So wie er dies gesagt hatte, gieng er in hohem Muthe nach Hause. Fünf hundert Thaler hatte er baar; zweyhundert gedachte er aus seinem überflüßigen Holze zu machen, und das übrige hofte er gegen Verpfändung eines Theils seiner Ländereyen zu bekommen Dieses waren seine Ueberlegungen unter Weges, und kaum hatte er seiner Frauen und seinen Kindern ihr gemein- schaftliches Glück, und den Plan eröffnet, wie er zum Gelde gelangen könnte: so wurde ein Nachbar nach dem andern herbeygeholet, um zu überrechnen, was für Leute in der Bauerschaft wären, die Geld hätten, und solches vorschießen könnten. Der eine hatte ihrer Vermuthung nach hundert, der andre hatte funfzig Thaler, und so oft etwas zu fehlen schien, sagte die Frau, daß sie in Zeit von vierzehn Tagen noch ein Stück Löwend Linnen fertig haben würde, womit auch noch ein gutes Loch ge- stopfet werden könnte. Alle aber stimmten froh darin überein, daß das Geld noch wohl zu kriegen seyn würde, und Thränen der Freude traten dem guten Boiko ins Au- ge, so oft der Krug herumgieng, und ihm schon mit ei- nem. . es gilt euch Herr Boyemann zugebracht wurde. Erst spät in der Nacht verließ die bidere Gesellschaft den warmen Heerd, und jeder legte sich mit der hohen Erin- nerung eines wichtigen Entschlusses, vielleicht auch etwas berauschet zur Ruhe.
Allein indem alle im tiefen Schlafe begraben lagen, ohne daß auch nur ein Traum ihre Ruhe störte, machte sich Hazeke, ihre älteste Tochter, welche alles beym Heerde mit angehört hatte, auf zu ihrem Bräutigam, um dem- selben ihr Unglück zu eröffnen. Die fünfhundert Thaler, womit mich mein Vater ausgeboten hat; und worauf du dich mit mir versprochen hast, sollen jetzt zum Freykaufe
ange-
Der Freykauf.
So wie er dies geſagt hatte, gieng er in hohem Muthe nach Hauſe. Fuͤnf hundert Thaler hatte er baar; zweyhundert gedachte er aus ſeinem uͤberfluͤßigen Holze zu machen, und das uͤbrige hofte er gegen Verpfaͤndung eines Theils ſeiner Laͤndereyen zu bekommen Dieſes waren ſeine Ueberlegungen unter Weges, und kaum hatte er ſeiner Frauen und ſeinen Kindern ihr gemein- ſchaftliches Gluͤck, und den Plan eroͤffnet, wie er zum Gelde gelangen koͤnnte: ſo wurde ein Nachbar nach dem andern herbeygeholet, um zu uͤberrechnen, was fuͤr Leute in der Bauerſchaft waͤren, die Geld haͤtten, und ſolches vorſchießen koͤnnten. Der eine hatte ihrer Vermuthung nach hundert, der andre hatte funfzig Thaler, und ſo oft etwas zu fehlen ſchien, ſagte die Frau, daß ſie in Zeit von vierzehn Tagen noch ein Stuͤck Loͤwend Linnen fertig haben wuͤrde, womit auch noch ein gutes Loch ge- ſtopfet werden koͤnnte. Alle aber ſtimmten froh darin uͤberein, daß das Geld noch wohl zu kriegen ſeyn wuͤrde, und Thraͤnen der Freude traten dem guten Boiko ins Au- ge, ſo oft der Krug herumgieng, und ihm ſchon mit ei- nem. . es gilt euch Herr Boyemann zugebracht wurde. Erſt ſpaͤt in der Nacht verließ die bidere Geſellſchaft den warmen Heerd, und jeder legte ſich mit der hohen Erin- nerung eines wichtigen Entſchluſſes, vielleicht auch etwas berauſchet zur Ruhe.
Allein indem alle im tiefen Schlafe begraben lagen, ohne daß auch nur ein Traum ihre Ruhe ſtoͤrte, machte ſich Hazeke, ihre aͤlteſte Tochter, welche alles beym Heerde mit angehoͤrt hatte, auf zu ihrem Braͤutigam, um dem- ſelben ihr Ungluͤck zu eroͤffnen. Die fuͤnfhundert Thaler, womit mich mein Vater ausgeboten hat; und worauf du dich mit mir verſprochen haſt, ſollen jetzt zum Freykaufe
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Der Freykauf.
So wie er dies geſagt hatte, gieng er in hohem
Muthe nach Hauſe. Fuͤnf hundert Thaler hatte er baar;
zweyhundert gedachte er aus ſeinem uͤberfluͤßigen Holze
zu machen, und das uͤbrige hofte er gegen Verpfaͤndung
eines Theils ſeiner Laͤndereyen zu bekommen Dieſes
waren ſeine Ueberlegungen unter Weges, und kaum
hatte er ſeiner Frauen und ſeinen Kindern ihr gemein-
ſchaftliches Gluͤck, und den Plan eroͤffnet, wie er zum
Gelde gelangen koͤnnte: ſo wurde ein Nachbar nach dem
andern herbeygeholet, um zu uͤberrechnen, was fuͤr Leute
in der Bauerſchaft waͤren, die Geld haͤtten, und ſolches
vorſchießen koͤnnten. Der eine hatte ihrer Vermuthung
nach hundert, der andre hatte funfzig Thaler, und ſo
oft etwas zu fehlen ſchien, ſagte die Frau, daß ſie in
Zeit von vierzehn Tagen noch ein Stuͤck Loͤwend Linnen
fertig haben wuͤrde, womit auch noch ein gutes Loch ge-
ſtopfet werden koͤnnte. Alle aber ſtimmten froh darin
uͤberein, daß das Geld noch wohl zu kriegen ſeyn wuͤrde,
und Thraͤnen der Freude traten dem guten Boiko ins Au-
ge, ſo oft der Krug herumgieng, und ihm ſchon mit ei-
nem. . es gilt euch Herr Boyemann zugebracht wurde.
Erſt ſpaͤt in der Nacht verließ die bidere Geſellſchaft den
warmen Heerd, und jeder legte ſich mit der hohen Erin-
nerung eines wichtigen Entſchluſſes, vielleicht auch etwas
berauſchet zur Ruhe.
Allein indem alle im tiefen Schlafe begraben lagen,
ohne daß auch nur ein Traum ihre Ruhe ſtoͤrte, machte
ſich Hazeke, ihre aͤlteſte Tochter, welche alles beym Heerde
mit angehoͤrt hatte, auf zu ihrem Braͤutigam, um dem-
ſelben ihr Ungluͤck zu eroͤffnen. Die fuͤnfhundert Thaler,
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/330>, abgerufen am 26.11.2024.
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