an den Pfahl gebunden gehet, mögen die Urthelsfinder ihren Kreis schließen. Beym Münnig in Monum. Monast. p. 360. Woraus man deutlich sieht, daß der Erhaltungsrichter zuletzt eine sehr lächerliche Figur gemacht habe, und von dem Send- grafen oder dem ihm gefolgten Landesherrn in sehr enge Schranken getrieben sey.
Ein drittes Stück ist die Aufhebung todter Körper, welche der Erhaltungsrichter narürlicher Weise auch hatte und mit den Göding oder den Churgenossen verrichtete, wenn er den Todtschlag zu Gelde richtete, aber mit Rechte verlohren hat, nachdem man dies Verbrechen mit dem Schwerdte bestraft und die Besichtigungen höchst unkluger Weise ohne Churge- nossen a) vornimmt. Auf allen Gränzen zanken wir uns darüber, und es ist nur bey jener Voraussetzung begreiflich, daß beyde Theile, nemlich sowol derjenige, welcher den alten Comitat hat, als der andre, der in die Stelle des Missi ge- treten ist, Fälle für sich anführen können. Wenn man über- dem diese Fälle genau beachtet; so hat der erste im funfzehn- ten Jahrhundert schon angefangen sich mit den Gerichtsge- bühren für die Aufhebung als einer Ceremonie zu begnügen, und den todten Körper oft dem letztern überlassen. Der erste verlangt auch immer nur die Bestrafung des Todtschlags; und unter denen, die der letzte zu Tode gerichtet hat, finden
sich
a) Bey der Festsetzung des corporis delicti in puncto ho- micidii sollten ausser dem Richter dem Medico und Chirurgo allemal noch drey geschworne Churgenossen ihre Meynung zum Protocoll darüber eröfnen, ob sie den Tod- ten für ermordet, oder für erschlagen oder für verunglückt halten. Dies geschieht in England durch The Coroners Inquest oder die Churgenossen.
Eine Hypotheſe zur beſſern Aufklaͤrung
an den Pfahl gebunden gehet, moͤgen die Urthelsfinder ihren Kreis ſchließen. Beym Muͤnnig in Monum. Monaſt. p. 360. Woraus man deutlich ſieht, daß der Erhaltungsrichter zuletzt eine ſehr laͤcherliche Figur gemacht habe, und von dem Send- grafen oder dem ihm gefolgten Landesherrn in ſehr enge Schranken getrieben ſey.
Ein drittes Stuͤck iſt die Aufhebung todter Koͤrper, welche der Erhaltungsrichter naruͤrlicher Weiſe auch hatte und mit den Goͤding oder den Churgenoſſen verrichtete, wenn er den Todtſchlag zu Gelde richtete, aber mit Rechte verlohren hat, nachdem man dies Verbrechen mit dem Schwerdte beſtraft und die Beſichtigungen hoͤchſt unkluger Weiſe ohne Churge- noſſen a) vornimmt. Auf allen Graͤnzen zanken wir uns daruͤber, und es iſt nur bey jener Vorausſetzung begreiflich, daß beyde Theile, nemlich ſowol derjenige, welcher den alten Comitat hat, als der andre, der in die Stelle des Miſſi ge- treten iſt, Faͤlle fuͤr ſich anfuͤhren koͤnnen. Wenn man uͤber- dem dieſe Faͤlle genau beachtet; ſo hat der erſte im funfzehn- ten Jahrhundert ſchon angefangen ſich mit den Gerichtsge- buͤhren fuͤr die Aufhebung als einer Ceremonie zu begnuͤgen, und den todten Koͤrper oft dem letztern uͤberlaſſen. Der erſte verlangt auch immer nur die Beſtrafung des Todtſchlags; und unter denen, die der letzte zu Tode gerichtet hat, finden
ſich
a) Bey der Feſtſetzung des corporis delicti in puncto ho- micidii ſollten auſſer dem Richter dem Medico und Chirurgo allemal noch drey geſchworne Churgenoſſen ihre Meynung zum Protocoll daruͤber eroͤfnen, ob ſie den Tod- ten fuͤr ermordet, oder fuͤr erſchlagen oder fuͤr verungluͤckt halten. Dies geſchieht in England durch The Coroners Inqueſt oder die Churgenoſſen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><cit><quote><hirendition="#et"><pbfacs="#f0496"n="478"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Eine Hypotheſe zur beſſern Aufklaͤrung</hi></fw><lb/>
an den Pfahl gebunden gehet, moͤgen die Urthelsfinder<lb/>
ihren Kreis ſchließen.<lb/><hirendition="#et">Beym Muͤnnig <hirendition="#aq">in Monum. Monaſt. p.</hi> 360.</hi></hi></quote></cit><lb/>
