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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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Der Freykauf.

Beyde flogen nun eiligst aus einander, und das Ge-
rüchte sagt gar, daß sie sich nicht einmal eine gute Nacht
zugerufen hätten, so sehr hatte ihre Liebe gegen einan-
der ihre Aufmerksamkeit auf die Mittel geheftet, die zu
ihrer Vereinigung führen sollten. Henrich gieng sofort
wie der Tag anbrach zu den Leuten, bey welchen er eini-
ges Geld vermuthete, und entdeckte ihnen im Vertrauen,
daß Boiko zu ihnen kommen, und ihnen weis machen
werde, daß er sich für zweytausend Thaler frey gekauft
hätte, da er doch das doppelte geboten hätte, welches
sein Hof nie gelten könnte; und hiemit richtete er so viel
aus, daß Boiko der später aufgestanden war, anstatt
Geldes nichts wie leere Entschuldigungen fand. Das
Mädgen aber wußte es mit dem Wasenmeister so gut ein-
zuleiten, daß dieser den Gutsherrn, wie er nach verlau-
fenen acht Tagen kein Geld von seinen Eigenbehörigen
sahe, überführte, wie ein und zwanzig hundert Thaler
besser wären als zweytausend die noch erst aufgeliehen
werden sollten.

Hazeke sahe nachher zwar oft ihren Vater dem Wa-
senmeister dienen; aber die Freude sich mit den nun von
ihrem Vater erhaltenen fünfhundert Thalern glücklich
zu sehen, machte ihr sein Unglück leicht ertragen. Sie
liebte ihren Henrich zwar nicht im hohen Stil, und nach
dem Maaße unsrer Empfindungen, aber doch auf ihre
Weise stark genung, um Vater und Mutter für ihn zum
Henker zu schicken.



LXIII.
Der Freykauf.

Beyde flogen nun eiligſt aus einander, und das Ge-
ruͤchte ſagt gar, daß ſie ſich nicht einmal eine gute Nacht
zugerufen haͤtten, ſo ſehr hatte ihre Liebe gegen einan-
der ihre Aufmerkſamkeit auf die Mittel geheftet, die zu
ihrer Vereinigung fuͤhren ſollten. Henrich gieng ſofort
wie der Tag anbrach zu den Leuten, bey welchen er eini-
ges Geld vermuthete, und entdeckte ihnen im Vertrauen,
daß Boiko zu ihnen kommen, und ihnen weis machen
werde, daß er ſich fuͤr zweytauſend Thaler frey gekauft
haͤtte, da er doch das doppelte geboten haͤtte, welches
ſein Hof nie gelten koͤnnte; und hiemit richtete er ſo viel
aus, daß Boiko der ſpaͤter aufgeſtanden war, anſtatt
Geldes nichts wie leere Entſchuldigungen fand. Das
Maͤdgen aber wußte es mit dem Waſenmeiſter ſo gut ein-
zuleiten, daß dieſer den Gutsherrn, wie er nach verlau-
fenen acht Tagen kein Geld von ſeinen Eigenbehoͤrigen
ſahe, uͤberfuͤhrte, wie ein und zwanzig hundert Thaler
beſſer waͤren als zweytauſend die noch erſt aufgeliehen
werden ſollten.

Hazeke ſahe nachher zwar oft ihren Vater dem Wa-
ſenmeiſter dienen; aber die Freude ſich mit den nun von
ihrem Vater erhaltenen fuͤnfhundert Thalern gluͤcklich
zu ſehen, machte ihr ſein Ungluͤck leicht ertragen. Sie
liebte ihren Henrich zwar nicht im hohen Stil, und nach
dem Maaße unſrer Empfindungen, aber doch auf ihre
Weiſe ſtark genung, um Vater und Mutter fuͤr ihn zum
Henker zu ſchicken.



LXIII.
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[320/0332] Der Freykauf. Beyde flogen nun eiligſt aus einander, und das Ge- ruͤchte ſagt gar, daß ſie ſich nicht einmal eine gute Nacht zugerufen haͤtten, ſo ſehr hatte ihre Liebe gegen einan- der ihre Aufmerkſamkeit auf die Mittel geheftet, die zu ihrer Vereinigung fuͤhren ſollten. Henrich gieng ſofort wie der Tag anbrach zu den Leuten, bey welchen er eini- ges Geld vermuthete, und entdeckte ihnen im Vertrauen, daß Boiko zu ihnen kommen, und ihnen weis machen werde, daß er ſich fuͤr zweytauſend Thaler frey gekauft haͤtte, da er doch das doppelte geboten haͤtte, welches ſein Hof nie gelten koͤnnte; und hiemit richtete er ſo viel aus, daß Boiko der ſpaͤter aufgeſtanden war, anſtatt Geldes nichts wie leere Entſchuldigungen fand. Das Maͤdgen aber wußte es mit dem Waſenmeiſter ſo gut ein- zuleiten, daß dieſer den Gutsherrn, wie er nach verlau- fenen acht Tagen kein Geld von ſeinen Eigenbehoͤrigen ſahe, uͤberfuͤhrte, wie ein und zwanzig hundert Thaler beſſer waͤren als zweytauſend die noch erſt aufgeliehen werden ſollten. Hazeke ſahe nachher zwar oft ihren Vater dem Wa- ſenmeiſter dienen; aber die Freude ſich mit den nun von ihrem Vater erhaltenen fuͤnfhundert Thalern gluͤcklich zu ſehen, machte ihr ſein Ungluͤck leicht ertragen. Sie liebte ihren Henrich zwar nicht im hohen Stil, und nach dem Maaße unſrer Empfindungen, aber doch auf ihre Weiſe ſtark genung, um Vater und Mutter fuͤr ihn zum Henker zu ſchicken. LXIII.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/332>, abgerufen am 26.11.2024.