun wurde die
Frage angeregt: kann die Donau, oder doch ein Kanal aus
derselben, nicht aufs Neue längs des Trajanswalles hin-
geleitet werden? Es war daher sehr interessant, den Ni-
veau-Unterschied der Donau bei Rassova und des Meeres
bei Küstendsche und ferner die absolute Erhöhung des nie-
drigsten Höhensattels über diese Punkte zu ermitteln. Was
nun den angeblich frühern Lauf der Donau betrifft, so trägt
das Terrain davon durchaus keine Spur, im Gegentheil
zeigt der Höhenzug nirgend eine Unterbrechung oder be-
trächtliche Einsenkung, und überhaupt dreht sich die Do-
nau schon zwei Stunden oberhalb Czernawada fast recht-
winklig von ihrer Normal-Direktion ab. Was dagegen
die Ausführung eines Kanals anbelangt, so liegt diese al-
lerdings im Bereich der Möglichkeit, würde aber ein An-
lage-Capital von mehreren Millionen Thalern kosten. --
Hauptmann v. V. ermittelte durch Nivellirung die Höhe
der niedrigsten Einsenkung des Terrains zwischen dem Meere
und den nach der Donau ausmündenden Seen zu 166 Pr.
Fuß. Da nun auf der Höhe durchaus kein Wasser sich
befindet, aus welchem der Kanal gespeist werden könnte, so
müßte er sein Wasser aus der Donau selbst hernehmen,
oder wenigstens aus den nur etwa 17 Fuß höher gelege-
nen Seen. Es würden daher zwar nur wenig Schleusen
nöthig, dagegen wäre es unerläßlich, den Kanal wenigstens
136 Fuß tief auf einer Strecke von wenigstens zwei bis
drei Meilen einzuschneiden, wobei man höchst wahrschein-

durch irgend ein ſpaͤteres Naturereigniß von dieſer kuͤrze-
ſten Richtung abgedraͤngt worden ſei. Wirklich bildet das
Terrain von den Seen ab nur einen ſanft gewoͤlbten Ruͤk-
ken, und in einer der Schluchten am Meere ſuͤdlich von
Kuͤſtendſche iſt nicht Fels, ſondern nur Lehm und Kies
ſichtbar. Als nun vor einigen Jahren die Ruſſen in der
Sulina-Muͤndung Quarantaine errichteten, glaubte man
darin einen Verſuch zu erkennen, die Schifffahrt und den
Handel auf der Donau zu beherrſchen, und nun wurde die
Frage angeregt: kann die Donau, oder doch ein Kanal aus
derſelben, nicht aufs Neue laͤngs des Trajanswalles hin-
geleitet werden? Es war daher ſehr intereſſant, den Ni-
veau-Unterſchied der Donau bei Raſſova und des Meeres
bei Kuͤſtendſche und ferner die abſolute Erhoͤhung des nie-
drigſten Hoͤhenſattels uͤber dieſe Punkte zu ermitteln. Was
nun den angeblich fruͤhern Lauf der Donau betrifft, ſo traͤgt
das Terrain davon durchaus keine Spur, im Gegentheil
zeigt der Hoͤhenzug nirgend eine Unterbrechung oder be-
traͤchtliche Einſenkung, und uͤberhaupt dreht ſich die Do-
nau ſchon zwei Stunden oberhalb Czernawada faſt recht-
winklig von ihrer Normal-Direktion ab. Was dagegen
die Ausfuͤhrung eines Kanals anbelangt, ſo liegt dieſe al-
lerdings im Bereich der Moͤglichkeit, wuͤrde aber ein An-
lage-Capital von mehreren Millionen Thalern koſten. —
Hauptmann v. V. ermittelte durch Nivellirung die Hoͤhe
der niedrigſten Einſenkung des Terrains zwiſchen dem Meere
und den nach der Donau ausmuͤndenden Seen zu 166 Pr.
Fuß. Da nun auf der Hoͤhe durchaus kein Waſſer ſich
befindet, aus welchem der Kanal geſpeiſt werden koͤnnte, ſo
muͤßte er ſein Waſſer aus der Donau ſelbſt hernehmen,
oder wenigſtens aus den nur etwa 17 Fuß hoͤher gelege-
nen Seen. Es wuͤrden daher zwar nur wenig Schleuſen
noͤthig, dagegen waͤre es unerlaͤßlich, den Kanal wenigſtens
136 Fuß tief auf einer Strecke von wenigſtens zwei bis
drei Meilen einzuſchneiden, wobei man hoͤchſt wahrſchein-

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[166/0176] durch irgend ein ſpaͤteres Naturereigniß von dieſer kuͤrze- ſten Richtung abgedraͤngt worden ſei. Wirklich bildet das Terrain von den Seen ab nur einen ſanft gewoͤlbten Ruͤk- ken, und in einer der Schluchten am Meere ſuͤdlich von Kuͤſtendſche iſt nicht Fels, ſondern nur Lehm und Kies ſichtbar. Als nun vor einigen Jahren die Ruſſen in der Sulina-Muͤndung Quarantaine errichteten, glaubte man darin einen Verſuch zu erkennen, die Schifffahrt und den Handel auf der Donau zu beherrſchen, und nun wurde die Frage angeregt: kann die Donau, oder doch ein Kanal aus derſelben, nicht aufs Neue laͤngs des Trajanswalles hin- geleitet werden? Es war daher ſehr intereſſant, den Ni- veau-Unterſchied der Donau bei Raſſova und des Meeres bei Kuͤſtendſche und ferner die abſolute Erhoͤhung des nie- drigſten Hoͤhenſattels uͤber dieſe Punkte zu ermitteln. Was nun den angeblich fruͤhern Lauf der Donau betrifft, ſo traͤgt das Terrain davon durchaus keine Spur, im Gegentheil zeigt der Hoͤhenzug nirgend eine Unterbrechung oder be- traͤchtliche Einſenkung, und uͤberhaupt dreht ſich die Do- nau ſchon zwei Stunden oberhalb Czernawada faſt recht- winklig von ihrer Normal-Direktion ab. Was dagegen die Ausfuͤhrung eines Kanals anbelangt, ſo liegt dieſe al- lerdings im Bereich der Moͤglichkeit, wuͤrde aber ein An- lage-Capital von mehreren Millionen Thalern koſten. — Hauptmann v. V. ermittelte durch Nivellirung die Hoͤhe der niedrigſten Einſenkung des Terrains zwiſchen dem Meere und den nach der Donau ausmuͤndenden Seen zu 166 Pr. Fuß. Da nun auf der Hoͤhe durchaus kein Waſſer ſich befindet, aus welchem der Kanal geſpeiſt werden koͤnnte, ſo muͤßte er ſein Waſſer aus der Donau ſelbſt hernehmen, oder wenigſtens aus den nur etwa 17 Fuß hoͤher gelege- nen Seen. Es wuͤrden daher zwar nur wenig Schleuſen noͤthig, dagegen waͤre es unerlaͤßlich, den Kanal wenigſtens 136 Fuß tief auf einer Strecke von wenigſtens zwei bis drei Meilen einzuſchneiden, wobei man hoͤchſt wahrſchein-

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Zitationshilfe: Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/176>, abgerufen am 27.11.2024.