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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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Also kann man der Mode
zu würken -- das weiß ich nicht. Also wird auch wohl
die Algeber nicht hinreichen das wo? auszufinden.

So viel kann ich Ihnen indessen doch sagen. Verspie-
len Sie nicht mehr als sie bezahlen können, stellen Sie sich
die Spanier, Neapolitaner, Barben und Engländer nicht
zu reitzend vor, verlieben Sie sich nicht in Mohren und
Läufer -- Aber wenn es doch nun die Mode würde? wenn
es der Wohlstand durchaus erforderte dies alles zu haben,
wenn man zum Vergnügen seiner Gäste eine Bank, ein
Orchester, und eine kleine Truppe zur Operette halten mü-
ste? könnte man denn mit ein Paar Friesen gegen der Grä-
fin ihre Barben erscheinen, oder die Küchenmagd zur Sou-
brette gebrauchen? Ich glaube doch, man müste, wenn
einem der elende Gutegroschen fehlte, und man würde sei-
nen Friesen die Mähnen so frisiren lassen müssen, daß sie
auch ein air de barbet bekämen.

Doch nein, das geht nicht; ich verachte den Bettel-
stolz, der mitmachen will und nicht kann. Lieber zu Hause
und in der Kinderstube geblieben .... Aber dann wären
wir ja wieder bey dem heroischen Entschlusse oder bey dem
abstechenden Original, und spielten die gute Mutter oder
oder machten die zärtliche Frau -- verzweifelter Cirkel,
der gar kein Ende nehmen will! Könnte ich Ihnen, meine
Theureste! die ganze Schelmerey meines Herzens, -- aber
es ist keine böse Schelmerey -- die Franzosen nennen sie
le savoir faire -- so auf das Papier mahlen: so würde
ich Ihnen vielleicht noch einen guten Rath geben, und zei-
gen können, wie man das Machen und Spielen, den
Mangel und die Verlegenheit, den Stolz und die Beschei-
denheit, mit dem Pinsel jener Schelmerey so durch einan-
der vertiefen, vermischen, vertreiben und vereinigen kön-
ne, daß die Abstiche gar nicht bemerkt, und so wenig der

dispa-

Alſo kann man der Mode
zu wuͤrken — das weiß ich nicht. Alſo wird auch wohl
die Algeber nicht hinreichen das wo? auszufinden.

So viel kann ich Ihnen indeſſen doch ſagen. Verſpie-
len Sie nicht mehr als ſie bezahlen koͤnnen, ſtellen Sie ſich
die Spanier, Neapolitaner, Barben und Englaͤnder nicht
zu reitzend vor, verlieben Sie ſich nicht in Mohren und
Laͤufer — Aber wenn es doch nun die Mode wuͤrde? wenn
es der Wohlſtand durchaus erforderte dies alles zu haben,
wenn man zum Vergnuͤgen ſeiner Gaͤſte eine Bank, ein
Orcheſter, und eine kleine Truppe zur Operette halten muͤ-
ſte? koͤnnte man denn mit ein Paar Frieſen gegen der Graͤ-
fin ihre Barben erſcheinen, oder die Kuͤchenmagd zur Sou-
brette gebrauchen? Ich glaube doch, man muͤſte, wenn
einem der elende Gutegroſchen fehlte, und man wuͤrde ſei-
nen Frieſen die Maͤhnen ſo friſiren laſſen muͤſſen, daß ſie
auch ein air de barbet bekaͤmen.

Doch nein, das geht nicht; ich verachte den Bettel-
ſtolz, der mitmachen will und nicht kann. Lieber zu Hauſe
und in der Kinderſtube geblieben .... Aber dann waͤren
wir ja wieder bey dem heroiſchen Entſchluſſe oder bey dem
abſtechenden Original, und ſpielten die gute Mutter oder
oder machten die zaͤrtliche Frau — verzweifelter Cirkel,
der gar kein Ende nehmen will! Koͤnnte ich Ihnen, meine
Theureſte! die ganze Schelmerey meines Herzens, — aber
es iſt keine boͤſe Schelmerey — die Franzoſen nennen ſie
le ſavoir faire — ſo auf das Papier mahlen: ſo wuͤrde
ich Ihnen vielleicht noch einen guten Rath geben, und zei-
gen koͤnnen, wie man das Machen und Spielen, den
Mangel und die Verlegenheit, den Stolz und die Beſchei-
denheit, mit dem Pinſel jener Schelmerey ſo durch einan-
der vertiefen, vermiſchen, vertreiben und vereinigen koͤn-
ne, daß die Abſtiche gar nicht bemerkt, und ſo wenig der

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[16/0030] Alſo kann man der Mode zu wuͤrken — das weiß ich nicht. Alſo wird auch wohl die Algeber nicht hinreichen das wo? auszufinden. So viel kann ich Ihnen indeſſen doch ſagen. Verſpie- len Sie nicht mehr als ſie bezahlen koͤnnen, ſtellen Sie ſich die Spanier, Neapolitaner, Barben und Englaͤnder nicht zu reitzend vor, verlieben Sie ſich nicht in Mohren und Laͤufer — Aber wenn es doch nun die Mode wuͤrde? wenn es der Wohlſtand durchaus erforderte dies alles zu haben, wenn man zum Vergnuͤgen ſeiner Gaͤſte eine Bank, ein Orcheſter, und eine kleine Truppe zur Operette halten muͤ- ſte? koͤnnte man denn mit ein Paar Frieſen gegen der Graͤ- fin ihre Barben erſcheinen, oder die Kuͤchenmagd zur Sou- brette gebrauchen? Ich glaube doch, man muͤſte, wenn einem der elende Gutegroſchen fehlte, und man wuͤrde ſei- nen Frieſen die Maͤhnen ſo friſiren laſſen muͤſſen, daß ſie auch ein air de barbet bekaͤmen. Doch nein, das geht nicht; ich verachte den Bettel- ſtolz, der mitmachen will und nicht kann. Lieber zu Hauſe und in der Kinderſtube geblieben .... Aber dann waͤren wir ja wieder bey dem heroiſchen Entſchluſſe oder bey dem abſtechenden Original, und ſpielten die gute Mutter oder oder machten die zaͤrtliche Frau — verzweifelter Cirkel, der gar kein Ende nehmen will! Koͤnnte ich Ihnen, meine Theureſte! die ganze Schelmerey meines Herzens, — aber es iſt keine boͤſe Schelmerey — die Franzoſen nennen ſie le ſavoir faire — ſo auf das Papier mahlen: ſo wuͤrde ich Ihnen vielleicht noch einen guten Rath geben, und zei- gen koͤnnen, wie man das Machen und Spielen, den Mangel und die Verlegenheit, den Stolz und die Beſchei- denheit, mit dem Pinſel jener Schelmerey ſo durch einan- der vertiefen, vermiſchen, vertreiben und vereinigen koͤn- ne, daß die Abſtiche gar nicht bemerkt, und ſo wenig der diſpa-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/30>, abgerufen am 24.11.2024.