Sie haben mich, Ehr- und Tugendsame Polyxena von Tobosa, durch Ihre unvermuthete Zuschrift in ein solches Feuer gesetzt, daß es wenig fehlt, oder ich schil- derte ihn jetzt
Den Degen freyssan, Die Würmin schadesan Und die Magd wohlgethan; Nebst dem Recken geheure, Der so mannich Abenteure Mit Streiten und Hoffarten Beym König zu Lamparten Im Heldenbuch gethan.
Allein ich besorge, Sie kennen den kühnen Kern, Herrebrand nicht, der seiner minniglichen Ameye von Tarfis hofirte; und wenn ich Ihnen etwas vom Rosengarten zu Worms, und vom König Laurin dem Gezwerge erzählen wollte, der mit Mannheit und Zauherey des kühnen Weigands Diet- liebs Schwester entführte, dafür aber der Helden Gaukel- mann werden muste: so würden sie diese Halbgötter unsrer deutschen Mythologie, in ihren neuen Bardenliedern ver- geblich sucheu; und vielleicht mehr vom Oßian, als von unsern tapfern Wolf dieterich wissen, der doch auf dem wilden Meere so tapfer gegen die Heyden stritt, und mau- chen so über Bord stieß, daß er durch diese Tanfe ein Christ ward. Also weg mit diesen romantischen Geschöpfen uns- rer ungenutzten Heldenzeiten; und ernsthaft zu der Sache, welche Sie sowol empfnnden und vorgetragen haben.
Sie
fuͤr die deutſchen Wochenſchriften.
Antwort an Polyxena von Toboſa.
Sie haben mich, Ehr- und Tugendſame Polyxena von Toboſa, durch Ihre unvermuthete Zuſchrift in ein ſolches Feuer geſetzt, daß es wenig fehlt, oder ich ſchil- derte ihn jetzt
Den Degen freyſſan, Die Wuͤrmin ſchadeſan Und die Magd wohlgethan; Nebſt dem Recken geheure, Der ſo mannich Abenteure Mit Streiten und Hoffarten Beym Koͤnig zu Lamparten Im Heldenbuch gethan.
Allein ich beſorge, Sie kennen den kuͤhnen Kern, Herrebrand nicht, der ſeiner minniglichen Ameye von Tarfis hofirte; und wenn ich Ihnen etwas vom Roſengarten zu Worms, und vom Koͤnig Laurin dem Gezwerge erzaͤhlen wollte, der mit Mannheit und Zauherey des kuͤhnen Weigands Diet- liebs Schweſter entfuͤhrte, dafuͤr aber der Helden Gaukel- mann werden muſte: ſo wuͤrden ſie dieſe Halbgoͤtter unſrer deutſchen Mythologie, in ihren neuen Bardenliedern ver- geblich ſucheu; und vielleicht mehr vom Oßian, als von unſern tapfern Wolf dieterich wiſſen, der doch auf dem wilden Meere ſo tapfer gegen die Heyden ſtritt, und mau- chen ſo uͤber Bord ſtieß, daß er durch dieſe Tanfe ein Chriſt ward. Alſo weg mit dieſen romantiſchen Geſchoͤpfen unſ- rer ungenutzten Heldenzeiten; und ernſthaft zu der Sache, welche Sie ſowol empfnnden und vorgetragen haben.
Sie
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fuͤr die deutſchen Wochenſchriften.
Antwort
an Polyxena von Toboſa.
Sie haben mich, Ehr- und Tugendſame Polyxena von
Toboſa, durch Ihre unvermuthete Zuſchrift in ein
ſolches Feuer geſetzt, daß es wenig fehlt, oder ich ſchil-
derte ihn jetzt
Den Degen freyſſan,
Die Wuͤrmin ſchadeſan
Und die Magd wohlgethan;
Nebſt dem Recken geheure,
Der ſo mannich Abenteure
Mit Streiten und Hoffarten
Beym Koͤnig zu Lamparten
Im Heldenbuch gethan.
Allein ich beſorge, Sie kennen den kuͤhnen Kern, Herrebrand
nicht, der ſeiner minniglichen Ameye von Tarfis hofirte;
und wenn ich Ihnen etwas vom Roſengarten zu Worms,
und vom Koͤnig Laurin dem Gezwerge erzaͤhlen wollte, der
mit Mannheit und Zauherey des kuͤhnen Weigands Diet-
liebs Schweſter entfuͤhrte, dafuͤr aber der Helden Gaukel-
mann werden muſte: ſo wuͤrden ſie dieſe Halbgoͤtter unſrer
deutſchen Mythologie, in ihren neuen Bardenliedern ver-
geblich ſucheu; und vielleicht mehr vom Oßian, als von
unſern tapfern Wolf dieterich wiſſen, der doch auf dem
wilden Meere ſo tapfer gegen die Heyden ſtritt, und mau-
chen ſo uͤber Bord ſtieß, daß er durch dieſe Tanfe ein Chriſt
ward. Alſo weg mit dieſen romantiſchen Geſchoͤpfen unſ-
rer ungenutzten Heldenzeiten; und ernſthaft zu der Sache,
welche Sie ſowol empfnnden und vorgetragen haben.
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Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]
Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und vermehrte Auflage“ des 3. Teils von Justus Mösers „Patriotischen Phantasien“ zur Digitalisierung ausgewählt. Sie erschien 1778, also im selben Jahr wie die Erstauflage dieses Bandes, und ist bis S. 260 seitenidentisch mit dieser. Die Abschnitte LX („Gedanken über den westphälischen Leibeigenthum“) bis LXVIII („Gedanken über den Stillestand der Leibeignen“) sind Ergänzungen gegenüber der ersten Auflage.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/105>, abgerufen am 16.02.2025.
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