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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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Eine Scene aus dem Lustspiele etc.
ursachet haben, wenn ich ihnen mit der Krankheit des
Cammerraths und meinem Anliegen so gerade auf den
Leib gerennet wäre? und sind nicht gewisse Eingänge von
Wind und Wetter, so abgedroschen sie auch immer seyn
mögen, immer noch die schicklichsten? Empfehlen sie sich
nicht eben dadurch, daß sie nichts bedeuten? Und zeigt
nicht ihr öfterer Gebrauch von einer allgemein erkannten
Nothwendigkeit? Mir kommen sie gerade so vor, wie
alle andere Eingänge, womit der Redner die Zeit ver-
weilet, bis die Zuhörer sich geräuspert oder verpaustet
und die Ohren gespitzt haben.
Arist. Was es doch nicht für Entschuldigungen in
der Welt giebt? Aber womit beweisen sie, lieber Erast!
daß sie bey diesen ihren Entschuldigungen aufrichtiger
sind, wie bey ihren vorigen Complimenten? Sie haben
mir selbst den Beweis in die Hände geliefert, daß sie mit
Umschweifen umgehen; könnte diese ihre Entschuldigung
nicht eine neue Wendung seyn mich herumzuführen?
Erast. Ganz richtig, die Vermuthung ist wider mich,
Worte sind keine Beweise, und Thaten habe ich nicht zu
geben. Aber beurtheilen sie mich nach meinem Jnteresse,
und halten mich für so aufrichtig, wie es dieses gestattet.
Arist. Nun das heiße ich, rein von der Leber ge-
sprochen; so kenne ich die Menschen, und wenn Sie wol-
len: so fahre ich gleich mit Jhnen zu dem Minister.
(Gehn ab)


XXV.
Eine Scene aus dem Luſtſpiele ꝛc.
urſachet haben, wenn ich ihnen mit der Krankheit des
Cammerraths und meinem Anliegen ſo gerade auf den
Leib gerennet waͤre? und ſind nicht gewiſſe Eingaͤnge von
Wind und Wetter, ſo abgedroſchen ſie auch immer ſeyn
moͤgen, immer noch die ſchicklichſten? Empfehlen ſie ſich
nicht eben dadurch, daß ſie nichts bedeuten? Und zeigt
nicht ihr oͤfterer Gebrauch von einer allgemein erkannten
Nothwendigkeit? Mir kommen ſie gerade ſo vor, wie
alle andere Eingaͤnge, womit der Redner die Zeit ver-
weilet, bis die Zuhoͤrer ſich geraͤuſpert oder verpauſtet
und die Ohren geſpitzt haben.
Ariſt. Was es doch nicht fuͤr Entſchuldigungen in
der Welt giebt? Aber womit beweiſen ſie, lieber Eraſt!
daß ſie bey dieſen ihren Entſchuldigungen aufrichtiger
ſind, wie bey ihren vorigen Complimenten? Sie haben
mir ſelbſt den Beweis in die Haͤnde geliefert, daß ſie mit
Umſchweifen umgehen; koͤnnte dieſe ihre Entſchuldigung
nicht eine neue Wendung ſeyn mich herumzufuͤhren?
Eraſt. Ganz richtig, die Vermuthung iſt wider mich,
Worte ſind keine Beweiſe, und Thaten habe ich nicht zu
geben. Aber beurtheilen ſie mich nach meinem Jntereſſe,
und halten mich fuͤr ſo aufrichtig, wie es dieſes geſtattet.
Ariſt. Nun das heiße ich, rein von der Leber ge-
ſprochen; ſo kenne ich die Menſchen, und wenn Sie wol-
len: ſo fahre ich gleich mit Jhnen zu dem Miniſter.
(Gehn ab)


XXV.
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[100/0112] Eine Scene aus dem Luſtſpiele ꝛc. urſachet haben, wenn ich ihnen mit der Krankheit des Cammerraths und meinem Anliegen ſo gerade auf den Leib gerennet waͤre? und ſind nicht gewiſſe Eingaͤnge von Wind und Wetter, ſo abgedroſchen ſie auch immer ſeyn moͤgen, immer noch die ſchicklichſten? Empfehlen ſie ſich nicht eben dadurch, daß ſie nichts bedeuten? Und zeigt nicht ihr oͤfterer Gebrauch von einer allgemein erkannten Nothwendigkeit? Mir kommen ſie gerade ſo vor, wie alle andere Eingaͤnge, womit der Redner die Zeit ver- weilet, bis die Zuhoͤrer ſich geraͤuſpert oder verpauſtet und die Ohren geſpitzt haben. Ariſt. Was es doch nicht fuͤr Entſchuldigungen in der Welt giebt? Aber womit beweiſen ſie, lieber Eraſt! daß ſie bey dieſen ihren Entſchuldigungen aufrichtiger ſind, wie bey ihren vorigen Complimenten? Sie haben mir ſelbſt den Beweis in die Haͤnde geliefert, daß ſie mit Umſchweifen umgehen; koͤnnte dieſe ihre Entſchuldigung nicht eine neue Wendung ſeyn mich herumzufuͤhren? Eraſt. Ganz richtig, die Vermuthung iſt wider mich, Worte ſind keine Beweiſe, und Thaten habe ich nicht zu geben. Aber beurtheilen ſie mich nach meinem Jntereſſe, und halten mich fuͤr ſo aufrichtig, wie es dieſes geſtattet. Ariſt. Nun das heiße ich, rein von der Leber ge- ſprochen; ſo kenne ich die Menſchen, und wenn Sie wol- len: ſo fahre ich gleich mit Jhnen zu dem Miniſter. (Gehn ab) XXV.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/112>, abgerufen am 22.11.2024.