Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Glückssp. am Abend der H. drey Könige.


LXXXI.
Vom Glücksspiele am Abend der H.
drey Könige.

Es heißt in den Statuten der Stadt Bockholt im Mün-
sterschen:
Allen Börgeren, Inwoners, Kindern und Knappen is
von older Insettunge des gemeinen Rades verboedden,
dat nemand Doebelen, Crucemunten off eynig Spill spel-
len sall, dar men Geld medde wynnen off verleeren mach,
uppe geinen Steeden offt Tiden, buiten offte binnen
Bockholt, uitgesegt Schanktafelle, Worttafeln, Bo-
zeln
offt derglicken, ock uitgesegt alle Nyjahrs Avende, und
der H. dre Könige Avende, war dat dan geschege
mit Vrölickheyden in Gesteryen, in Gesellschappen in
ein loenen Becken mit twen Dobbelsteynen, de meste
Ogen to werpen -- --

S. Nunning in Monum. Monast. S. 280.

Der Geist dieses Gesetzes, der menschlichen Thorheit zwey-
mal im Jahr einen frölichen Ausbruch zu gönnen, damit sie
keine böse Gehrung im Körper veranlasse, ist merkwürdig,
und hat vielleicht mehr gewürket als die Strenge unser heuti-
gen Gesetze, welche den menschlichen Leidenschaften gar keinen
Spielraum verstatten. Selbst den Ordensgeistlichen erlaub-
ten unsre billigen und pracktischen Vorfahren, in gleicher Ab-
sicht eigne Feste. S. DICT. ENCYCL. unter dem
Worte: fetes des fous. Jetzt ist nun noch der König von
England der zur Urkunde jener alten Gewohnheit auf H. drey

Könige
Vom Gluͤcksſp. am Abend der H. drey Koͤnige.


LXXXI.
Vom Gluͤcksſpiele am Abend der H.
drey Koͤnige.

Es heißt in den Statuten der Stadt Bockholt im Muͤn-
ſterſchen:
Allen Boͤrgeren, Inwoners, Kindern und Knappen is
von older Inſettunge des gemeinen Rades verboedden,
dat nemand Doebelen, Crucemunten off eynig Spill ſpel-
len ſall, dar men Geld medde wynnen off verleeren mach,
uppe geinen Steeden offt Tiden, buiten offte binnen
Bockholt, uitgeſegt Schanktafelle, Worttafeln, Bo-
zeln
offt derglicken, ock uitgeſegt alle Nyjahrs Avende, und
der H. dre Könige Avende, war dat dan geſchege
mit Vroͤlickheyden in Geſteryen, in Geſellſchappen in
ein loenen Becken mit twen Dobbelſteynen, de meſte
Ogen to werpen — —

S. Nunning in Monum. Monaſt. S. 280.

Der Geiſt dieſes Geſetzes, der menſchlichen Thorheit zwey-
mal im Jahr einen froͤlichen Ausbruch zu goͤnnen, damit ſie
keine boͤſe Gehrung im Koͤrper veranlaſſe, iſt merkwuͤrdig,
und hat vielleicht mehr gewuͤrket als die Strenge unſer heuti-
gen Geſetze, welche den menſchlichen Leidenſchaften gar keinen
Spielraum verſtatten. Selbſt den Ordensgeiſtlichen erlaub-
ten unſre billigen und pracktiſchen Vorfahren, in gleicher Ab-
ſicht eigne Feſte. S. DICT. ENCYCL. unter dem
Worte: fetes des fous. Jetzt iſt nun noch der Koͤnig von
England der zur Urkunde jener alten Gewohnheit auf H. drey

