Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite


XLVI.
Von der Würkung des Oels, beym
Ungestüm des Meeres.

Es ist jetzt den Naturkündigern eine neue Erscheinung,
daß das Oel ins Meer geschüttet, die Wuth der Wellen
besänftige, und die See rings um das Schiff auch mitten
im Sturm eben mache. Die Kunst selbst ist aber doch
schon lange bekannt. Denn es wird unter die Wundertha-
ten des heiligen Cudberts gerechnet, daß er einem Priester
Oel auf die See mitgegeben habe, womit derselbe den Sturm
gestillet. Cudbert sagte zu ihm:

Petis aequor vt altum
Obvius adverso insurget septentrio Flatu
Venti sed fremitus tempestatesque sonoras
Chrismate quod dederim promptim lenire memento.
Vnguine tunc sumto nautae praepinguis olivi
Aequora descendunt, velique patentibus alis.
Sulcabat medium puppis secura profundum
Cum subito gravis instat hiems furit undique pontus
Tardans abreptae vestigia coepta carinae
Immisso tandem pinguis medicamine guttae
Mansuefacta feros componens unda tremores
Pandit iter laetum etc.

Beda de S. Cudberto Ep. Lindisfarnensi
beym CANISIO Lect. ant. T. II.
p. 8. Ed. Basn.

Es muß aber doch noch damals ein Geheimniß gewe-
sen seyn, weil Cudbert das Oel weihete.

XLVII.


XLVI.
Von der Wuͤrkung des Oels, beym
Ungeſtuͤm des Meeres.

Es iſt jetzt den Naturkuͤndigern eine neue Erſcheinung,
daß das Oel ins Meer geſchuͤttet, die Wuth der Wellen
beſaͤnftige, und die See rings um das Schiff auch mitten
im Sturm eben mache. Die Kunſt ſelbſt iſt aber doch
ſchon lange bekannt. Denn es wird unter die Wundertha-
ten des heiligen Cudberts gerechnet, daß er einem Prieſter
Oel auf die See mitgegeben habe, womit derſelbe den Sturm
geſtillet. Cudbert ſagte zu ihm:

Petis æquor vt altum
Obvius adverſo inſurget ſeptentrio Flatu
Venti ſed fremitus tempeſtatesque ſonoras
Chriſmate quod dederim promptim lenire memento.
Vnguine tunc ſumto nautae praepinguis olivi
Aequora deſcendunt, velique patentibus alis.
Sulcabat medium puppis ſecura profundum
Cum ſubito gravis inſtat hiems furit undique pontus
Tardans abreptae veſtigia coepta carinae
Immiſſo tandem pinguis medicamine guttae
Manſuefacta feros componens unda tremores
Pandit iter laetum etc.

Beda de S. Cudberto Ep. Lindisfarnenſi
beym CANISIO Lect. ant. T. II.
p. 8. Ed. Baſn.

Es muß aber doch noch damals ein Geheimniß gewe-
ſen ſeyn, weil Cudbert das Oel weihete.

XLVII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0182" n="168"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XLVI.</hi><lb/>
Von der Wu&#x0364;rkung des Oels, beym<lb/>
Unge&#x017F;tu&#x0364;m des Meeres.</hi> </head><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t jetzt den Naturku&#x0364;ndigern eine neue Er&#x017F;cheinung,<lb/>
daß das Oel ins Meer ge&#x017F;chu&#x0364;ttet, die Wuth der Wellen<lb/>
be&#x017F;a&#x0364;nftige, und die See rings um das Schiff auch mitten<lb/>
im Sturm eben mache. Die Kun&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t aber doch<lb/>
&#x017F;chon lange bekannt. Denn es wird unter die Wundertha-<lb/>
ten des heiligen Cudberts gerechnet, daß er einem Prie&#x017F;ter<lb/>
Oel auf die See mitgegeben habe, womit der&#x017F;elbe den Sturm<lb/>
ge&#x017F;tillet. Cudbert &#x017F;agte zu ihm:</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Petis æquor vt altum<lb/>
Obvius adver&#x017F;o in&#x017F;urget &#x017F;eptentrio Flatu<lb/>
Venti &#x017F;ed fremitus tempe&#x017F;tatesque &#x017F;onoras<lb/>
Chri&#x017F;mate quod dederim promptim lenire memento.<lb/>
Vnguine tunc &#x017F;umto nautae praepinguis olivi<lb/>
Aequora de&#x017F;cendunt, velique patentibus alis.<lb/>
Sulcabat medium puppis &#x017F;ecura profundum<lb/>
Cum &#x017F;ubito gravis in&#x017F;tat hiems furit undique pontus<lb/>
Tardans abreptae ve&#x017F;tigia coepta carinae<lb/>
Immi&#x017F;&#x017F;o tandem pinguis medicamine guttae<lb/>
Man&#x017F;uefacta feros componens unda tremores<lb/>
Pandit iter laetum etc.</hi><lb/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Beda</hi> de S. Cudberto Ep. Lindisfarnen&#x017F;i</hi><lb/>
beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">CANISIO</hi></hi> Lect. ant. T. II.<lb/>
p. 8. Ed. Ba&#x017F;n.</hi></hi> </quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p>Es muß aber doch noch damals ein Geheimniß gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;eyn, weil Cudbert das Oel weihete.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">XLVII.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0182] XLVI. Von der Wuͤrkung des Oels, beym Ungeſtuͤm des Meeres. Es iſt jetzt den Naturkuͤndigern eine neue Erſcheinung, daß das Oel ins Meer geſchuͤttet, die Wuth der Wellen beſaͤnftige, und die See rings um das Schiff auch mitten im Sturm eben mache. Die Kunſt ſelbſt iſt aber doch ſchon lange bekannt. Denn es wird unter die Wundertha- ten des heiligen Cudberts gerechnet, daß er einem Prieſter Oel auf die See mitgegeben habe, womit derſelbe den Sturm geſtillet. Cudbert ſagte zu ihm: Petis æquor vt altum Obvius adverſo inſurget ſeptentrio Flatu Venti ſed fremitus tempeſtatesque ſonoras Chriſmate quod dederim promptim lenire memento. Vnguine tunc ſumto nautae praepinguis olivi Aequora deſcendunt, velique patentibus alis. Sulcabat medium puppis ſecura profundum Cum ſubito gravis inſtat hiems furit undique pontus Tardans abreptae veſtigia coepta carinae Immiſſo tandem pinguis medicamine guttae Manſuefacta feros componens unda tremores Pandit iter laetum etc. Beda de S. Cudberto Ep. Lindisfarnenſi beym CANISIO Lect. ant. T. II. p. 8. Ed. Baſn. Es muß aber doch noch damals ein Geheimniß gewe- ſen ſeyn, weil Cudbert das Oel weihete. XLVII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/182
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/182>, abgerufen am 21.11.2024.