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Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859.

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gesetzt sein, oder aber für sich allein bestehen. Im erstern
Falle hat das Vorhandensein anderer Bemühungen um die
Vertheidigung der Bürger keine Straflosigkeit solcher Handlungen
zur Folge, welche nicht verhindert werden konnten; nur darf
natürlich eine Volksvertretung über solche Regierungshandlungen
später keine Klage führen, zu welchen sie früher selbst ihre
Zustimmung gab 4).

1) Ueber die rechtlichen Verhältnisse einer volksvertretenden Versamm-
lung s. das Nähere oben, § 32 und 48.
2) Die römischen Volkstribunen, der aragonische Justiza major, und
im Wesentlichen auch die spartanischen Ephoren sind Beispiele von der Be-
trauung einzelner Männer mit der Rechtsvertretung gegenüber von der Re-
gierung. Ueber den Justiza major s. Breyer, G. W. F., De Justitia
Aragonum. Jen., 1800;
über die spartanischen Ephoren: Wachsmuth,
Hellenische Alterthumskunde, Bd. I, 1, S. 222 fg.; Schömann, An-
tiquitates juris publici Graecorum,
S. 127 fg.; über das römische Tri-
bunal aber: Becker, W. A., Handbuch der röm. Alterthümer, Bd. II, 2,
S. 244 fg.; Lange, L., Römische Alterthümer, Bd. I, S. 592 fg.
3) Nicht zu verwechseln allerdings mit der geschichtlich ebenso falschen
als politisch verkehrten Galvanisirung längst abgestorbener Stände und ihrer
Vertreter ist die Auffassung der Volksrechte vom gesellschaftlichen Stand-
punkte. Während jene Vertretungsart der Vergangenheit gehört, ist diese
möglicherweise die Form der Zukunft, wenn es gelingt, die Vertretungen
der einzelnen gesellschaftlichen Kreise zu einem das ganze Volk und den
ganzen Staat umfassenden Ganzen zu verbinden, welchem die Besorgung der
vor Allen gleichmäßig wichtigen Angelegenheiten obliegt. Näheres über diesen
Gedanken s. in der Abhandlung: Das Repräsentativsystem, seine Mängel
und die Heilmittel, (in der D. Viertelj.-Schrift, 1852, Nr. 3,) und
Winter, A., Die Volksvertretung in Deutschlands Zukunft. Gött., 1852.
4) Ueber das ganze System der Anklagen, namentlich aber über die
verschiedenen Möglichkeiten der Zusammensetzung eines Staatsgerichtshofes,
s. meine Verantwortlichkeit der Minister in Einherrschaften mit Volks-
vertretung. Tüb., 1837. Vgl. auch Laboulaye, E., Essai s. l. lois
criminelles des Romains conc. la responsabilite des magistrats. Par.,

1845.
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geſetzt ſein, oder aber für ſich allein beſtehen. Im erſtern
Falle hat das Vorhandenſein anderer Bemühungen um die
Vertheidigung der Bürger keine Strafloſigkeit ſolcher Handlungen
zur Folge, welche nicht verhindert werden konnten; nur darf
natürlich eine Volksvertretung über ſolche Regierungshandlungen
ſpäter keine Klage führen, zu welchen ſie früher ſelbſt ihre
Zuſtimmung gab 4).

