Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.LX. Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum. Nicht wenige Gutsherrn und zwar solche, denen es ge- "Bey den jetzigen Ausheurungen, sagen sie, bekommen "da a) Um dieses in seinem völligen Maasse zu verstehen, muß man bemerken, daß es in dem Stifte Oßnabrück Leibeigne giebet, die ihre Höfe mit zehn und zwanzig tausend Thaler Schulden beladen haben. R 3
LX. Gedanken uͤber den weſtphaͤliſchen Leibeigenthum. Nicht wenige Gutsherrn und zwar ſolche, denen es ge- „Bey den jetzigen Ausheurungen, ſagen ſie, bekommen „da a) Um dieſes in ſeinem voͤlligen Maaſſe zu verſtehen, muß man bemerken, daß es in dem Stifte Oßnabruͤck Leibeigne giebet, die ihre Hoͤfe mit zehn und zwanzig tauſend Thaler Schulden beladen haben. R 3
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LX.
Gedanken uͤber den weſtphaͤliſchen
Leibeigenthum.
Nicht wenige Gutsherrn und zwar ſolche, denen es ge-
wiß nicht an Einſicht mangelt, gerathen allmaͤhlig
auf die Gedanken, daß es weit beſſer fuͤr ſie ſeyn wuͤrde,
die Hoͤfe ihrer Leibeigenen mit Vorbehalt ihres Gutsherrli-
chen Rechts verkaufen, als ſolche, wie jetzt geſchieht, zum
beſten der Glaͤubiger ausheuren zu laſſen, wenn ſich ihre
Leibeigne mit Schulden a) beladen, und dadurch außer
Stand geſetzt haben, die ihnen anvertraueten Hoͤfe in Reihe
und Ordnung erhalten zu koͤnnen.
„Bey den jetzigen Ausheurungen, ſagen ſie, bekommen
„wir doch ſo nichts mehr als unſre Paͤchte und Dienſte.
„Denn wenn der von ſeinen Glaͤubigern ausgezogene Leib-
„eigne ſtirbt: ſo findet ſich nichts zu erben, und was ſoll
„man von Leuten, denen die Glaͤubiger außer der Haut,
„wenig gelaſſen haben und die insgemein aus Mismuth und
„Gram oder wegen ihrer liederlichen Gemuͤthsart auf kei-
„nen gruͤnen Zweig kommen, fuͤr Freybriefe fordern? Da-
„bey gehen die Gerechtigkeiten unſrer Hoͤfe bey den Verheu-
„rungen vielfaͤltig verlohren; jederman ſucht ſeinen Weg
„daruͤber; und waͤhrender Zeit andre ſich in der Mark aus-
„dehnen und ihre Hoͤfe verbeſſern, ſtehen die unſrigen in
„Gefahr, ſogar ihre alten Grenzen zu verlieren. Das Ge-
„hoͤlz auf dem Hofe wird vollends ein Raub. Die Gebaͤude,
„da
a) Um dieſes in ſeinem voͤlligen Maaſſe zu verſtehen, muß man
bemerken, daß es in dem Stifte Oßnabruͤck Leibeigne giebet,
die ihre Hoͤfe mit zehn und zwanzig tauſend Thaler Schulden
beladen haben.
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