Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

5. Endlich ist noch die geologische Beschaffenheit
des Staatsgebietes von mannchfachem Einflusse auf die wirth-
schaftlichen, gesellschaftlichen, damit aber auch auf die politischen
Zustände der Menschen.

a) Von ihr hängt ab die Reichlichkeit, Güte und Ver-
theilung der Quellen, damit denn aber eine der Hauptbe-
dingungen nicht bloß der Landwirthschaft und der Gewerbe,
sondern überhaupt des Vorhandenseins von Menschen.

b) Die Beschaffenheit des Bodens bedingt vielfach die Art
und den Reichthum der Vegetation. Nachhülfe durch mensch-
liche Kunst ist allerdings möglich, aber doch nur innerhalb
gewisser Grenzen.

c) Von größter Bedeutung ist die Art und die Menge
der im Boden enthaltenen Mineralien. Ob Eisen, Kohlen,
Gold, Silber u. s. w. innerhalb des Staates erschlossen werden
oder nicht, bestimmt wesentlich die Thätigkeit, den Reichthum,
die Macht eines Volkes, wenigstens wenn es sich über die
untersten Bildungsstufen erhoben hat. Daß aber der Wille
und die Einsicht der Menschen hier nicht zur Erzeugung des
Fehlenden, sondern nur zur Auffindung des Vorhandenen
beitragen können, ist auch in staatlicher Beziehung beach-
tenswerth.

d) Die Beschaffenheit des Bodens ist von Einfluß auf die
Zahl und Art der menschlichen Ansiedelungen, und zwar
sowohl hinsichtlich der Bevölkerungszahl, als in Beziehung auf
die Vertheilung und Beschaffenheit der Wohnorte. Beides aber
ist nicht ohne Wichtigkeit für die Wirthschaft und überhaupt für
die Gesittigung und das staatliche Leben.

1) Die Lehre von dem Einflusse der Gebietsbeschaffenheit auf das
Leben der Staaten ist keineswegs so gründlich und umfassend bearbeitet,
als die Wichtigkeit und das Naheliegen des Gegenstandes mit sich bringen
sollte. (Vergl. die unten in § 86, Anmerk 1 angeführten Schriften.)

5. Endlich iſt noch die geologiſche Beſchaffenheit
des Staatsgebietes von mannchfachem Einfluſſe auf die wirth-
ſchaftlichen, geſellſchaftlichen, damit aber auch auf die politiſchen
Zuſtände der Menſchen.

a) Von ihr hängt ab die Reichlichkeit, Güte und Ver-
theilung der Quellen, damit denn aber eine der Hauptbe-
dingungen nicht bloß der Landwirthſchaft und der Gewerbe,
ſondern überhaupt des Vorhandenſeins von Menſchen.

b) Die Beſchaffenheit des Bodens bedingt vielfach die Art
und den Reichthum der Vegetation. Nachhülfe durch menſch-
liche Kunſt iſt allerdings möglich, aber doch nur innerhalb
gewiſſer Grenzen.

c) Von größter Bedeutung iſt die Art und die Menge
der im Boden enthaltenen Mineralien. Ob Eiſen, Kohlen,
Gold, Silber u. ſ. w. innerhalb des Staates erſchloſſen werden
oder nicht, beſtimmt weſentlich die Thätigkeit, den Reichthum,
die Macht eines Volkes, wenigſtens wenn es ſich über die
unterſten Bildungsſtufen erhoben hat. Daß aber der Wille
und die Einſicht der Menſchen hier nicht zur Erzeugung des
Fehlenden, ſondern nur zur Auffindung des Vorhandenen
beitragen können, iſt auch in ſtaatlicher Beziehung beach-
tenswerth.

d) Die Beſchaffenheit des Bodens iſt von Einfluß auf die
Zahl und Art der menſchlichen Anſiedelungen, und zwar
ſowohl hinſichtlich der Bevölkerungszahl, als in Beziehung auf
die Vertheilung und Beſchaffenheit der Wohnorte. Beides aber
iſt nicht ohne Wichtigkeit für die Wirthſchaft und überhaupt für
die Geſittigung und das ſtaatliche Leben.

