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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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Der Bauerhof
von den zu Sclaven gemachten Römern, ja wohl gar alte
Historien aus der Bibel, wo nicht noch andre herzbrechende
Sachen vorkommen. Allein alle diese kleinen Unterlagen
tragen das weite Gebäude der persönlichen Angehörigkeit,
das sich durch die ganze alte Welt erstreckt und aus der
Hand der Natur kömmt, nicht. Der Grund der Angehö-
rigkeit liegt in einer wahren natürlichen Staatsbedürfniß,
die sich aber von der Zeit an verlohren hat, wie der Be-
griff eines Territorialunterthanen bekannt geworden ist,
früh bey den Römern, und sehr spät unter den nordischen
Völkern. Die Ausführung hievon dürfte vielen dunkel
seyn, und der Kenner wird leicht den Gang der Natur in
der Angehörigkeit entdecken.

Also das Capittel in dem Personenrecht übergeschlagen,
und nur zu der Frage übergegangen: Wie ist die Person
beschaffen welche die Actie besitzt? ist sie angehörig oder
nicht?

Die Unangehörigen haben freye Macht mit ihrem na-
türlichen
Vermögen, oder allem demjenigen, was sie nicht
als Actie besitzen, zu schalten und zu walten; die Compa-
gnie hat darauf kein Recht, so lange sie nicht durch Noth
und schwere Auflagen gezwungen worden, Personen- und
Vermögensteuren einzuführen, und so nach alles was ei-
ner hat, mit zur Actie zu ziehen, welches der höchste Grad
des Drucks, und der Grund ist, warum man sich gegen
alle Personen- und Vermögensteuren so lange als möglich
wehret.

Die Angehörigen hingegen haben ausser ihrer gemeinen
Verpflichtung noch eine besondre, so wie Soldaten die zu-
gleich Wirthe auf einem Erbe sind, und nicht allein zu ge-
meinen Lasten steuren, sondern auch nebenher ihrem Dienst-
eide genug thun müssen. Vermöge der gemeinen Verpflich-

tung

Der Bauerhof
von den zu Sclaven gemachten Roͤmern, ja wohl gar alte
Hiſtorien aus der Bibel, wo nicht noch andre herzbrechende
Sachen vorkommen. Allein alle dieſe kleinen Unterlagen
tragen das weite Gebaͤude der perſoͤnlichen Angehoͤrigkeit,
das ſich durch die ganze alte Welt erſtreckt und aus der
Hand der Natur koͤmmt, nicht. Der Grund der Angehoͤ-
rigkeit liegt in einer wahren natuͤrlichen Staatsbeduͤrfniß,
die ſich aber von der Zeit an verlohren hat, wie der Be-
griff eines Territorialunterthanen bekannt geworden iſt,
fruͤh bey den Roͤmern, und ſehr ſpaͤt unter den nordiſchen
Voͤlkern. Die Ausfuͤhrung hievon duͤrfte vielen dunkel
ſeyn, und der Kenner wird leicht den Gang der Natur in
der Angehoͤrigkeit entdecken.

Alſo das Capittel in dem Perſonenrecht uͤbergeſchlagen,
und nur zu der Frage uͤbergegangen: Wie iſt die Perſon
beſchaffen welche die Actie beſitzt? iſt ſie angehoͤrig oder
nicht?

Die Unangehoͤrigen haben freye Macht mit ihrem na-
tuͤrlichen
Vermoͤgen, oder allem demjenigen, was ſie nicht
als Actie beſitzen, zu ſchalten und zu walten; die Compa-
gnie hat darauf kein Recht, ſo lange ſie nicht durch Noth
und ſchwere Auflagen gezwungen worden, Perſonen- und
Vermoͤgenſteuren einzufuͤhren, und ſo nach alles was ei-
ner hat, mit zur Actie zu ziehen, welches der hoͤchſte Grad
des Drucks, und der Grund iſt, warum man ſich gegen
alle Perſonen- und Vermoͤgenſteuren ſo lange als moͤglich
wehret.

Die Angehoͤrigen hingegen haben auſſer ihrer gemeinen
Verpflichtung noch eine beſondre, ſo wie Soldaten die zu-
gleich Wirthe auf einem Erbe ſind, und nicht allein zu ge-
meinen Laſten ſteuren, ſondern auch nebenher ihrem Dienſt-
eide genug thun muͤſſen. Vermoͤge der gemeinen Verpflich-

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[314/0328] Der Bauerhof von den zu Sclaven gemachten Roͤmern, ja wohl gar alte Hiſtorien aus der Bibel, wo nicht noch andre herzbrechende Sachen vorkommen. Allein alle dieſe kleinen Unterlagen tragen das weite Gebaͤude der perſoͤnlichen Angehoͤrigkeit, das ſich durch die ganze alte Welt erſtreckt und aus der Hand der Natur koͤmmt, nicht. Der Grund der Angehoͤ- rigkeit liegt in einer wahren natuͤrlichen Staatsbeduͤrfniß, die ſich aber von der Zeit an verlohren hat, wie der Be- griff eines Territorialunterthanen bekannt geworden iſt, fruͤh bey den Roͤmern, und ſehr ſpaͤt unter den nordiſchen Voͤlkern. Die Ausfuͤhrung hievon duͤrfte vielen dunkel ſeyn, und der Kenner wird leicht den Gang der Natur in der Angehoͤrigkeit entdecken. Alſo das Capittel in dem Perſonenrecht uͤbergeſchlagen, und nur zu der Frage uͤbergegangen: Wie iſt die Perſon beſchaffen welche die Actie beſitzt? iſt ſie angehoͤrig oder nicht? Die Unangehoͤrigen haben freye Macht mit ihrem na- tuͤrlichen Vermoͤgen, oder allem demjenigen, was ſie nicht als Actie beſitzen, zu ſchalten und zu walten; die Compa- gnie hat darauf kein Recht, ſo lange ſie nicht durch Noth und ſchwere Auflagen gezwungen worden, Perſonen- und Vermoͤgenſteuren einzufuͤhren, und ſo nach alles was ei- ner hat, mit zur Actie zu ziehen, welches der hoͤchſte Grad des Drucks, und der Grund iſt, warum man ſich gegen alle Perſonen- und Vermoͤgenſteuren ſo lange als moͤglich wehret. Die Angehoͤrigen hingegen haben auſſer ihrer gemeinen Verpflichtung noch eine beſondre, ſo wie Soldaten die zu- gleich Wirthe auf einem Erbe ſind, und nicht allein zu ge- meinen Laſten ſteuren, ſondern auch nebenher ihrem Dienſt- eide genug thun muͤſſen. Vermoͤge der gemeinen Verpflich- tung

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/328>, abgerufen am 24.11.2024.