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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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Allerunterthänigstes Memorial.
Zehntkasse wieder herstellen wollte, und darüber in einem
schweren Krieg verwickelt wurde; und man kann dreist an-
nehmen, daß die Ermahnung des Kaysers Henrich an alle
hohe und niedrige Dienstleute in Westphalen c), so sanft
dieselbe auch gefasset war, wenige bewog, Dienstleute oh-
ne Löhnung zu bleiben, oder welches einerley ist, die Zehn-
ten wieder herzugeben. Denn diese Ermahnung wieß
dem Bischofe nicht die Mittel an, seine Dienstleute auf
andre Art zu besolden; und diese abzudanken litten die
Umstände nicht, wenn sie auch sonst, da sie immittelst lan-
ge erblich geworden waren, sich mit einem ehrlichen Ab-
schiede hätten nach Hause schicken lassen wollen.

Dies waren, theureste Polyxena! die Schicksale der
ersten Stiftskasse. Nächsiens will ich Ihnen die zweyte
Periode liefern.



XXV.
Allerunterthänigstes Memorial.

(Der Schutzjude Nathan zu S. bittet allerunterthänigst, daß dem
Pfarrer seines Orts die Lotteriecollection verboten werden möge.)

Euer K. M. geruhen sich allerunterthänigst vortragen zu
lassen, was massen der hiesige Curat seit einiger Zeit
eine Lotterie-Collection übernommen hat, und um sich ei-
nen desto grössern Abgang zu verschaffen, für das Glück
aller derjenigen öffentlich bittet, welche bey ihm einsetzen.

Ein
c) H. Dei G. R. I. Augustus. Omnibus de Westph. suis fidelibus
majoribus et minoribus gratiam dilectionem & omne bonum.
Quia ad omnia nobis placita vos promtissiimos scimus, procul
dubio in his quae justa decernimus tanto promptiores spera-
mus, quanto justitiae vos avidiores aestimamus. Unde ea quae
super decimis et justitiis Osnabr. ecclesiae decrevimus tanto fir-

miora

Allerunterthaͤnigſtes Memorial.
Zehntkaſſe wieder herſtellen wollte, und daruͤber in einem
ſchweren Krieg verwickelt wurde; und man kann dreiſt an-
nehmen, daß die Ermahnung des Kayſers Henrich an alle
hohe und niedrige Dienſtleute in Weſtphalen c), ſo ſanft
dieſelbe auch gefaſſet war, wenige bewog, Dienſtleute oh-
ne Loͤhnung zu bleiben, oder welches einerley iſt, die Zehn-
ten wieder herzugeben. Denn dieſe Ermahnung wieß
dem Biſchofe nicht die Mittel an, ſeine Dienſtleute auf
andre Art zu beſolden; und dieſe abzudanken litten die
Umſtaͤnde nicht, wenn ſie auch ſonſt, da ſie immittelſt lan-
ge erblich geworden waren, ſich mit einem ehrlichen Ab-
ſchiede haͤtten nach Hauſe ſchicken laſſen wollen.

Dies waren, theureſte Polyxena! die Schickſale der
erſten Stiftskaſſe. Naͤchſiens will ich Ihnen die zweyte
Periode liefern.



XXV.
Allerunterthaͤnigſtes Memorial.

(Der Schutzjude Nathan zu S. bittet allerunterthaͤnigſt, daß dem
Pfarrer ſeines Orts die Lotteriecollection verboten werden moͤge.)

Euer K. M. geruhen ſich allerunterthaͤnigſt vortragen zu
laſſen, was maſſen der hieſige Curat ſeit einiger Zeit
eine Lotterie-Collection uͤbernommen hat, und um ſich ei-
nen deſto groͤſſern Abgang zu verſchaffen, fuͤr das Gluͤck
aller derjenigen oͤffentlich bittet, welche bey ihm einſetzen.

Ein
c) H. Dei G. R. I. Auguſtus. Omnibus de Weſtph. ſuis fidelibus
majoribus et minoribus gratiam dilectionem & omne bonum.
Quia ad omnia nobis placita vos promtiſſiimos ſcimus, procul
dubio in his quae juſta decernimus tanto promptiores ſpera-
mus, quanto juſtitiae vos avidiores aeſtimamus. Unde ea quae
ſuper decimis et juſtitiis Oſnabr. eccleſiae decrevimus tanto fir-

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[107/0121] Allerunterthaͤnigſtes Memorial. Zehntkaſſe wieder herſtellen wollte, und daruͤber in einem ſchweren Krieg verwickelt wurde; und man kann dreiſt an- nehmen, daß die Ermahnung des Kayſers Henrich an alle hohe und niedrige Dienſtleute in Weſtphalen c), ſo ſanft dieſelbe auch gefaſſet war, wenige bewog, Dienſtleute oh- ne Loͤhnung zu bleiben, oder welches einerley iſt, die Zehn- ten wieder herzugeben. Denn dieſe Ermahnung wieß dem Biſchofe nicht die Mittel an, ſeine Dienſtleute auf andre Art zu beſolden; und dieſe abzudanken litten die Umſtaͤnde nicht, wenn ſie auch ſonſt, da ſie immittelſt lan- ge erblich geworden waren, ſich mit einem ehrlichen Ab- ſchiede haͤtten nach Hauſe ſchicken laſſen wollen. Dies waren, theureſte Polyxena! die Schickſale der erſten Stiftskaſſe. Naͤchſiens will ich Ihnen die zweyte Periode liefern. XXV. Allerunterthaͤnigſtes Memorial. (Der Schutzjude Nathan zu S. bittet allerunterthaͤnigſt, daß dem Pfarrer ſeines Orts die Lotteriecollection verboten werden moͤge.) Euer K. M. geruhen ſich allerunterthaͤnigſt vortragen zu laſſen, was maſſen der hieſige Curat ſeit einiger Zeit eine Lotterie-Collection uͤbernommen hat, und um ſich ei- nen deſto groͤſſern Abgang zu verſchaffen, fuͤr das Gluͤck aller derjenigen oͤffentlich bittet, welche bey ihm einſetzen. Ein c) H. Dei G. R. I. Auguſtus. Omnibus de Weſtph. ſuis fidelibus majoribus et minoribus gratiam dilectionem & omne bonum. Quia ad omnia nobis placita vos promtiſſiimos ſcimus, procul dubio in his quae juſta decernimus tanto promptiores ſpera- mus, quanto juſtitiae vos avidiores aeſtimamus. Unde ea quae ſuper decimis et juſtitiis Oſnabr. eccleſiae decrevimus tanto fir- miora

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/121>, abgerufen am 24.11.2024.