sind gewiß auch verlohren, und wenn ich ja noch ein Quart herausbekomme: so will ich zufrieden seyn, wenn der Agent, der die letzte Liquidation in meinem Namen mit ansieht, solches und nicht mehr für seine Bemühung rechnet.
Ich habe lange nicht gewust, mein Freund! warum die Zinsen in Ihrem Lande bey allen guten Anstalten be- ständig um 1 oder 2 Rthlr. vom Hundert höher stehen, als in den benachbarten Ländern, worinn die Justitz noch wenig verbessert, und wie eine Eiche im Walde aufge- wachsen ist; und warum der Canal von Murcia jetzt so vieles Geld aus Westphalen zieht? Allein wenn ich die Unsicherheit betrachte, worinn die ältesten Gläubiger, die dem Großvater geborgt, und den Gläubigern des Enkels zu gefallen verlieren müssen, solchergestalt versetzt sind; wenn ich das allgemeine Schrecken sehe, das sich dadurch in den Gemüthern solcher Menschen verbreitet, die den eigentlichen Zusammenhang nicht einsehen, und sich die wunderbarsten Dinge davon vorstellen, so brauche ich nicht weiter zu fragen, warum die Leute lieber auf den Canal von Murcia als auf Ihre besten Verschreibungen trauen wollen.
Die Helmstädter Juristen, waren auch einmahl, wie Leyser Spec. 481. m. 5. erzählt, der Meinung zugethan, daß die Concurskosten allen Gläubigern zur Last fallen müsten. Sie schlugen aber geschwind einen andern Weg ein, und ich wünsche von Herzen, daß bey Ihnen ein gleiches erfolgen möge; ja ich wünsche, daß man endlich den ganzen verderblichen Concursproceß, der in Frank- reich wie in England bey adlichen Gütern unbekannt ist, und den die Deutschen nie gekannt haben, völlig abschaf- fen, und dafür den alten ehrlichen Aeusserproceß, worinn das Gut in banco liegt, und jeder Gläubiger sein folio
hat,
ſollten nicht gleich vertheilet werden.
ſind gewiß auch verlohren, und wenn ich ja noch ein Quart herausbekomme: ſo will ich zufrieden ſeyn, wenn der Agent, der die letzte Liquidation in meinem Namen mit anſieht, ſolches und nicht mehr fuͤr ſeine Bemuͤhung rechnet.
Ich habe lange nicht gewuſt, mein Freund! warum die Zinſen in Ihrem Lande bey allen guten Anſtalten be- ſtaͤndig um 1 oder 2 Rthlr. vom Hundert hoͤher ſtehen, als in den benachbarten Laͤndern, worinn die Juſtitz noch wenig verbeſſert, und wie eine Eiche im Walde aufge- wachſen iſt; und warum der Canal von Murcia jetzt ſo vieles Geld aus Weſtphalen zieht? Allein wenn ich die Unſicherheit betrachte, worinn die aͤlteſten Glaͤubiger, die dem Großvater geborgt, und den Glaͤubigern des Enkels zu gefallen verlieren muͤſſen, ſolchergeſtalt verſetzt ſind; wenn ich das allgemeine Schrecken ſehe, das ſich dadurch in den Gemuͤthern ſolcher Menſchen verbreitet, die den eigentlichen Zuſammenhang nicht einſehen, und ſich die wunderbarſten Dinge davon vorſtellen, ſo brauche ich nicht weiter zu fragen, warum die Leute lieber auf den Canal von Murcia als auf Ihre beſten Verſchreibungen trauen wollen.
Die Helmſtaͤdter Juriſten, waren auch einmahl, wie Leyſer Spec. 481. m. 5. erzaͤhlt, der Meinung zugethan, daß die Concurskoſten allen Glaͤubigern zur Laſt fallen muͤſten. Sie ſchlugen aber geſchwind einen andern Weg ein, und ich wuͤnſche von Herzen, daß bey Ihnen ein gleiches erfolgen moͤge; ja ich wuͤnſche, daß man endlich den ganzen verderblichen Concursproceß, der in Frank- reich wie in England bey adlichen Guͤtern unbekannt iſt, und den die Deutſchen nie gekannt haben, voͤllig abſchaf- fen, und dafuͤr den alten ehrlichen Aeuſſerproceß, worinn das Gut in banco liegt, und jeder Glaͤubiger ſein folio
hat,
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ſollten nicht gleich vertheilet werden.
ſind gewiß auch verlohren, und wenn ich ja noch ein
Quart herausbekomme: ſo will ich zufrieden ſeyn, wenn
der Agent, der die letzte Liquidation in meinem Namen
mit anſieht, ſolches und nicht mehr fuͤr ſeine Bemuͤhung
rechnet.
Ich habe lange nicht gewuſt, mein Freund! warum
die Zinſen in Ihrem Lande bey allen guten Anſtalten be-
ſtaͤndig um 1 oder 2 Rthlr. vom Hundert hoͤher ſtehen,
als in den benachbarten Laͤndern, worinn die Juſtitz noch
wenig verbeſſert, und wie eine Eiche im Walde aufge-
wachſen iſt; und warum der Canal von Murcia jetzt ſo
vieles Geld aus Weſtphalen zieht? Allein wenn ich die
Unſicherheit betrachte, worinn die aͤlteſten Glaͤubiger, die
dem Großvater geborgt, und den Glaͤubigern des Enkels
zu gefallen verlieren muͤſſen, ſolchergeſtalt verſetzt ſind;
wenn ich das allgemeine Schrecken ſehe, das ſich dadurch
in den Gemuͤthern ſolcher Menſchen verbreitet, die den
eigentlichen Zuſammenhang nicht einſehen, und ſich die
wunderbarſten Dinge davon vorſtellen, ſo brauche ich
nicht weiter zu fragen, warum die Leute lieber auf den
Canal von Murcia als auf Ihre beſten Verſchreibungen
trauen wollen.
Die Helmſtaͤdter Juriſten, waren auch einmahl, wie
Leyſer Spec. 481. m. 5. erzaͤhlt, der Meinung zugethan,
daß die Concurskoſten allen Glaͤubigern zur Laſt fallen
muͤſten. Sie ſchlugen aber geſchwind einen andern Weg
ein, und ich wuͤnſche von Herzen, daß bey Ihnen ein
gleiches erfolgen moͤge; ja ich wuͤnſche, daß man endlich
den ganzen verderblichen Concursproceß, der in Frank-
reich wie in England bey adlichen Guͤtern unbekannt iſt,
und den die Deutſchen nie gekannt haben, voͤllig abſchaf-
fen, und dafuͤr den alten ehrlichen Aeuſſerproceß, worinn
das Gut in banco liegt, und jeder Glaͤubiger ſein folio
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/269>, abgerufen am 29.07.2024.
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