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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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Betrachtungen über die Abäusserungs-
wendig haben muß. Gut, man verordne dann den un-
bewilligten Gläubigern zum Besten ein Nach- und Gna-
denjahr; man setze deren allenfalls viere; oder nach dem
Exempel Moses sechse, und lasse das siebende ein Frey-
jahr seyn: so bleibt die Pfründe so lange in des Anerbens
blosser Verwaltung (custodia beneficii); und man weiß
doch endlich die Zeit, worinn der weltliche Pfründener
zum ruhigen und freyen Besitz des Hofes gelangen kann.
Ist ihm nun aber dieser einmal gewähret: so kann man
mit der Abäusserung um so viel strenger durchfahren, weil
er sich sodann nicht wie jetzt auf seiner Vorfahren Schul-
den berufen kann, das einzige was sonst die mehreste
Schwierigkeit macht.

Man glaubt nicht, daß ich die Vergleichung der geist-
lichen und weltlichen Pfründe nur obenhin gemacht habe.
Ich mache mich anheischig, jeden Punkt, auch selbst das
Nach- und Gnadenjahr, die Verehrung des Patrons mit
Gold und Silber, das jus resignandi, das jus devolu-
tionis,
wann der Gutsherr mit der Erbesbesatzung nach-
läßig ist, und sehr viel andre Uebereinstimmungen aus
den westphälischen Hofrechten buchstäblich zu erweisen,
und zugleich zu zeigen, daß das canonische Recht und nicht
das römische bey unserm Eigenthumsrechte zu Hülfe ge-
nommen werden sollte. Auch dieses, daß die Kinder aus
der weltlichen Pfründe nicht ausgesteuret, sondern mit
einem Hute, einem Stocke und einem paar Klumpen in
die Welt geschicket werden sollen, ist in jenem Hofrechte
deutlich verordnet.

Folgten wir nun diesem Plan: so würden wir mit den
übrigen Abäusserungsursachen gar leicht zu rechte kommen.
Ein Freyer und ein Leibeigner darf so wenig seinen Hof
eigenmächtig verheuren, als der Pfarrer für sich einen

Vicar

Betrachtungen uͤber die Abaͤuſſerungs-
wendig haben muß. Gut, man verordne dann den un-
bewilligten Glaͤubigern zum Beſten ein Nach- und Gna-
denjahr; man ſetze deren allenfalls viere; oder nach dem
Exempel Moſes ſechſe, und laſſe das ſiebende ein Frey-
jahr ſeyn: ſo bleibt die Pfruͤnde ſo lange in des Anerbens
bloſſer Verwaltung (cuſtodia beneficii); und man weiß
doch endlich die Zeit, worinn der weltliche Pfruͤndener
zum ruhigen und freyen Beſitz des Hofes gelangen kann.
Iſt ihm nun aber dieſer einmal gewaͤhret: ſo kann man
mit der Abaͤuſſerung um ſo viel ſtrenger durchfahren, weil
er ſich ſodann nicht wie jetzt auf ſeiner Vorfahren Schul-
den berufen kann, das einzige was ſonſt die mehreſte
Schwierigkeit macht.

Man glaubt nicht, daß ich die Vergleichung der geiſt-
lichen und weltlichen Pfruͤnde nur obenhin gemacht habe.
Ich mache mich anheiſchig, jeden Punkt, auch ſelbſt das
Nach- und Gnadenjahr, die Verehrung des Patrons mit
Gold und Silber, das jus reſignandi, das jus devolu-
tionis,
wann der Gutsherr mit der Erbesbeſatzung nach-
laͤßig iſt, und ſehr viel andre Uebereinſtimmungen aus
den weſtphaͤliſchen Hofrechten buchſtaͤblich zu erweiſen,
und zugleich zu zeigen, daß das canoniſche Recht und nicht
das roͤmiſche bey unſerm Eigenthumsrechte zu Huͤlfe ge-
nommen werden ſollte. Auch dieſes, daß die Kinder aus
der weltlichen Pfruͤnde nicht ausgeſteuret, ſondern mit
einem Hute, einem Stocke und einem paar Klumpen in
die Welt geſchicket werden ſollen, iſt in jenem Hofrechte
deutlich verordnet.

Folgten wir nun dieſem Plan: ſo wuͤrden wir mit den
uͤbrigen Abaͤuſſerungsurſachen gar leicht zu rechte kommen.
Ein Freyer und ein Leibeigner darf ſo wenig ſeinen Hof
eigenmaͤchtig verheuren, als der Pfarrer fuͤr ſich einen

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[336/0350] Betrachtungen uͤber die Abaͤuſſerungs- wendig haben muß. Gut, man verordne dann den un- bewilligten Glaͤubigern zum Beſten ein Nach- und Gna- denjahr; man ſetze deren allenfalls viere; oder nach dem Exempel Moſes ſechſe, und laſſe das ſiebende ein Frey- jahr ſeyn: ſo bleibt die Pfruͤnde ſo lange in des Anerbens bloſſer Verwaltung (cuſtodia beneficii); und man weiß doch endlich die Zeit, worinn der weltliche Pfruͤndener zum ruhigen und freyen Beſitz des Hofes gelangen kann. Iſt ihm nun aber dieſer einmal gewaͤhret: ſo kann man mit der Abaͤuſſerung um ſo viel ſtrenger durchfahren, weil er ſich ſodann nicht wie jetzt auf ſeiner Vorfahren Schul- den berufen kann, das einzige was ſonſt die mehreſte Schwierigkeit macht. Man glaubt nicht, daß ich die Vergleichung der geiſt- lichen und weltlichen Pfruͤnde nur obenhin gemacht habe. Ich mache mich anheiſchig, jeden Punkt, auch ſelbſt das Nach- und Gnadenjahr, die Verehrung des Patrons mit Gold und Silber, das jus reſignandi, das jus devolu- tionis, wann der Gutsherr mit der Erbesbeſatzung nach- laͤßig iſt, und ſehr viel andre Uebereinſtimmungen aus den weſtphaͤliſchen Hofrechten buchſtaͤblich zu erweiſen, und zugleich zu zeigen, daß das canoniſche Recht und nicht das roͤmiſche bey unſerm Eigenthumsrechte zu Huͤlfe ge- nommen werden ſollte. Auch dieſes, daß die Kinder aus der weltlichen Pfruͤnde nicht ausgeſteuret, ſondern mit einem Hute, einem Stocke und einem paar Klumpen in die Welt geſchicket werden ſollen, iſt in jenem Hofrechte deutlich verordnet. Folgten wir nun dieſem Plan: ſo wuͤrden wir mit den uͤbrigen Abaͤuſſerungsurſachen gar leicht zu rechte kommen. Ein Freyer und ein Leibeigner darf ſo wenig ſeinen Hof eigenmaͤchtig verheuren, als der Pfarrer fuͤr ſich einen Vicar

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/350>, abgerufen am 24.11.2024.