Koͤnige
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0465" n="447"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Glu&#x0364;cks&#x017F;p. am Abend der H. drey Ko&#x0364;nige.</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXI.</hi><lb/>
Vom Glu&#x0364;cks&#x017F;piele am Abend der H.<lb/>
drey Ko&#x0364;nige.</hi> </head><lb/>
        <p>Es heißt in den Statuten der Stadt Bockholt im Mu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ter&#x017F;chen:<lb/><cit><quote><hi rendition="#et">Allen Bo&#x0364;rgeren, Inwoners, Kindern und Knappen is<lb/>
von older In&#x017F;ettunge des gemeinen Rades verboedden,<lb/>
dat nemand <hi rendition="#fr">Doebelen, Crucemunten</hi> off eynig Spill &#x017F;pel-<lb/>
len &#x017F;all, dar men Geld medde wynnen off verleeren mach,<lb/>
uppe geinen Steeden offt Tiden, buiten offte binnen<lb/>
Bockholt, uitge&#x017F;egt <hi rendition="#fr">Schanktafelle, Worttafeln, Bo-<lb/>
zeln</hi> offt derglicken, ock uitge&#x017F;egt <hi rendition="#fr">alle Nyjahrs Avende</hi>, und<lb/><hi rendition="#fr">der H. dre Könige Avende</hi>, war dat dan ge&#x017F;chege<lb/>
mit Vro&#x0364;lickheyden in Ge&#x017F;teryen, in Ge&#x017F;ell&#x017F;chappen in<lb/>
ein loenen Becken mit twen Dobbel&#x017F;teynen, de me&#x017F;te<lb/>
Ogen to werpen &#x2014; &#x2014;</hi><lb/><hi rendition="#c">S. <hi rendition="#fr">Nunning</hi> <hi rendition="#aq">in Monum. Mona&#x017F;t.</hi> S. 280.</hi></quote></cit></p><lb/>
        <p>Der Gei&#x017F;t die&#x017F;es Ge&#x017F;etzes, der men&#x017F;chlichen Thorheit zwey-<lb/>
mal im Jahr einen fro&#x0364;lichen Ausbruch zu go&#x0364;nnen, damit &#x017F;ie<lb/>
keine bo&#x0364;&#x017F;e Gehrung im Ko&#x0364;rper veranla&#x017F;&#x017F;e, i&#x017F;t merkwu&#x0364;rdig,<lb/>
und hat vielleicht mehr gewu&#x0364;rket als die Strenge un&#x017F;er heuti-<lb/>
gen Ge&#x017F;etze, welche den men&#x017F;chlichen Leiden&#x017F;chaften gar keinen<lb/>
Spielraum ver&#x017F;tatten. Selb&#x017F;t den Ordensgei&#x017F;tlichen erlaub-<lb/>
ten un&#x017F;re billigen und prackti&#x017F;chen Vorfahren, in gleicher Ab-<lb/>
&#x017F;icht eigne Fe&#x017F;te. S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DICT. ENCYCL</hi>.</hi> unter dem<lb/>
Worte: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">fetes des fous.</hi></hi> Jetzt i&#x017F;t nun noch der Ko&#x0364;nig von<lb/>
England der zur Urkunde jener alten Gewohnheit auf H. drey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ko&#x0364;nige</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0465] Vom Gluͤcksſp. am Abend der H. drey Koͤnige. LXXXI. Vom Gluͤcksſpiele am Abend der H. drey Koͤnige. Es heißt in den Statuten der Stadt Bockholt im Muͤn- ſterſchen: Allen Boͤrgeren, Inwoners, Kindern und Knappen is von older Inſettunge des gemeinen Rades verboedden, dat nemand Doebelen, Crucemunten off eynig Spill ſpel- len ſall, dar men Geld medde wynnen off verleeren mach, uppe geinen Steeden offt Tiden, buiten offte binnen Bockholt, uitgeſegt Schanktafelle, Worttafeln, Bo- zeln offt derglicken, ock uitgeſegt alle Nyjahrs Avende, und der H. dre Könige Avende, war dat dan geſchege mit Vroͤlickheyden in Geſteryen, in Geſellſchappen in ein loenen Becken mit twen Dobbelſteynen, de meſte Ogen to werpen — — S. Nunning in Monum. Monaſt. S. 280. Der Geiſt dieſes Geſetzes, der menſchlichen Thorheit zwey- mal im Jahr einen froͤlichen Ausbruch zu goͤnnen, damit ſie keine boͤſe Gehrung im Koͤrper veranlaſſe, iſt merkwuͤrdig, und hat vielleicht mehr gewuͤrket als die Strenge unſer heuti- gen Geſetze, welche den menſchlichen Leidenſchaften gar keinen Spielraum verſtatten. Selbſt den Ordensgeiſtlichen erlaub- ten unſre billigen und pracktiſchen Vorfahren, in gleicher Ab- ſicht eigne Feſte. S. DICT. ENCYCL. unter dem Worte: fetes des fous. Jetzt iſt nun noch der Koͤnig von England der zur Urkunde jener alten Gewohnheit auf H. drey Koͤnige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/465
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/465>, abgerufen am 22.11.2024.