mannschaft aus ihren Mitteln einen Repräsentanten haben, den der König vorzüglich ehrte. Ohne diese Voranstalt wird eine Nationaluniform nie dasjenige würken was sie würken soll. Durch dieselbe aber ist von jeder Uniform der erste Mann bey Hofe, und jeder der in der Uniforme steht, kan zum er- sten Mann erwählet werden, mithin ist der ganze Stand geehrt.
XIII. Schreiben eines Frauenzimmers über die Nationalkleidung.
Viel Glück zum neuen Jahre, mein lieber Herr Pro- jectenmacher 1). Sie nehmen mir es doch nicht übel 2), wenn ich mein erstes Compliment so fort mit dem un- maßgeblichen Wunsche 3) begleite, daß sie sich in diesem na- gelneuen Jahre gegen das weibliche Publicum ein bisgen vernünftiger wie im vorigen betragen mögen. Sie können leicht denken was ich sagen will 4), denn daß ihr einfältiger Vorschlag eine Nationalkleidung einzuführen, um uns armen geplagten Weibern das letzte Vergnügen, die reitzenden Ver- änderungen der Mode zu benehmen, höchstunvernünftig 5) sey, werden sie selbst einsehen, und wenn sie dieses thun, auch unschwer errathen 6) was ich sagen will. Ueberhaupt
hasse
1) Gehorsamer Diener.
2) Ganz und gar nicht.
3) Die Bank, wo man die Wünsche discontiren kan, ist mir unbekannt, ich bitte deshalb um eine gefällige Anzeige.
4) Noch in der That nicht.
5) Was einfältig ist, muß wohl auch unvernünftig seyn.
6) Jetzt weiß ich es, und brauche es nicht mehr zu errathen.
E 4
Schr. eines Frauenz. uͤber die Nationalkleidung.
mannſchaft aus ihren Mitteln einen Repraͤſentanten haben, den der Koͤnig vorzuͤglich ehrte. Ohne dieſe Voranſtalt wird eine Nationaluniform nie dasjenige wuͤrken was ſie wuͤrken ſoll. Durch dieſelbe aber iſt von jeder Uniform der erſte Mann bey Hofe, und jeder der in der Uniforme ſteht, kan zum er- ſten Mann erwaͤhlet werden, mithin iſt der ganze Stand geehrt.
XIII. Schreiben eines Frauenzimmers uͤber die Nationalkleidung.
Viel Gluͤck zum neuen Jahre, mein lieber Herr Pro- jectenmacher 1). Sie nehmen mir es doch nicht uͤbel 2), wenn ich mein erſtes Compliment ſo fort mit dem un- maßgeblichen Wunſche 3) begleite, daß ſie ſich in dieſem na- gelneuen Jahre gegen das weibliche Publicum ein bisgen vernuͤnftiger wie im vorigen betragen moͤgen. Sie koͤnnen leicht denken was ich ſagen will 4), denn daß ihr einfaͤltiger Vorſchlag eine Nationalkleidung einzufuͤhren, um uns armen geplagten Weibern das letzte Vergnuͤgen, die reitzenden Ver- aͤnderungen der Mode zu benehmen, hoͤchſtunvernuͤnftig 5) ſey, werden ſie ſelbſt einſehen, und wenn ſie dieſes thun, auch unſchwer errathen 6) was ich ſagen will. Ueberhaupt
haſſe
1) Gehorſamer Diener.
2) Ganz und gar nicht.
3) Die Bank, wo man die Wuͤnſche diſcontiren kan, iſt mir unbekannt, ich bitte deshalb um eine gefaͤllige Anzeige.
4) Noch in der That nicht.
5) Was einfaͤltig iſt, muß wohl auch unvernuͤnftig ſeyn.
6) Jetzt weiß ich es, und brauche es nicht mehr zu errathen.
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Schr. eines Frauenz. uͤber die Nationalkleidung.
mannſchaft aus ihren Mitteln einen Repraͤſentanten haben, den
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Nationaluniform nie dasjenige wuͤrken was ſie wuͤrken ſoll.
Durch dieſelbe aber iſt von jeder Uniform der erſte Mann
bey Hofe, und jeder der in der Uniforme ſteht, kan zum er-
ſten Mann erwaͤhlet werden, mithin iſt der ganze Stand
geehrt.
XIII.
Schreiben eines Frauenzimmers uͤber die
Nationalkleidung.
Viel Gluͤck zum neuen Jahre, mein lieber Herr Pro-
jectenmacher 1). Sie nehmen mir es doch nicht uͤbel
2), wenn ich mein erſtes Compliment ſo fort mit dem un-
maßgeblichen Wunſche 3) begleite, daß ſie ſich in dieſem na-
gelneuen Jahre gegen das weibliche Publicum ein bisgen
vernuͤnftiger wie im vorigen betragen moͤgen. Sie koͤnnen
leicht denken was ich ſagen will 4), denn daß ihr einfaͤltiger
Vorſchlag eine Nationalkleidung einzufuͤhren, um uns armen
geplagten Weibern das letzte Vergnuͤgen, die reitzenden Ver-
aͤnderungen der Mode zu benehmen, hoͤchſtunvernuͤnftig 5)
ſey, werden ſie ſelbſt einſehen, und wenn ſie dieſes thun,
auch unſchwer errathen 6) was ich ſagen will. Ueberhaupt
haſſe
1) Gehorſamer Diener.
2) Ganz und gar nicht.
3) Die Bank, wo man die Wuͤnſche diſcontiren kan, iſt mir
unbekannt, ich bitte deshalb um eine gefaͤllige Anzeige.
4) Noch in der That nicht.
5) Was einfaͤltig iſt, muß wohl auch unvernuͤnftig ſeyn.
6) Jetzt weiß ich es, und brauche es nicht mehr zu errathen.
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/89>, abgerufen am 16.02.2025.
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