Man wird diese Formeln so wenig einer Undeutlichkeit, als einer Unhinlänglichkeit beschuldigen, oder doch solche alle- mal leicht so abändern können, daß mit überflüßigen Weit- läuftigkeiten das Papier nicht verdorben, und dem Leser der gröste Eckel verursachet werde.
Stellen Sie doch dieses ihren Herren Landsleuten, wel- che dergleichen Ausfertigungen zu machen haben, recht nachdrücklich vor, und sagen Sie ihnen nur in meinem Na- men, daß alle ihre Nachbarn in Westphalen sich längst hier- in dergestalt gebessert hätten, daß sie allein für Barbaren gehalten würden, und ich ohne zu erröthen ihr Intelligenz- blatt auswärtig niemals ansehen konnte. Vielleicht bessern sie sich, und fangen auch an zu fühlen, daß die Gerech- tigkeit sich gar wohl mit Vernunft und Geschmack vereini- gen lasse. Ich bin wie Sie wissen etc.
XXVIII. Keine Satyren gegen ganze Stände. Antwort an Bibulus.*)
Sie hätten sich, mein lieber Herr Bibulus, für ihre Person so weit herabsetzen mögen, wie es Ihnen gefallen hätte; dieses würde Ihnen niemand übel genommen haben, wenn sie sich auch ein bisgen in dem Kothe gewäl- zet hätten. Allein ihr Amt, ein Amt was der Landesherr rechtschaffenen und angesehenen Männern anvertrauet, hät- ten sie schonen, und kein Wort von dem jetzigen Vogte sagen sollen. Denn was von Ihnen selbst gilt, das gilt zum höchsten noch von Einem, aber sonst auch von keinem
andern,
*) Der in einem andern Aufsatze den Stand der Vögte angegrif- fen, und sich selbst als Vogt unterschrieben hatte.
Keine Satyren
Man wird dieſe Formeln ſo wenig einer Undeutlichkeit, als einer Unhinlaͤnglichkeit beſchuldigen, oder doch ſolche alle- mal leicht ſo abaͤndern koͤnnen, daß mit uͤberfluͤßigen Weit- laͤuftigkeiten das Papier nicht verdorben, und dem Leſer der groͤſte Eckel verurſachet werde.
Stellen Sie doch dieſes ihren Herren Landsleuten, wel- che dergleichen Ausfertigungen zu machen haben, recht nachdruͤcklich vor, und ſagen Sie ihnen nur in meinem Na- men, daß alle ihre Nachbarn in Weſtphalen ſich laͤngſt hier- in dergeſtalt gebeſſert haͤtten, daß ſie allein fuͤr Barbaren gehalten wuͤrden, und ich ohne zu erroͤthen ihr Intelligenz- blatt auswaͤrtig niemals anſehen konnte. Vielleicht beſſern ſie ſich, und fangen auch an zu fuͤhlen, daß die Gerech- tigkeit ſich gar wohl mit Vernunft und Geſchmack vereini- gen laſſe. Ich bin wie Sie wiſſen ꝛc.
XXVIII. Keine Satyren gegen ganze Staͤnde. Antwort an Bibulus.*)
Sie haͤtten ſich, mein lieber Herr Bibulus, fuͤr ihre Perſon ſo weit herabſetzen moͤgen, wie es Ihnen gefallen haͤtte; dieſes wuͤrde Ihnen niemand uͤbel genommen haben, wenn ſie ſich auch ein bisgen in dem Kothe gewaͤl- zet haͤtten. Allein ihr Amt, ein Amt was der Landesherr rechtſchaffenen und angeſehenen Maͤnnern anvertrauet, haͤt- ten ſie ſchonen, und kein Wort von dem jetzigen Vogte ſagen ſollen. Denn was von Ihnen ſelbſt gilt, das gilt zum hoͤchſten noch von Einem, aber ſonſt auch von keinem
andern,
*) Der in einem andern Aufſatze den Stand der Voͤgte angegrif- fen, und ſich ſelbſt als Vogt unterſchrieben hatte.
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Keine Satyren
Man wird dieſe Formeln ſo wenig einer Undeutlichkeit, als
einer Unhinlaͤnglichkeit beſchuldigen, oder doch ſolche alle-
mal leicht ſo abaͤndern koͤnnen, daß mit uͤberfluͤßigen Weit-
laͤuftigkeiten das Papier nicht verdorben, und dem Leſer der
groͤſte Eckel verurſachet werde.
Stellen Sie doch dieſes ihren Herren Landsleuten, wel-
che dergleichen Ausfertigungen zu machen haben, recht
nachdruͤcklich vor, und ſagen Sie ihnen nur in meinem Na-
men, daß alle ihre Nachbarn in Weſtphalen ſich laͤngſt hier-
in dergeſtalt gebeſſert haͤtten, daß ſie allein fuͤr Barbaren
gehalten wuͤrden, und ich ohne zu erroͤthen ihr Intelligenz-
blatt auswaͤrtig niemals anſehen konnte. Vielleicht beſſern
ſie ſich, und fangen auch an zu fuͤhlen, daß die Gerech-
tigkeit ſich gar wohl mit Vernunft und Geſchmack vereini-
gen laſſe. Ich bin wie Sie wiſſen ꝛc.
XXVIII.
Keine Satyren gegen ganze Staͤnde.
Antwort an Bibulus. *)
Sie haͤtten ſich, mein lieber Herr Bibulus, fuͤr ihre
Perſon ſo weit herabſetzen moͤgen, wie es Ihnen
gefallen haͤtte; dieſes wuͤrde Ihnen niemand uͤbel genommen
haben, wenn ſie ſich auch ein bisgen in dem Kothe gewaͤl-
zet haͤtten. Allein ihr Amt, ein Amt was der Landesherr
rechtſchaffenen und angeſehenen Maͤnnern anvertrauet, haͤt-
ten ſie ſchonen, und kein Wort von dem jetzigen Vogte
ſagen ſollen. Denn was von Ihnen ſelbſt gilt, das gilt
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*) Der in einem andern Aufſatze den Stand der Voͤgte angegrif-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/134>, abgerufen am 16.02.2025.
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