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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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Von den Militair-Ehen der Engländer.
versuchen wollte, würde dafür seinen, oder wenn er klag-
te, seines Hauptmanns Zorn empfinden.

Wenn er ihrer müde ist, so verkauft er sie, jedoch
mit ihrem guten Willen, einem andern; und dieser schätzt
sie eben so wie der vorige; so daß sie niemals verwildern
kann, und immer ihren Beschützer hat. So bald sie Nie-
mand will, muß sie die Armee verlassen. Uebrigens ist
der Engländer gern Vater, und liebt sein Kind; daher
es nicht leicht geschieht, daß er ein schwangeres Weib von
sich läßt, oder für sein Kind nicht sorgt.

Ledige Weibspersonen, die sich einem jeden ohne
Unterschied überlassen, sind vielfältig von der bösen Seu-
che angesteckt, die manchen guten Kerl ins Hospital bringt.
Dieses hat man aber von jenen Weibern, die aus einer
guten Hand in die andre gehen, nicht leicht zu besorgen;
und dieses ist wahrscheinlich der Grund, welcher die Eng-
länder genöthiget hat, diese Art von Ehen jedem andern
Nothmittel vorzuziehen.

Vermuthlich sind sie bey ihren weiten Seereisen dar-
auf verfallen, die echten Weiber der Soldaten möchten
ihren Männern darauf nicht folgen, und diese auch die-
selben allen Gefahren und allen Versuchungen nicht blos
stellen wollen. Andre Nationen hingegen haben mehr in
ihrem Lande, oder auf dessen Gränze gefochten, und sie
konnten ihre Weiber eher mitnehmen, daher sie nicht wie
die Engländer aus zweyen Uebeln zu wählen hätten. Mir
ist es wenigstens nicht bekannt, daß irgend eine andre
Nation dergleichen Militairehen öffentlich dulde, und
wenn es erfordert wird, schütze. Sie sind aber allemal
eine feinere Erfindung, als die öffentlichen Häuser, die
in andern Ländern, unter einer besonderen Aufsicht der
bürgerlichen und medicinischen Policey geduldet und ge-

schützet

Von den Militair-Ehen der Englaͤnder.
verſuchen wollte, wuͤrde dafuͤr ſeinen, oder wenn er klag-
te, ſeines Hauptmanns Zorn empfinden.

Wenn er ihrer muͤde iſt, ſo verkauft er ſie, jedoch
mit ihrem guten Willen, einem andern; und dieſer ſchaͤtzt
ſie eben ſo wie der vorige; ſo daß ſie niemals verwildern
kann, und immer ihren Beſchuͤtzer hat. So bald ſie Nie-
mand will, muß ſie die Armee verlaſſen. Uebrigens iſt
der Englaͤnder gern Vater, und liebt ſein Kind; daher
es nicht leicht geſchieht, daß er ein ſchwangeres Weib von
ſich laͤßt, oder fuͤr ſein Kind nicht ſorgt.

Ledige Weibsperſonen, die ſich einem jeden ohne
Unterſchied uͤberlaſſen, ſind vielfaͤltig von der boͤſen Seu-
che angeſteckt, die manchen guten Kerl ins Hoſpital bringt.
Dieſes hat man aber von jenen Weibern, die aus einer
guten Hand in die andre gehen, nicht leicht zu beſorgen;
und dieſes iſt wahrſcheinlich der Grund, welcher die Eng-
laͤnder genoͤthiget hat, dieſe Art von Ehen jedem andern
Nothmittel vorzuziehen.

Vermuthlich ſind ſie bey ihren weiten Seereiſen dar-
auf verfallen, die echten Weiber der Soldaten moͤchten
ihren Maͤnnern darauf nicht folgen, und dieſe auch die-
ſelben allen Gefahren und allen Verſuchungen nicht blos
ſtellen wollen. Andre Nationen hingegen haben mehr in
ihrem Lande, oder auf deſſen Graͤnze gefochten, und ſie
konnten ihre Weiber eher mitnehmen, daher ſie nicht wie
die Englaͤnder aus zweyen Uebeln zu waͤhlen haͤtten. Mir
iſt es wenigſtens nicht bekannt, daß irgend eine andre
Nation dergleichen Militairehen oͤffentlich dulde, und
wenn es erfordert wird, ſchuͤtze. Sie ſind aber allemal
eine feinere Erfindung, als die oͤffentlichen Haͤuſer, die
in andern Laͤndern, unter einer beſonderen Aufſicht der
buͤrgerlichen und mediciniſchen Policey geduldet und ge-

ſchuͤtzet
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[124/0136] Von den Militair-Ehen der Englaͤnder. verſuchen wollte, wuͤrde dafuͤr ſeinen, oder wenn er klag- te, ſeines Hauptmanns Zorn empfinden. Wenn er ihrer muͤde iſt, ſo verkauft er ſie, jedoch mit ihrem guten Willen, einem andern; und dieſer ſchaͤtzt ſie eben ſo wie der vorige; ſo daß ſie niemals verwildern kann, und immer ihren Beſchuͤtzer hat. So bald ſie Nie- mand will, muß ſie die Armee verlaſſen. Uebrigens iſt der Englaͤnder gern Vater, und liebt ſein Kind; daher es nicht leicht geſchieht, daß er ein ſchwangeres Weib von ſich laͤßt, oder fuͤr ſein Kind nicht ſorgt. Ledige Weibsperſonen, die ſich einem jeden ohne Unterſchied uͤberlaſſen, ſind vielfaͤltig von der boͤſen Seu- che angeſteckt, die manchen guten Kerl ins Hoſpital bringt. Dieſes hat man aber von jenen Weibern, die aus einer guten Hand in die andre gehen, nicht leicht zu beſorgen; und dieſes iſt wahrſcheinlich der Grund, welcher die Eng- laͤnder genoͤthiget hat, dieſe Art von Ehen jedem andern Nothmittel vorzuziehen. Vermuthlich ſind ſie bey ihren weiten Seereiſen dar- auf verfallen, die echten Weiber der Soldaten moͤchten ihren Maͤnnern darauf nicht folgen, und dieſe auch die- ſelben allen Gefahren und allen Verſuchungen nicht blos ſtellen wollen. Andre Nationen hingegen haben mehr in ihrem Lande, oder auf deſſen Graͤnze gefochten, und ſie konnten ihre Weiber eher mitnehmen, daher ſie nicht wie die Englaͤnder aus zweyen Uebeln zu waͤhlen haͤtten. Mir iſt es wenigſtens nicht bekannt, daß irgend eine andre Nation dergleichen Militairehen oͤffentlich dulde, und wenn es erfordert wird, ſchuͤtze. Sie ſind aber allemal eine feinere Erfindung, als die oͤffentlichen Haͤuſer, die in andern Laͤndern, unter einer beſonderen Aufſicht der buͤrgerlichen und mediciniſchen Policey geduldet und ge- ſchuͤtzet

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/136>, abgerufen am 24.11.2024.