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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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Die Ehre nach dem Tode.
Könige Abend mit den Großen seines Hofes Würfel spielt;
wovon der Vortheil für die Armen ist. Man schließt aber
leicht aus der Vergleichung dieser Ceremonie mit den Bock-
holtischen Statuten, daß es eine allgemeine deutsche Gewohn-
heit gewesen auf Heil. drey Könige Abend Glücksspiele zu
spielen; oder sich etwas mehr zu erlauben, als die Gesetze sonst
gestatteten.



LXXXII.
Die Ehre nach dem Tode.

Die Zeit, mein Sohn, daß ich aus der Welt scheiden
muß, nähert sich nun mit jedem Tage; ich fühle daß
ich keinem weiter nützlich seyn kan, und gehe andern, die das
Werk frischer angreifen können, nur im Wege. Bereite
dich also nur in Zeiten deinen Vater, der dich so sehr geliebt
hat, zu verlieren; versprich mir aber vorher, daß du mir
nach meinem Tode ein Denkmahl in unsrer Kirche aufrichten
lassen wollest, wodurch mein Andenken noch auf einige Zeit
dem Staate, dem ich gedient habe, erhalten werde. Ich
weiß zwar wohl, daß die heutige Welt über dergleichen Dinge
spottet. Laß dich aber dadurch nicht abhalten meine letzte Bitte
zu erfüllen. In dem vorigen Jahrhundert, worinn ich ge-
bohren bin, wurde jedem verdienten Mann ein solches Ehren-
gedächtniß errichtet, und ich glaube es auch verdient zu haben.
Die Sitte der damaligen Zeiten gefällt mir überhaupt besser
als die jetzige, und ich sehe es als eine höchstschädliche Neue-
rung an, daß man den verdienten wie den unverdienten Mann
ganz in aller Stille verscharret, und oft den einen so wenig
als den andern mit einem Stein bedeckt, der seinen Namen

der

Die Ehre nach dem Tode.
Koͤnige Abend mit den Großen ſeines Hofes Wuͤrfel ſpielt;
wovon der Vortheil fuͤr die Armen iſt. Man ſchließt aber
leicht aus der Vergleichung dieſer Ceremonie mit den Bock-
holtiſchen Statuten, daß es eine allgemeine deutſche Gewohn-
heit geweſen auf Heil. drey Koͤnige Abend Gluͤcksſpiele zu
ſpielen; oder ſich etwas mehr zu erlauben, als die Geſetze ſonſt
geſtatteten.



LXXXII.
Die Ehre nach dem Tode.

Die Zeit, mein Sohn, daß ich aus der Welt ſcheiden
muß, naͤhert ſich nun mit jedem Tage; ich fuͤhle daß
ich keinem weiter nuͤtzlich ſeyn kan, und gehe andern, die das
Werk friſcher angreifen koͤnnen, nur im Wege. Bereite
dich alſo nur in Zeiten deinen Vater, der dich ſo ſehr geliebt
hat, zu verlieren; verſprich mir aber vorher, daß du mir
nach meinem Tode ein Denkmahl in unſrer Kirche aufrichten
laſſen wolleſt, wodurch mein Andenken noch auf einige Zeit
dem Staate, dem ich gedient habe, erhalten werde. Ich
weiß zwar wohl, daß die heutige Welt uͤber dergleichen Dinge
ſpottet. Laß dich aber dadurch nicht abhalten meine letzte Bitte
zu erfuͤllen. In dem vorigen Jahrhundert, worinn ich ge-
bohren bin, wurde jedem verdienten Mann ein ſolches Ehren-
gedaͤchtniß errichtet, und ich glaube es auch verdient zu haben.
Die Sitte der damaligen Zeiten gefaͤllt mir uͤberhaupt beſſer
als die jetzige, und ich ſehe es als eine hoͤchſtſchaͤdliche Neue-
rung an, daß man den verdienten wie den unverdienten Mann
ganz in aller Stille verſcharret, und oft den einen ſo wenig
als den andern mit einem Stein bedeckt, der ſeinen Namen

der
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[448/0466] Die Ehre nach dem Tode. Koͤnige Abend mit den Großen ſeines Hofes Wuͤrfel ſpielt; wovon der Vortheil fuͤr die Armen iſt. Man ſchließt aber leicht aus der Vergleichung dieſer Ceremonie mit den Bock- holtiſchen Statuten, daß es eine allgemeine deutſche Gewohn- heit geweſen auf Heil. drey Koͤnige Abend Gluͤcksſpiele zu ſpielen; oder ſich etwas mehr zu erlauben, als die Geſetze ſonſt geſtatteten. LXXXII. Die Ehre nach dem Tode. Die Zeit, mein Sohn, daß ich aus der Welt ſcheiden muß, naͤhert ſich nun mit jedem Tage; ich fuͤhle daß ich keinem weiter nuͤtzlich ſeyn kan, und gehe andern, die das Werk friſcher angreifen koͤnnen, nur im Wege. Bereite dich alſo nur in Zeiten deinen Vater, der dich ſo ſehr geliebt hat, zu verlieren; verſprich mir aber vorher, daß du mir nach meinem Tode ein Denkmahl in unſrer Kirche aufrichten laſſen wolleſt, wodurch mein Andenken noch auf einige Zeit dem Staate, dem ich gedient habe, erhalten werde. Ich weiß zwar wohl, daß die heutige Welt uͤber dergleichen Dinge ſpottet. Laß dich aber dadurch nicht abhalten meine letzte Bitte zu erfuͤllen. In dem vorigen Jahrhundert, worinn ich ge- bohren bin, wurde jedem verdienten Mann ein ſolches Ehren- gedaͤchtniß errichtet, und ich glaube es auch verdient zu haben. Die Sitte der damaligen Zeiten gefaͤllt mir uͤberhaupt beſſer als die jetzige, und ich ſehe es als eine hoͤchſtſchaͤdliche Neue- rung an, daß man den verdienten wie den unverdienten Mann ganz in aller Stille verſcharret, und oft den einen ſo wenig als den andern mit einem Stein bedeckt, der ſeinen Namen der

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/466>, abgerufen am 22.11.2024.