Anmerkung kann man bey den Städten machen, als wor- in die Burgermeister ebenfalls gebohrne Satesleute vor- ftelleten.
Den Zeitpunkt, worinn diese also ernannten Sates- leute den Titel von Landräthen erhalten, kann ich nun zwar nicht ganz genau bestimmen. Er muß aber nach dem Gange des Ausdrucks, welchen ich zuerst erzählt habe, und nach der Geschichte jener Conföderationen zu ur- theilen, gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts eingefallen seyn.
Jn dem Eyde des Bischofes Alberts von der Hoya (1450.) wird zum erstenmal der Ritterschaft des Landes gedacht, da es vorhin blos die Stiftsmannschaft hies. Jener Ausdruck kann schon mehrere als dieser begriffen haben; und scheinet eine solche allgemeine Conföderation vorauszusetzen, die auch wie ich zuvor erwehnt habe, etwa um diese Zeit hier im Stifte geschlossen ist. Jn dem ältesten mir bekannten Landtagsabschiede vom 29. Aug. 1555. heißt es:
Zu wissen: als auf nächstgehaltenem Landtage an der hohen Linden, Dienstag den 23. Jul. der Hochwür- dige in Gott Fürst Herr Johann -- die Beschwe- rungen und Schulden, dahin S. Fürstl. Gnaden von wegen des Stifts gerathen, und damit die Land- schaft sonst beladen gewesen, einträchtlich in eine Schuld gezogen und für gut angesehen und verab- schiedet ist, daß S. Fürstl. Gnaden forderlichst den dazu verordneten Ausschuß und Landräthe bey sich gnädiglich beschreiben, und mit denselben auf Wege und Mittel, wie solchen sämtlichen Beschwerungen und Schulden träglichst und leiderlichst abzuhelfen, gedenken, nothdürftiglich erwegen und sich davon miteinander vergleichen, und was also für gut an-
ge-
Von dem Urſprunge der Landſtaͤnde
Anmerkung kann man bey den Staͤdten machen, als wor- in die Burgermeiſter ebenfalls gebohrne Satesleute vor- ftelleten.
Den Zeitpunkt, worinn dieſe alſo ernannten Sates- leute den Titel von Landraͤthen erhalten, kann ich nun zwar nicht ganz genau beſtimmen. Er muß aber nach dem Gange des Ausdrucks, welchen ich zuerſt erzaͤhlt habe, und nach der Geſchichte jener Confoͤderationen zu ur- theilen, gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts eingefallen ſeyn.
Jn dem Eyde des Biſchofes Alberts von der Hoya (1450.) wird zum erſtenmal der Ritterſchaft des Landes gedacht, da es vorhin blos die Stiftsmannſchaft hies. Jener Ausdruck kann ſchon mehrere als dieſer begriffen haben; und ſcheinet eine ſolche allgemeine Confoͤderation vorauszuſetzen, die auch wie ich zuvor erwehnt habe, etwa um dieſe Zeit hier im Stifte geſchloſſen iſt. Jn dem aͤlteſten mir bekannten Landtagsabſchiede vom 29. Aug. 1555. heißt es:
Zu wiſſen: als auf naͤchſtgehaltenem Landtage an der hohen Linden, Dienſtag den 23. Jul. der Hochwuͤr- dige in Gott Fuͤrſt Herr Johann — die Beſchwe- rungen und Schulden, dahin S. Fuͤrſtl. Gnaden von wegen des Stifts gerathen, und damit die Land- ſchaft ſonſt beladen geweſen, eintraͤchtlich in eine Schuld gezogen und fuͤr gut angeſehen und verab- ſchiedet iſt, daß S. Fuͤrſtl. Gnaden forderlichſt den dazu verordneten Ausſchuß und Landraͤthe bey ſich gnaͤdiglich beſchreiben, und mit denſelben auf Wege und Mittel, wie ſolchen ſaͤmtlichen Beſchwerungen und Schulden traͤglichſt und leiderlichſt abzuhelfen, gedenken, nothduͤrftiglich erwegen und ſich davon miteinander vergleichen, und was alſo fuͤr gut an-
ge-
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Von dem Urſprunge der Landſtaͤnde
Anmerkung kann man bey den Staͤdten machen, als wor-
in die Burgermeiſter ebenfalls gebohrne Satesleute vor-
ftelleten.
Den Zeitpunkt, worinn dieſe alſo ernannten Sates-
leute den Titel von Landraͤthen erhalten, kann ich nun
zwar nicht ganz genau beſtimmen. Er muß aber nach
dem Gange des Ausdrucks, welchen ich zuerſt erzaͤhlt
habe, und nach der Geſchichte jener Confoͤderationen zu ur-
theilen, gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts
eingefallen ſeyn.
Jn dem Eyde des Biſchofes Alberts von der Hoya
(1450.) wird zum erſtenmal der Ritterſchaft des Landes
gedacht, da es vorhin blos die Stiftsmannſchaft hies.
Jener Ausdruck kann ſchon mehrere als dieſer begriffen
haben; und ſcheinet eine ſolche allgemeine Confoͤderation
vorauszuſetzen, die auch wie ich zuvor erwehnt habe,
etwa um dieſe Zeit hier im Stifte geſchloſſen iſt. Jn dem
aͤlteſten mir bekannten Landtagsabſchiede vom 29. Aug.
1555. heißt es:
Zu wiſſen: als auf naͤchſtgehaltenem Landtage an der
hohen Linden, Dienſtag den 23. Jul. der Hochwuͤr-
dige in Gott Fuͤrſt Herr Johann — die Beſchwe-
rungen und Schulden, dahin S. Fuͤrſtl. Gnaden
von wegen des Stifts gerathen, und damit die Land-
ſchaft ſonſt beladen geweſen, eintraͤchtlich in eine
Schuld gezogen und fuͤr gut angeſehen und verab-
ſchiedet iſt, daß S. Fuͤrſtl. Gnaden forderlichſt den
dazu verordneten Ausſchuß und Landraͤthe bey ſich
gnaͤdiglich beſchreiben, und mit denſelben auf Wege
und Mittel, wie ſolchen ſaͤmtlichen Beſchwerungen
und Schulden traͤglichſt und leiderlichſt abzuhelfen,
gedenken, nothduͤrftiglich erwegen und ſich davon
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/226>, abgerufen am 16.02.2025.
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