gel der Dauer durch die Menge der Reitzungen über- flüßig bezahlt sind.
Aber am Ende, meine Beste, bitte ich Sie doch diese kleine Herzstärkung andern in diesem neuen Jahre nicht anders als nach dem Abführungsmittel zu geben. Die Zahl der Blumengecke ist nicht so groß, als der Lieb- haber des reinen Korns, und wer sein Gewächs sicher versilbern will, der handelt immer am klügsten, wenn er mehr Korn als Blumen zu Markte bringt. Nach dem ersten wird zur Zeit der Noth gar nicht gefragt, und oft liegt eine Rose, die des Morgens erst aufblühete, ehe es Abend wird, verwelkt, entblättert, und verachtet unter den Füßen. Das Schicksal aller Blumen ist einmal zu scheinen und früh zu sterben, und die Anbauer der Korn- felder haben nur Augen für sie, um sie auszureißen.
Ein Liebhaber von Beyden.
X. Wie ist die Drespe im menschlichen Ge- schlechte am besten zu veredeln?
Anfrage eines Frauenzimmers.
O! schweigen Sie ja stille, mein schöner Herr! Sie gehören auch mit unter den Abfall des mensch- lichen Geschlechts; der Ausspruch unsers Jrokesischen Philosophen war:
Es giebt nur dreyerley ächte Stände unter den Menschen, als der Stand der Jäger, der Hirten
und
der neueſten Moden enthalten.
gel der Dauer durch die Menge der Reitzungen uͤber- fluͤßig bezahlt ſind.
Aber am Ende, meine Beſte, bitte ich Sie doch dieſe kleine Herzſtaͤrkung andern in dieſem neuen Jahre nicht anders als nach dem Abfuͤhrungsmittel zu geben. Die Zahl der Blumengecke iſt nicht ſo groß, als der Lieb- haber des reinen Korns, und wer ſein Gewaͤchs ſicher verſilbern will, der handelt immer am kluͤgſten, wenn er mehr Korn als Blumen zu Markte bringt. Nach dem erſten wird zur Zeit der Noth gar nicht gefragt, und oft liegt eine Roſe, die des Morgens erſt aufbluͤhete, ehe es Abend wird, verwelkt, entblaͤttert, und verachtet unter den Fuͤßen. Das Schickſal aller Blumen iſt einmal zu ſcheinen und fruͤh zu ſterben, und die Anbauer der Korn- felder haben nur Augen fuͤr ſie, um ſie auszureißen.
Ein Liebhaber von Beyden.
X. Wie iſt die Dreſpe im menſchlichen Ge- ſchlechte am beſten zu veredeln?
Anfrage eines Frauenzimmers.
O! ſchweigen Sie ja ſtille, mein ſchoͤner Herr! Sie gehoͤren auch mit unter den Abfall des menſch- lichen Geſchlechts; der Ausſpruch unſers Jrokeſiſchen Philoſophen war:
Es giebt nur dreyerley aͤchte Staͤnde unter den Menſchen, als der Stand der Jaͤger, der Hirten
und
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der neueſten Moden enthalten.
gel der Dauer durch die Menge der Reitzungen uͤber-
fluͤßig bezahlt ſind.
Aber am Ende, meine Beſte, bitte ich Sie doch
dieſe kleine Herzſtaͤrkung andern in dieſem neuen Jahre
nicht anders als nach dem Abfuͤhrungsmittel zu geben.
Die Zahl der Blumengecke iſt nicht ſo groß, als der Lieb-
haber des reinen Korns, und wer ſein Gewaͤchs ſicher
verſilbern will, der handelt immer am kluͤgſten, wenn
er mehr Korn als Blumen zu Markte bringt. Nach dem
erſten wird zur Zeit der Noth gar nicht gefragt, und oft
liegt eine Roſe, die des Morgens erſt aufbluͤhete, ehe es
Abend wird, verwelkt, entblaͤttert, und verachtet unter
den Fuͤßen. Das Schickſal aller Blumen iſt einmal zu
ſcheinen und fruͤh zu ſterben, und die Anbauer der Korn-
felder haben nur Augen fuͤr ſie, um ſie auszureißen.
Ein Liebhaber von Beyden.
X.
Wie iſt die Dreſpe im menſchlichen Ge-
ſchlechte am beſten zu veredeln?
Anfrage eines Frauenzimmers.
O! ſchweigen Sie ja ſtille, mein ſchoͤner Herr! Sie
gehoͤren auch mit unter den Abfall des menſch-
lichen Geſchlechts; der Ausſpruch unſers Jrokeſiſchen
Philoſophen war:
Es giebt nur dreyerley aͤchte Staͤnde unter den
Menſchen, als der Stand der Jaͤger, der Hirten
und
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/57>, abgerufen am 22.02.2025.
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