Woraus man deutlich ſieht, daß der Erhaltungsrichter zuletzt<lb/>
eine ſehr laͤcherliche Figur gemacht habe, und von dem Send-<lb/>
grafen oder dem ihm gefolgten Landesherrn in ſehr enge<lb/>
Schranken getrieben ſey.</p><lb/><p>Ein <hirendition="#fr">drittes Stuͤck</hi> iſt die Aufhebung todter Koͤrper, welche<lb/>
der Erhaltungsrichter naruͤrlicher Weiſe auch hatte und mit<lb/>
den Goͤding oder den Churgenoſſen verrichtete, wenn er den<lb/>
Todtſchlag zu Gelde richtete, aber mit Rechte verlohren hat,<lb/>
nachdem man dies Verbrechen mit dem Schwerdte beſtraft<lb/>
und die Beſichtigungen hoͤchſt unkluger Weiſe ohne Churge-<lb/>
noſſen <noteplace="foot"n="a)">Bey der Feſtſetzung des <hirendition="#aq">corporis delicti in puncto ho-<lb/>
micidii</hi>ſollten auſſer dem Richter dem <hirendition="#aq">Medico</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Chirurgo</hi> allemal noch drey geſchworne Churgenoſſen ihre<lb/>
Meynung zum Protocoll daruͤber eroͤfnen, ob ſie den Tod-<lb/>
ten fuͤr ermordet, oder fuͤr erſchlagen oder fuͤr verungluͤckt<lb/>
halten. Dies geſchieht in England durch <hirendition="#aq">The Coroners<lb/>
Inqueſt</hi> oder die Churgenoſſen.</note> vornimmt. Auf allen Graͤnzen zanken wir uns<lb/>
daruͤber, und es iſt nur bey jener Vorausſetzung begreiflich,<lb/>
daß beyde Theile, nemlich ſowol derjenige, welcher den alten<lb/>
Comitat hat, als der andre, der in die Stelle des <hirendition="#aq">Miſſi</hi> ge-<lb/>
treten iſt, Faͤlle fuͤr ſich anfuͤhren koͤnnen. Wenn man uͤber-<lb/>
dem dieſe Faͤlle genau beachtet; ſo hat der erſte im funfzehn-<lb/>
ten Jahrhundert ſchon angefangen ſich mit den Gerichtsge-<lb/>
buͤhren fuͤr die Aufhebung als einer Ceremonie zu begnuͤgen,<lb/>
und den todten Koͤrper oft dem letztern uͤberlaſſen. Der erſte<lb/>
verlangt auch immer nur die Beſtrafung des Todtſchlags;<lb/>
und unter denen, die der letzte zu Tode gerichtet hat, finden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[478/0496]
Eine Hypotheſe zur beſſern Aufklaͤrung
an den Pfahl gebunden gehet, moͤgen die Urthelsfinder
ihren Kreis ſchließen.
Beym Muͤnnig in Monum. Monaſt. p. 360.
Woraus man deutlich ſieht, daß der Erhaltungsrichter zuletzt
eine ſehr laͤcherliche Figur gemacht habe, und von dem Send-
grafen oder dem ihm gefolgten Landesherrn in ſehr enge
Schranken getrieben ſey.
Ein drittes Stuͤck iſt die Aufhebung todter Koͤrper, welche
der Erhaltungsrichter naruͤrlicher Weiſe auch hatte und mit
den Goͤding oder den Churgenoſſen verrichtete, wenn er den
Todtſchlag zu Gelde richtete, aber mit Rechte verlohren hat,
nachdem man dies Verbrechen mit dem Schwerdte beſtraft
und die Beſichtigungen hoͤchſt unkluger Weiſe ohne Churge-
noſſen a) vornimmt. Auf allen Graͤnzen zanken wir uns
daruͤber, und es iſt nur bey jener Vorausſetzung begreiflich,
daß beyde Theile, nemlich ſowol derjenige, welcher den alten
Comitat hat, als der andre, der in die Stelle des Miſſi ge-
treten iſt, Faͤlle fuͤr ſich anfuͤhren koͤnnen. Wenn man uͤber-
dem dieſe Faͤlle genau beachtet; ſo hat der erſte im funfzehn-
ten Jahrhundert ſchon angefangen ſich mit den Gerichtsge-
buͤhren fuͤr die Aufhebung als einer Ceremonie zu begnuͤgen,
und den todten Koͤrper oft dem letztern uͤberlaſſen. Der erſte
verlangt auch immer nur die Beſtrafung des Todtſchlags;
und unter denen, die der letzte zu Tode gerichtet hat, finden
ſich
a) Bey der Feſtſetzung des corporis delicti in puncto ho-
micidii ſollten auſſer dem Richter dem Medico und
Chirurgo allemal noch drey geſchworne Churgenoſſen ihre
Meynung zum Protocoll daruͤber eroͤfnen, ob ſie den Tod-
ten fuͤr ermordet, oder fuͤr erſchlagen oder fuͤr verungluͤckt
halten. Dies geſchieht in England durch The Coroners
Inqueſt oder die Churgenoſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/496>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.