welches nicht, zum Theil in sehr großer Anzahl, statistische Werke in seiner Nationalliteratur aufzuzählen hätte 1).
Zu bedauern ist, daß es keine vollständige und auch die neuesten Erscheinungen umfassende Bibliographie der Statistik gibt 2). Eine bloße Auswahl besonders bemerkenswerther Schriften zu treffen ist aber einerseits nicht genügend, anderer- seits insoferne ein vergebliches Unternehmen, als statistische Werke die schlimme, in der Natur der Sache selbst liegende, Eigenthümlichkeit haben, daß sie bald veralten und dem wirk- lichen Zustande der Dinge nicht mehr entsprechen. Eine tüch- tige statistische Arbeit mag daher allerdings auf längere Zeit als Anhaltspunkt und Muster für erneuerte Darstellung dienen, und sie wird jedenfalls mit der Zeit eine geschichtliche Quelle 3); allein immer wieder wird sie, so vortrefflich sie sein mag, durch neue Bedürfnisse und Darstellungen ver- drängt, und immer muß sich daher der Staatsmann und der Gelehrte nach neuen Erscheinungen und nach den jüngsten For- schungen und Darstellungen umsehen. Die gelehrte Bücher- kunde in diesem Fache ist also in beständigem Wandel begriffen. -- Doch sind allerdings einzelne Namen für alle Zeiten fest- gestellt, insoferne ihre Träger das geleistet haben, was zu der gegebenen Zeit möglich und für diese Bedürfniß war. So denn unter den Deutschen A. Humboldt, Meusel, Malchus, Schubert, J. G. Hoffmann, Diterici, Hermann, Memminger, Engel, Becher, Czörnig, Rheden; unter den Engländern Sinclair, Mac-Culloch, Bowring, Mac-Gregor, Porter; unter den Ita- lienern Balbi, Romagnosi; unter den Franzosen Peuchet, Ch. Dupin, Schnitzler, Legoyt; unter den Belgiern Quetelet, Heuschling; unter den Schweizern Franzini, unter den Nord- amerikanern Warden, Seibert, Morse.
1) Ueber die Geschichte der Statistik s. Fallati, Einleitung, S. 107 u. fg.
2) Da Meusel's Literatur der Statistik, 2 Bde., 1806 und 1807,
welches nicht, zum Theil in ſehr großer Anzahl, ſtatiſtiſche Werke in ſeiner Nationalliteratur aufzuzählen hätte 1).
Zu bedauern iſt, daß es keine vollſtändige und auch die neueſten Erſcheinungen umfaſſende Bibliographie der Statiſtik gibt 2). Eine bloße Auswahl beſonders bemerkenswerther Schriften zu treffen iſt aber einerſeits nicht genügend, anderer- ſeits inſoferne ein vergebliches Unternehmen, als ſtatiſtiſche Werke die ſchlimme, in der Natur der Sache ſelbſt liegende, Eigenthümlichkeit haben, daß ſie bald veralten und dem wirk- lichen Zuſtande der Dinge nicht mehr entſprechen. Eine tüch- tige ſtatiſtiſche Arbeit mag daher allerdings auf längere Zeit als Anhaltspunkt und Muſter für erneuerte Darſtellung dienen, und ſie wird jedenfalls mit der Zeit eine geſchichtliche Quelle 3); allein immer wieder wird ſie, ſo vortrefflich ſie ſein mag, durch neue Bedürfniſſe und Darſtellungen ver- drängt, und immer muß ſich daher der Staatsmann und der Gelehrte nach neuen Erſcheinungen und nach den jüngſten For- ſchungen und Darſtellungen umſehen. Die gelehrte Bücher- kunde in dieſem Fache iſt alſo in beſtändigem Wandel begriffen. — Doch ſind allerdings einzelne Namen für alle Zeiten feſt- geſtellt, inſoferne ihre Träger das geleiſtet haben, was zu der gegebenen Zeit möglich und für dieſe Bedürfniß war. So denn unter den Deutſchen A. Humboldt, Meuſel, Malchus, Schubert, J. G. Hoffmann, Diterici, Hermann, Memminger, Engel, Becher, Czörnig, Rheden; unter den Engländern Sinclair, Mac-Culloch, Bowring, Mac-Gregor, Porter; unter den Ita- lienern Balbi, Romagnoſi; unter den Franzoſen Peuchet, Ch. Dupin, Schnitzler, Legoyt; unter den Belgiern Quetelet, Heuſchling; unter den Schweizern Franzini, unter den Nord- amerikanern Warden, Seibert, Morſe.
1) Ueber die Geſchichte der Statiſtik ſ. Fallati, Einleitung, S. 107 u. fg.
