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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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Vom Hüten der Schweine.
Grundsatz. Es ist ferner eine überaus billige und wahr-
scheinliche Vermuthung, daß ein Landesherr, der über
dergleichen Dinge Verordnungen erläßt, sich lediglich
nach dem eigenen Verlangen der Interessenten gerichtet,
und blos dasjenige bestätiget habe, was sie zu ihrem eig-
nen Besten gut gefunden, und gewillkühret haben.
Wann nun die Feldgenossen unter sich darüber einig sind,
daß z. E. auch zur beschlossenen Zeit im Felde auf den
Reinen, oder den dahier so genannten Anwenden gehütet
werden möge; oder wenn sie unter sich beschliessen, daß
die vorfallenden Feldschäden nur alsdenn vergütet und be-
strafet werden sollen, wenn der beschädigte Theil selbst
darüber klagt: so sollte man glauben, daß der Fiscus sein
Amt ruhen lassen könne und müsse. Nach diesem Grund-
satze rescribirte die hiesige Regierung in einem gewissen
Falle unterm 10 Sept. 1767. folgendermassen:

1. Ob zwar unterm 6 Febr. 1766. resolvirt
worden, daß ihr vorerst bis zu anderweiter Ver-
ordnung hinführo wegen des Viehhütens im Felde,
keine Klagen von dem Fisco anzunehmen hättet,
wann nicht derselbe zugleich jemand, der sich darüber
beschweret, namhaft machen könnte: so hat doch
dieses die Meinung nicht gehabt, daß damit das
Viehhüten zwischen den Korn erlaubt seyn sollte,
sondern nur allein daß aus bewegenden Ursachen der
Fiscus darüber keine Klagen ex officio anbrin-
gen solle.

und gab dadurch zu erkennen, wie die fiscalischen Klagen
in dergleichen Fällen nicht leicht statt finden mögten.

Gleichwohl mag dieses nicht als eine allgemeine Ver-
ordnung angesehen werden, indem sich Localumstände fin-
den können, welche ein anders erfordern. Denn a) fin-

det

Vom Huͤten der Schweine.
Grundſatz. Es iſt ferner eine uͤberaus billige und wahr-
ſcheinliche Vermuthung, daß ein Landesherr, der uͤber
dergleichen Dinge Verordnungen erlaͤßt, ſich lediglich
nach dem eigenen Verlangen der Intereſſenten gerichtet,
und blos dasjenige beſtaͤtiget habe, was ſie zu ihrem eig-
nen Beſten gut gefunden, und gewillkuͤhret haben.
Wann nun die Feldgenoſſen unter ſich daruͤber einig ſind,
daß z. E. auch zur beſchloſſenen Zeit im Felde auf den
Reinen, oder den dahier ſo genannten Anwenden gehuͤtet
werden moͤge; oder wenn ſie unter ſich beſchlieſſen, daß
die vorfallenden Feldſchaͤden nur alsdenn verguͤtet und be-
ſtrafet werden ſollen, wenn der beſchaͤdigte Theil ſelbſt
daruͤber klagt: ſo ſollte man glauben, daß der Fiſcus ſein
Amt ruhen laſſen koͤnne und muͤſſe. Nach dieſem Grund-
ſatze reſcribirte die hieſige Regierung in einem gewiſſen
Falle unterm 10 Sept. 1767. folgendermaſſen:

1. Ob zwar unterm 6 Febr. 1766. reſolvirt
worden, daß ihr vorerſt bis zu anderweiter Ver-
ordnung hinfuͤhro wegen des Viehhuͤtens im Felde,
keine Klagen von dem Fiſco anzunehmen haͤttet,
wann nicht derſelbe zugleich jemand, der ſich daruͤber
beſchweret, namhaft machen koͤnnte: ſo hat doch
dieſes die Meinung nicht gehabt, daß damit das
Viehhuͤten zwiſchen den Korn erlaubt ſeyn ſollte,
ſondern nur allein daß aus bewegenden Urſachen der
Fiſcus daruͤber keine Klagen ex officio anbrin-
gen ſolle.

und gab dadurch zu erkennen, wie die fiſcaliſchen Klagen
in dergleichen Faͤllen nicht leicht ſtatt finden moͤgten.

Gleichwohl mag dieſes nicht als eine allgemeine Ver-
ordnung angeſehen werden, indem ſich Localumſtaͤnde fin-
den koͤnnen, welche ein anders erfordern. Denn a) fin-

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[214/0228] Vom Huͤten der Schweine. Grundſatz. Es iſt ferner eine uͤberaus billige und wahr- ſcheinliche Vermuthung, daß ein Landesherr, der uͤber dergleichen Dinge Verordnungen erlaͤßt, ſich lediglich nach dem eigenen Verlangen der Intereſſenten gerichtet, und blos dasjenige beſtaͤtiget habe, was ſie zu ihrem eig- nen Beſten gut gefunden, und gewillkuͤhret haben. Wann nun die Feldgenoſſen unter ſich daruͤber einig ſind, daß z. E. auch zur beſchloſſenen Zeit im Felde auf den Reinen, oder den dahier ſo genannten Anwenden gehuͤtet werden moͤge; oder wenn ſie unter ſich beſchlieſſen, daß die vorfallenden Feldſchaͤden nur alsdenn verguͤtet und be- ſtrafet werden ſollen, wenn der beſchaͤdigte Theil ſelbſt daruͤber klagt: ſo ſollte man glauben, daß der Fiſcus ſein Amt ruhen laſſen koͤnne und muͤſſe. Nach dieſem Grund- ſatze reſcribirte die hieſige Regierung in einem gewiſſen Falle unterm 10 Sept. 1767. folgendermaſſen: 1. Ob zwar unterm 6 Febr. 1766. reſolvirt worden, daß ihr vorerſt bis zu anderweiter Ver- ordnung hinfuͤhro wegen des Viehhuͤtens im Felde, keine Klagen von dem Fiſco anzunehmen haͤttet, wann nicht derſelbe zugleich jemand, der ſich daruͤber beſchweret, namhaft machen koͤnnte: ſo hat doch dieſes die Meinung nicht gehabt, daß damit das Viehhuͤten zwiſchen den Korn erlaubt ſeyn ſollte, ſondern nur allein daß aus bewegenden Urſachen der Fiſcus daruͤber keine Klagen ex officio anbrin- gen ſolle. und gab dadurch zu erkennen, wie die fiſcaliſchen Klagen in dergleichen Faͤllen nicht leicht ſtatt finden moͤgten. Gleichwohl mag dieſes nicht als eine allgemeine Ver- ordnung angeſehen werden, indem ſich Localumſtaͤnde fin- den koͤnnen, welche ein anders erfordern. Denn a) fin- det

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/228>, abgerufen am 27.11.2024.