1) Die Lehre von dem Einfluſſe der Gebietsbeſchaffenheit auf das
Leben der Staaten iſt keineswegs ſo gründlich und umfaſſend bearbeitet,
als die Wichtigkeit und das Naheliegen des Gegenſtandes mit ſich bringen
ſollte. (Vergl. die unten in § 86, Anmerk 1 angeführten Schriften.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0142" n="128"/>
            <p>5. Endlich i&#x017F;t noch die <hi rendition="#g">geologi&#x017F;che Be&#x017F;chaffenheit</hi><lb/>
des Staatsgebietes von mannchfachem Einflu&#x017F;&#x017F;e auf die wirth-<lb/>
&#x017F;chaftlichen, ge&#x017F;ell&#x017F;chaftlichen, damit aber auch auf die politi&#x017F;chen<lb/>
Zu&#x017F;tände der Men&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">a)</hi> Von ihr hängt ab die Reichlichkeit, Güte und Ver-<lb/>
theilung der <hi rendition="#g">Quellen</hi>, damit denn aber eine der Hauptbe-<lb/>
dingungen nicht bloß der Landwirth&#x017F;chaft und der Gewerbe,<lb/>
&#x017F;ondern überhaupt des Vorhanden&#x017F;eins von Men&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">b)</hi> Die Be&#x017F;chaffenheit des Bodens bedingt vielfach die Art<lb/>
und den Reichthum der <hi rendition="#g">Vegetation</hi>. Nachhülfe durch men&#x017F;ch-<lb/>
liche Kun&#x017F;t i&#x017F;t allerdings möglich, aber doch nur innerhalb<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Grenzen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">c)</hi> Von größter Bedeutung i&#x017F;t die Art und die Menge<lb/>
der im Boden enthaltenen <hi rendition="#g">Mineralien</hi>. Ob Ei&#x017F;en, Kohlen,<lb/>
Gold, Silber u. &#x017F;. w. innerhalb des Staates er&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden<lb/>
oder nicht, be&#x017F;timmt we&#x017F;entlich die Thätigkeit, den Reichthum,<lb/>
die Macht eines Volkes, wenig&#x017F;tens wenn es &#x017F;ich über die<lb/>
unter&#x017F;ten Bildungs&#x017F;tufen erhoben hat. Daß aber der Wille<lb/>
und die Ein&#x017F;icht der Men&#x017F;chen hier nicht zur Erzeugung des<lb/>
Fehlenden, &#x017F;ondern nur zur Auffindung des Vorhandenen<lb/>
beitragen können, i&#x017F;t auch in &#x017F;taatlicher Beziehung beach-<lb/>
tenswerth.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">d)</hi> Die Be&#x017F;chaffenheit des Bodens i&#x017F;t von Einfluß auf die<lb/>
Zahl und Art der men&#x017F;chlichen <hi rendition="#g">An&#x017F;iedelungen</hi>, und zwar<lb/>
&#x017F;owohl hin&#x017F;ichtlich der Bevölkerungszahl, als in Beziehung auf<lb/>
die Vertheilung und Be&#x017F;chaffenheit der Wohnorte. Beides aber<lb/>
i&#x017F;t nicht ohne Wichtigkeit für die Wirth&#x017F;chaft und überhaupt für<lb/>
die Ge&#x017F;ittigung und das &#x017F;taatliche Leben.</p><lb/>
            <note place="end" n="1)">Die Lehre von dem Einflu&#x017F;&#x017F;e der Gebietsbe&#x017F;chaffenheit auf das<lb/>
Leben der Staaten i&#x017F;t keineswegs &#x017F;o gründlich und umfa&#x017F;&#x017F;end bearbeitet,<lb/>
als die Wichtigkeit und das Naheliegen des Gegen&#x017F;tandes mit &#x017F;ich bringen<lb/>
&#x017F;ollte. (Vergl. die unten in § 86, Anmerk 1 angeführten Schriften.)<lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0142] 5. Endlich iſt noch die geologiſche Beſchaffenheit des Staatsgebietes von mannchfachem Einfluſſe auf die wirth- ſchaftlichen, geſellſchaftlichen, damit aber auch auf die politiſchen Zuſtände der Menſchen. a) Von ihr hängt ab die Reichlichkeit, Güte und Ver- theilung der Quellen, damit denn aber eine der Hauptbe- dingungen nicht bloß der Landwirthſchaft und der Gewerbe, ſondern überhaupt des Vorhandenſeins von Menſchen. b) Die Beſchaffenheit des Bodens bedingt vielfach die Art und den Reichthum der Vegetation. Nachhülfe durch menſch- liche Kunſt iſt allerdings möglich, aber doch nur innerhalb gewiſſer Grenzen. c) Von größter Bedeutung iſt die Art und die Menge der im Boden enthaltenen Mineralien. Ob Eiſen, Kohlen, Gold, Silber u. ſ. w. innerhalb des Staates erſchloſſen werden oder nicht, beſtimmt weſentlich die Thätigkeit, den Reichthum, die Macht eines Volkes, wenigſtens wenn es ſich über die unterſten Bildungsſtufen erhoben hat. Daß aber der Wille und die Einſicht der Menſchen hier nicht zur Erzeugung des Fehlenden, ſondern nur zur Auffindung des Vorhandenen beitragen können, iſt auch in ſtaatlicher Beziehung beach- tenswerth. d) Die Beſchaffenheit des Bodens iſt von Einfluß auf die Zahl und Art der menſchlichen Anſiedelungen, und zwar ſowohl hinſichtlich der Bevölkerungszahl, als in Beziehung auf die Vertheilung und Beſchaffenheit der Wohnorte. Beides aber iſt nicht ohne Wichtigkeit für die Wirthſchaft und überhaupt für die Geſittigung und das ſtaatliche Leben. ¹⁾ Die Lehre von dem Einfluſſe der Gebietsbeſchaffenheit auf das Leben der Staaten iſt keineswegs ſo gründlich und umfaſſend bearbeitet, als die Wichtigkeit und das Naheliegen des Gegenſtandes mit ſich bringen ſollte. (Vergl. die unten in § 86, Anmerk 1 angeführten Schriften.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/142
Zitationshilfe: Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/142>, abgerufen am 22.11.2024.