2) Da Meuſel’s Literatur der Statiſtik, 2 Bde., 1806 und 1807,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0756"n="742"/>
welches nicht, zum Theil in ſehr großer Anzahl, ſtatiſtiſche<lb/>
Werke in ſeiner Nationalliteratur aufzuzählen hätte <hirendition="#sup">1</hi>).</p><lb/><p>Zu bedauern iſt, daß es keine vollſtändige und auch die<lb/>
neueſten Erſcheinungen umfaſſende Bibliographie der Statiſtik<lb/>
gibt <hirendition="#sup">2</hi>). Eine bloße Auswahl beſonders bemerkenswerther<lb/>
Schriften zu treffen iſt aber einerſeits nicht genügend, anderer-<lb/>ſeits inſoferne ein vergebliches Unternehmen, als ſtatiſtiſche<lb/>
Werke die ſchlimme, in der Natur der Sache ſelbſt liegende,<lb/>
Eigenthümlichkeit haben, daß ſie bald veralten und dem wirk-<lb/>
lichen Zuſtande der Dinge nicht mehr entſprechen. Eine tüch-<lb/>
tige ſtatiſtiſche Arbeit mag daher allerdings auf längere Zeit<lb/>
als Anhaltspunkt und Muſter für erneuerte Darſtellung dienen,<lb/>
und ſie wird jedenfalls mit der Zeit eine geſchichtliche<lb/>
Quelle <hirendition="#sup">3</hi>); allein immer wieder wird ſie, ſo vortrefflich ſie<lb/>ſein mag, durch neue Bedürfniſſe und Darſtellungen ver-<lb/>
drängt, und immer muß ſich daher der Staatsmann und der<lb/>
Gelehrte nach neuen Erſcheinungen und nach den jüngſten For-<lb/>ſchungen und Darſtellungen umſehen. Die gelehrte Bücher-<lb/>
kunde in dieſem Fache iſt alſo in beſtändigem Wandel begriffen.<lb/>— Doch ſind allerdings einzelne Namen für alle Zeiten feſt-<lb/>
geſtellt, inſoferne ihre Träger das geleiſtet haben, was zu der<lb/>
gegebenen Zeit möglich und für dieſe Bedürfniß war. So<lb/>
denn unter den Deutſchen A. Humboldt, Meuſel, Malchus,<lb/>
Schubert, J. G. Hoffmann, Diterici, Hermann, Memminger,<lb/>
Engel, Becher, Czörnig, Rheden; unter den Engländern Sinclair,<lb/>
Mac-Culloch, Bowring, Mac-Gregor, Porter; unter den Ita-<lb/>
lienern Balbi, Romagnoſi; unter den Franzoſen Peuchet, Ch.<lb/>
Dupin, Schnitzler, Legoyt; unter den Belgiern Quetelet,<lb/>
Heuſchling; unter den Schweizern Franzini, unter den Nord-<lb/>
amerikanern Warden, Seibert, Morſe.</p><lb/><noteplace="end"n="1)">Ueber die Geſchichte der Statiſtik ſ. <hirendition="#g">Fallati</hi>, Einleitung, S. 107 u. fg.</note><lb/><noteplace="end"n="2)">Da <hirendition="#g">Meuſel</hi>’s Literatur der Statiſtik, 2 Bde., 1806 und 1807,<lb/></note></div></div></div></body></text></TEI>
[742/0756]
welches nicht, zum Theil in ſehr großer Anzahl, ſtatiſtiſche
Werke in ſeiner Nationalliteratur aufzuzählen hätte 1).
Zu bedauern iſt, daß es keine vollſtändige und auch die
neueſten Erſcheinungen umfaſſende Bibliographie der Statiſtik
gibt 2). Eine bloße Auswahl beſonders bemerkenswerther
Schriften zu treffen iſt aber einerſeits nicht genügend, anderer-
ſeits inſoferne ein vergebliches Unternehmen, als ſtatiſtiſche
Werke die ſchlimme, in der Natur der Sache ſelbſt liegende,
Eigenthümlichkeit haben, daß ſie bald veralten und dem wirk-
lichen Zuſtande der Dinge nicht mehr entſprechen. Eine tüch-
tige ſtatiſtiſche Arbeit mag daher allerdings auf längere Zeit
als Anhaltspunkt und Muſter für erneuerte Darſtellung dienen,
und ſie wird jedenfalls mit der Zeit eine geſchichtliche
Quelle 3); allein immer wieder wird ſie, ſo vortrefflich ſie
ſein mag, durch neue Bedürfniſſe und Darſtellungen ver-
drängt, und immer muß ſich daher der Staatsmann und der
Gelehrte nach neuen Erſcheinungen und nach den jüngſten For-
ſchungen und Darſtellungen umſehen. Die gelehrte Bücher-
kunde in dieſem Fache iſt alſo in beſtändigem Wandel begriffen.
— Doch ſind allerdings einzelne Namen für alle Zeiten feſt-
geſtellt, inſoferne ihre Träger das geleiſtet haben, was zu der
gegebenen Zeit möglich und für dieſe Bedürfniß war. So
denn unter den Deutſchen A. Humboldt, Meuſel, Malchus,
Schubert, J. G. Hoffmann, Diterici, Hermann, Memminger,
Engel, Becher, Czörnig, Rheden; unter den Engländern Sinclair,
Mac-Culloch, Bowring, Mac-Gregor, Porter; unter den Ita-
lienern Balbi, Romagnoſi; unter den Franzoſen Peuchet, Ch.
Dupin, Schnitzler, Legoyt; unter den Belgiern Quetelet,
Heuſchling; unter den Schweizern Franzini, unter den Nord-
amerikanern Warden, Seibert, Morſe.
¹⁾ Ueber die Geſchichte der Statiſtik ſ. Fallati, Einleitung, S. 107 u. fg.
²⁾ Da Meuſel’s Literatur der Statiſtik, 2 Bde., 1806 und 1807,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/756>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.