1) Ueber die rechtlichen Verhältniſſe einer volksvertretenden Verſamm-
lung ſ. das Nähere oben, § 32 und 48.
2) Die römiſchen Volkstribunen, der aragoniſche Justiza major, und
im Weſentlichen auch die ſpartaniſchen Ephoren ſind Beiſpiele von der Be-
trauung einzelner Männer mit der Rechtsvertretung gegenüber von der Re-
gierung. Ueber den Justiza major ſ. Breyer, G. W. F., De Justitia
Aragonum. Jen., 1800;
über die ſpartaniſchen Ephoren: Wachsmuth,
Helleniſche Alterthumskunde, Bd. I, 1, S. 222 fg.; Schömann, An-
tiquitates juris publici Graecorum,
S. 127 fg.; über das römiſche Tri-
bunal aber: Becker, W. A., Handbuch der röm. Alterthümer, Bd. II, 2,
S. 244 fg.; Lange, L., Römiſche Alterthümer, Bd. I, S. 592 fg.
3) Nicht zu verwechſeln allerdings mit der geſchichtlich ebenſo falſchen
als politiſch verkehrten Galvaniſirung längſt abgeſtorbener Stände und ihrer
Vertreter iſt die Auffaſſung der Volksrechte vom geſellſchaftlichen Stand-
punkte. Während jene Vertretungsart der Vergangenheit gehört, iſt dieſe
möglicherweiſe die Form der Zukunft, wenn es gelingt, die Vertretungen
der einzelnen geſellſchaftlichen Kreiſe zu einem das ganze Volk und den
ganzen Staat umfaſſenden Ganzen zu verbinden, welchem die Beſorgung der
vor Allen gleichmäßig wichtigen Angelegenheiten obliegt. Näheres über dieſen
Gedanken ſ. in der Abhandlung: Das Repräſentativſyſtem, ſeine Mängel
und die Heilmittel, (in der D. Viertelj.-Schrift, 1852, Nr. 3,) und
Winter, A., Die Volksvertretung in Deutſchlands Zukunft. Gött., 1852.
4) Ueber das ganze Syſtem der Anklagen, namentlich aber über die
verſchiedenen Möglichkeiten der Zuſammenſetzung eines Staatsgerichtshofes,
ſ. meine Verantwortlichkeit der Miniſter in Einherrſchaften mit Volks-
vertretung. Tüb., 1837. Vgl. auch Laboulaye, E., Essai s. l. lois
criminelles des Romains conc. la responsabilité des magistrats. Par.,

1845.
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[643/0657] geſetzt ſein, oder aber für ſich allein beſtehen. Im erſtern Falle hat das Vorhandenſein anderer Bemühungen um die Vertheidigung der Bürger keine Strafloſigkeit ſolcher Handlungen zur Folge, welche nicht verhindert werden konnten; nur darf natürlich eine Volksvertretung über ſolche Regierungshandlungen ſpäter keine Klage führen, zu welchen ſie früher ſelbſt ihre Zuſtimmung gab 4). ¹⁾ Ueber die rechtlichen Verhältniſſe einer volksvertretenden Verſamm- lung ſ. das Nähere oben, § 32 und 48. ²⁾ Die römiſchen Volkstribunen, der aragoniſche Justiza major, und im Weſentlichen auch die ſpartaniſchen Ephoren ſind Beiſpiele von der Be- trauung einzelner Männer mit der Rechtsvertretung gegenüber von der Re- gierung. Ueber den Justiza major ſ. Breyer, G. W. F., De Justitia Aragonum. Jen., 1800; über die ſpartaniſchen Ephoren: Wachsmuth, Helleniſche Alterthumskunde, Bd. I, 1, S. 222 fg.; Schömann, An- tiquitates juris publici Graecorum, S. 127 fg.; über das römiſche Tri- bunal aber: Becker, W. A., Handbuch der röm. Alterthümer, Bd. II, 2, S. 244 fg.; Lange, L., Römiſche Alterthümer, Bd. I, S. 592 fg. ³⁾ Nicht zu verwechſeln allerdings mit der geſchichtlich ebenſo falſchen als politiſch verkehrten Galvaniſirung längſt abgeſtorbener Stände und ihrer Vertreter iſt die Auffaſſung der Volksrechte vom geſellſchaftlichen Stand- punkte. Während jene Vertretungsart der Vergangenheit gehört, iſt dieſe möglicherweiſe die Form der Zukunft, wenn es gelingt, die Vertretungen der einzelnen geſellſchaftlichen Kreiſe zu einem das ganze Volk und den ganzen Staat umfaſſenden Ganzen zu verbinden, welchem die Beſorgung der vor Allen gleichmäßig wichtigen Angelegenheiten obliegt. Näheres über dieſen Gedanken ſ. in der Abhandlung: Das Repräſentativſyſtem, ſeine Mängel und die Heilmittel, (in der D. Viertelj.-Schrift, 1852, Nr. 3,) und Winter, A., Die Volksvertretung in Deutſchlands Zukunft. Gött., 1852. ⁴⁾ Ueber das ganze Syſtem der Anklagen, namentlich aber über die verſchiedenen Möglichkeiten der Zuſammenſetzung eines Staatsgerichtshofes, ſ. meine Verantwortlichkeit der Miniſter in Einherrſchaften mit Volks- vertretung. Tüb., 1837. Vgl. auch Laboulaye, E., Essai s. l. lois criminelles des Romains conc. la responsabilité des magistrats. Par., 1845. 41*

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Zitationshilfe: Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/657>, abgerufen am 24.11.2024.